Wackerer Käpt'n im Kampf gegen die Eisblockade

22.1.2017, 16:00 Uhr

Die Sonne blendet, es ist klar und kalt. Auf dem Main-Donau-Kanal bewegen sich die dicken Eisschollen nur leicht im Takt der Wellen, die die „Angermünde“ in Bewegung gesetzt hat. Sie ist einer von drei Eisbrechern, die aktuell im Dauereinsatz sind, um den Kanal befahrbar zu halten. Die dicken Eisschollen knarzen unter der Last der schweren Dame, bis sie brechen.

Es ist das erste Mal seit gut 20 Jahren, dass Andreas Taronna wieder am Steuer eines Eisbrechers sitzt. Eigentlich kommt er aus Passau und ist dort Kapitän eines Vermessungsschiffes. Doch es fehlt derzeit am Personal. Der etatmäßige Kapitän der „Angermünde“ ist krank, Taronna sprang kurzerhand ein. Gemeinsam mit einem Steuermann, einem Matrosen und einem Schiffsjungen macht er nun anderen Schiffen den Weg durch den frostigen Kanal frei.

Wie mit dem Traktor

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„Das ist schon eine Abwechslung“, sagt der 54-Jährige. „Eisbrechen – das ist wie mit einem Traktor über den Feldweg fahren“; mit dem anmutigen Gleiten eines Schiffs übers Wasser habe das nicht viel zu tun. Aktuell ist die Eisdicke gerade noch so an der Grenze des Machbaren. „Bald“, sagt Taronna mit Blick auf die niedrigen Temperaturen der nächsten Tage, „geht gar nichts mehr“.

Schon jetzt bleibt mancher Frachter auf der Strecke. Die meisten der Schiffe auf dem Main-Donau-Kanal sind in Richtung Rotterdam, Antwerpen und Amsterdam unterwegs – „90 Prozent“, schätzt Taronna. Viele haben Terminfrachten geladen, müssen pünktlich ihren Anschlusshafen erreichen, wo ihre Fracht auf Hochseeschiffe verladen wird. Im Eis stecken zu bleiben, ist in so einem Fall natürlich extrem schlecht. Wenn das Eis zu dick wird, muss die Crew anlegen und auf höhere Temperaturen hoffen – das ist „ärgerlich und teuer“, weiß Taronna.

Im Moment kommt die „Angermünde“ aber noch durch. Steckengebliebene werden an einen Haken genommen und aus dem Eis gezogen. „Wir fahren gleich weiter nach Erlangen: Ein Schiff hat dort aufgegeben, die sind im Unterwasser liegen geblieben“, sagt Taronna.

Absoluter Traumberuf

Die Arbeit kann ganz schön kniffelig sein: Die Schleusen des Kanals sind zwölf Meter breit. Das Schiff, dem sie jetzt Begleitschutz durchs Wasser geben werden, ist 11,40 Meter breit. Nichtsdestotrotz findet Taronna: Kapitän zu sein, ist ein absoluter Traumberuf.

Es ist nicht schwer, ihm das zu glauben: Aus dem Steuerhaus blickt er in die Weite, hinaus auf den eisigen Kanal, der Himmel ist so blau, wie es nur geht. „Man sitzt hier viel angenehmer als im Büro“, sagt Taronna und lacht. „Und ich komm’ viel rum.“