Volkshochschulen ziehen an einem Strang

17.10.2019, 21:00 Uhr

Der Verband der VHS hat Druck gemacht und den Zusammenschluss gefordert. Denn die kleinen Institutionen konnten nicht die ausreichende Zahl an Kursen und Teilnehmern nachweisen. Im Hintergrund stand die Drohung, Mittel zu streichen. War das der Grund für die Verbundgründung?

Natürlich hat das eine Rolle gespielt, denn allein kommen die kleinen Einrichtungen nicht auf die nötigen Zahlen. Aber es geht auch um Anforderungen an Qualität und Vielfalt, an Professionalität in der Organisation und der Leitung. Wir wollen durch die Zusammenarbeit etwas Positives für alle erreichen, für Nutzer und Dozenten. Bisher haben wir in unserem ersten Jahr sehr kooperativ und fair zusammengearbeitet. Jede VHS bleibt im Rahmen der Kooperation souverän, aber wir haben auch gemeinsame Projekte.

Was ist für die Nutzer das sichtbarste Projekt?

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Unser erstes gemeinsames Programmheft ist bereits erschienen. Nun gibt es vereinheitlichte Dokumente von den AGBs bis zur Gebührentabelle. Das Programm hat ein größeres Format und ist sehr übersichtlich.

Von Cadolzburg bis Wilhermsdorf sind die Angebote aufgelistet. Wo ist die neue Übersichtlichkeit versteckt?

Wir haben das Angebot auch thematisch aufgegliedert. Wer beispielsweise einen Tai-Chi-Kurs besuchen möchte, aber an dem Wochentag nicht kann, schlägt nach, ob es ein zeitlich besseres Angebot in der Nachbargemeinde gibt. Nutzer können sowohl nach Ort als auch nach Thema suchen. Warum soll ein Obermichelbacher nicht an einer Studienreise der Langenzenner VHS teilnehmen oder ein Veitsbronner nicht für einen Workshop nach Wilhermsdorf kommen?

Bemerken Sie die gemeindeübergreifenden Anmeldungen?

Ja, insbesondere bei Fachvorträgen, speziellen Themen oder Workshops. Wenn es beispielsweise um Themen wie die Patientenverfügung geht, oder es einen Schmuck-Workshop gibt, ist der Radius sehr groß.

Wie viele Menschen erreicht der Verbund?

Wir haben jährlich 13 000 Teilnehmer in 1100 Kursen, die 300 Dozenten leiten.

 

Im ersten Jahr haben Sie noch weitere Schritte zur Kooperation unternommen. Welche waren das?

Wichtig für alle Abläufe war eine einheitliche Verwaltungssoftware und andere Angleichungen bei den Dokumenten. Besonders betonen muss ich die gemeinsame Gebühren- und Honorartabelle für die Dozenten. Und besonders stolz bin ich auf unser gemeinsames Anmeldeformular.

Gibt es auch Angebote, die sich ausdrücklich an alle Bürger richten?

Ja, eigentlich alle unsere Angebote. Und wir planen Verbundveranstaltungen: ein Krimifestival und eine Sternwanderung zu den Verbundorten.

Welche Probleme können die Volkshochschulen zusammen meistern?

Um weiter Staatsförderungen zu erhalten, müssen wir uns zertifizieren lassen. Das geht nur gemeinsam. Auch bei der Suche nach geeigneten Dozenten können wir uns gegenseitig unterstützen. Wir möchten als eine starke Marke auftreten und mehr öffentliche Präsenz zeigen.

Gelegentlich kommen Kurse wegen zu geringer Teilnehmerzahl nicht zustande. Gibt es hier mehr Kooperation?

Wir sind auf dem Weg dorthin. Wenn ich in Wilhermsdorf nur drei Leute habe, die gerne Italienisch lernen wollen, müsste ich den Kurs absagen. Wenn es aber anderswo auch eine kleine interessierte Personenzahl gibt, können wir uns zusammentun.

 

Welche Angebote laufen am besten?

Eigentlich geht alles mit Sport und Bewegung sehr gut: Zumba, Aquafitness, Yoga oder Rückenschule.

 

Die Wilhermsdorfer VHS kann außerdem das örtliche Hallenbad nutzen.

Oh ja, das ist fast unser Alleinstellungsmerkmal. Aquafitnesskurse sind der Renner und ich überlege selbst, auch Kurse anzubieten. Wobei das zunächst einmal nichts mit meiner Tätigkeit als Verbundkoordinatorin zu tun hat.

 

Wieso?

Verbundkoordinatorin bin ich hauptamtlich. Die Wilhermsdorfer VHS manage ich mit meinem Mann ehrenamtlich, ohne jede Bezahlung in meiner Freizeit. Das reicht von der Zusammenstellung der Kurse und die Betreuung der Website über die Gespräche mit den Dozenten bis hin zu den Anmeldungen und Abrechnungen.

 

Zurück zum Verbund: Sie feierten ihr erstes Jahr in der Zenngrundhalle.

Ja, wir sind stolz auf das Erreichte und wollten uns stark präsentieren. Unter den Gratulanten war auch Barbara Stamm, Präsidentin des Bayerischen Volkshochschulverbandes. Es war eine rundum gelungene Veranstaltung. Interview: