Waldbauern ziehen an einem Strang

12.7.2016, 06:00 Uhr

Angesichts der Kräfteverhältnisse könnte man auch sagen: Die Ansbacher, mit 2300 Mitgliedern und 13.000 Hektar Forst eine der Großen Bayerns, haben die Fürther mit 1000 Mitgliedern und 4800 Hektar Wald geschluckt. Doch Roland Kasper, im Vorstandsteam der Forstbetriebsgemeinschaft Ansbach-Fürth (FBG) der Fürther Vertreter, bilanziert: „Wir sind gut aufgehoben.“

Mit dem Cadolzburger Untergruppenvorsitzenden Peter Ziegler wähnt er sich und seine hiesigen Waldbauernkollegen in keinster Weise benachteiligt: „Es war ein Gewinn für beide Seiten.“ Kasper sieht den Schulterschluss im Rückblick allerdings auch pragmatisch. „Wir hätten keine Zukunft gehabt.“ Die Selbsthilfeorganisation der Fürther Waldbauern war einfach zu klein, als dass sie sich einen professionellen Geschäftsführer hätte leisten können. Und den hätte sie nach der Forstreform gebraucht.

Förster Günter Ernst, damals Revierleiter Roßtals, hatte 23 Jahre lang die Fäden für die WBG gezogen und federführend unter anderem das geschlagene Holz vermarktet. Doch mit der freistaatlichen Forstreform, die letztlich dem Personalabbau und dem für 2006 angepeilten Ziel des damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, 2006 einen ausgeglichen Haushalt vorzulegen, diente, wurde den Revierleitern untersagt, Privatwaldbesitzer weiter betriebswirtschaftlich zu unterstützen. Die Forstbeamten helfen seitdem nur noch in sogenannten gemeinwohlorientierten Fragen, etwa zum standortgerechten Umbau der kiefernlastigen Wälder im Landkreis Fürth zu den Klimakapriolen trotzendem Mischbestand. Betriebswirtschaftliche Beratung sollten die Waldbauernvereinigungen erledigen.

Werbung
Werbung

Dafür gibt es auch einen EU-Fördertopf, der bayernweit fünf Millionen Euro pro Jahr ausschüttet. Doch um diese Zuschüsse abschöpfen zu können, so Forstdirektor Friedrich Luger vom Landwirtschaftsamt Ansbach, sind diverse Kriterien zu erfüllen. Allen voran muss ausgebildetes Personal beschäftigt werden, je 1000 Mitglieder eine halbe Fachkraft. Sogar die Mindestzahl der Infobriefe, Newsletter oder Schulungen etwa an Motorsäge oder Seilwinde sind vorgegeben, um, so Luger, „eine bestmögliche Beratung zu garantieren“.

Schlüssel ausgereizt

Diesen Schlüssel reizt die FBG Ansbach-Fürth mittlerweile aus, denn der Zuschuss ist auf 200 000 Euro binnen drei Jahren gedeckelt. Bei drei Millionen Euro Jahresumsatz fallen 400 000 Euro für Personalkosten an. Die FBG beschäftigt mittlerweile sieben Mitarbeiter, zwei davon sind Förster in Vollzeit. Sie agieren als Dienstleister der Mitglieder, sei es bei der Holzernte, bei der Vermarktung oder bei Sammelbestellungen von Pflanzen und Zaunmaterial. In die Kooperative eingestiegen sind die Ansbacher mit zwei Halbtags-Förstern und einer Bürokraft.

Heute hat die FBG 4257 Mitglieder mit 20 581 Hektar Wald, 1000 Waldbauern davon leben im Fürther Raum und bringen 4800 Hektar Forst ein. Seit der Verschmelzung ist die FBG die mitgliederstärkste Vereinigung dieser Art in Bayern — mit entsprechender Schlagkraft.

„Wir haben am Markt Gewicht“, sagt Herbert Hechtel, Vorsitzender der FBG. Und Geschäftsführer Alexander Rößler erläutert, was das bedeutet: „Wir sind eine Einheit, die durchaus sagen kann, welchen Preis wir wollen.“ Und das zum Vorteil beider Seiten. Denn mit den Fürthern haben die Ansbacher, bei denen eher die Fichte vorrangig ist, eine kiefernlastige Region hinzugewonnen, Holz also, das sie den Sägern bisher nicht anbieten konnten — und so viel Einschlag, auch sommers, dass sie die Sägewerke das ganze Jahr über beliefern können.

Für den kleinen Waldbesitzer ist der Bündelungseffekt entscheidend: „Dem sagt der Sägewerksbetreiber, wegen einer halben Fuhre Holz verhandel’ ich mit Dir doch nicht“, so Hechtel. „Wir aber bringen auch die drei Steckerle, die der Einzelne übrig hat, weiter.“ Wenngleich das Holz aus Fürther Landen mit der FBG in die ganze Welt geht, ist der Organisation doch auch daran gelegen, Kleinsägewerke der Region wie die Firma Hofmann in Cadolzburg zu beliefern. „Wir wollen schließlich auch das Holz der kurzen Wege“, sagt Rößler.

Dass sich die Arbeit im Wald wieder lohnt, macht die Preisentwicklung deutlich. In Zeiten, da der Kaminofen im Wohnzimmer hip und Nachhaltigkeit ein großes Thema ist, kommt auch dem Wald mehr Wertschätzung entgegen, beobachtet Hechtel.

Wenngleich es keine 100 Euro mehr für den Festmeter Fichtenstammholz gibt, sind die FBGler mit den aktuell 90 Euro auch zufrieden. Und während in den Anfängen der Fusion das Borkenkäferholz, das im Landkreis Ansbach zuhauf anfiel, den Preis drückte, liegt es dieses Jahr im Fürther Land mit den Kiefern im Argen.

Rote Baumkronen an den Waldrändern und an Südhängen zeugen von den Folgen des Rekordsommers 2015: So manche Kiefer ist nach der anhaltenden Hitze eingeknickt.

„Derart massive Trockenschäden, wie wir sie gerade im Landkreis Fürth, insbesondere im südlichen, haben, kannten wir bisher nicht“, sagt Georg Dumpert, der für die Reviere im Fürther Land Verantwortliche am Landwirtschaftsamt. Doch im Team lässt sich auch diese Kalamität leichter bewältigen.