Wo ist das Kettenkarussell?

23.7.2015, 12:00 Uhr

Wo zwei oder drei Kühe in Gottes Namen versammelt sind, wächst bald ein Baum, in dessen Schatten eine Hüpfburg wankt und manchmal auch ein Festzelt. Dort dübeln Bands, die den deutschen Schlager hüten wie Gauck die Freiheit, drauflos — und wenn man noch in der Lage ist, zuzuhören, fällt rasch auf, dass es in den Texten von haltlosen Versprechen nur so wimmelt. „Ich fang’ für euch den Sonnenschein“ (Tony Marshall), „Ich bau dir ein Schloss, das in den Wolken liegt“ (Jürgen Drews) oder „Ich hol’ dir einen runter, einen Stern ganz von fern“ (Anitha Warnes), das zeugt schon alles von krass diffusem Maulheldentum.

In Neuss aber meinte es jetzt einer voll ernst. Nach dem Motto „Ich fang’ für dich ganz schnell ein Kettenkarussell“ hat dort jemand, vielleicht auch mehrere Jemande, vom Gelände der örtlichen Kirmes — so heißt Kärwa halt in NRW — das historische Kettenkarussell eingesackt. Das Fahrgeschäft ist ein Erbstück und die Schaustellerfamilie fassungslos über das Geschehene. Ein Sprecher der Neusser Polizei ist zuversichtlich: „Die Wahrscheinlichkeit ist höher als bei einem Fahrrad, dass wir das Karussell finden.“ Könnte sein, ja.

Übrigens: In Fürth entscheidet sich bald, welcher von drei Plakatentwürfen für die Michaeliskärwa zum Zuge kommen soll. Nirgends ein Kettenkarussell. Das musste mal gesagt werden.

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