Gunzenhausen: AstraZeneca wird wieder verimpft

24.3.2021, 06:02 Uhr

Der Impfstoff von AstraZeneca kommt nun auch im Impfzentrum in Frickenfelden wieder zum Einsatz. © JUSTIN TALLIS, AFP

Personen, deren Termin aufgrund des Impfstopps storniert wurde, können nun unter www.impfzentren.bayern im bestehenden Account einen neuen vereinbaren. Per Telefon angemeldete Personen werden vom Impfzentrum angerufen. Alle Impfwilligen sind weiter im bayerischen Impfportal registriert und werden "nicht neu eingereiht".

Der Impfstoff von AstraZeneca kommt nun auch im Impfzentrum in Frickenfelden wieder zum Einsatz. © Foto: Privat

Der Koordinierungsarzt im Landkreis, Dr. Peter Löw aus Treuchtlingen, hält die Kritik an AstraZeneca aus medizinischer Sicht "nicht für gerechtfertigt". Der Impfstoff sei gut wirksam und mit der Vergrößerung des Abstands von erster zu zweiter Impfung auf neun bis zwölf Wochen sei er mit anderen Impfstoffen gut vergleichbar. "Es ist ein Image-Problem, das schon bei den Bestellungen durch die EU begann, sich mit der Zulassung nur für unter 65-Jährige fortsetzte und mit der kürzlichen Neubewertung durch das Paul-Ehrlich-Institut und dem Impfstopp einen Höhepunkt findet."

Löw erinnert in einer Mitteilung des Landratsamts noch einmal an den Grund für den Impfstopp. Sechs Frauen und ein Mann seien bei etwa 1,7 Millionen verimpften Dosen "überzufällig" an einem "höchst seltenen, sogenannten spontanen Heparin-induzierten Thrombopeniesyndrom" erkrankt. Das könne durch Aktivierung der Gerinnung zu Thrombosen führen. Die Krankheit sei im Gegensatz zum Namen hier ohne externe Heparingabe aufgetreten und habe bei den Betroffenen zu sogenannten Sinusvenenthrombosen im Gehirn geführt. Drei dieser Menschen seien verstorben. Deshalb sollte ein Zusammenhang mit der Impfung geklärt werden, erläutert Löw.

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Gefahr durch Covid-19 Erkrankung höher

Insgesamt seien in Europa 13 Personen gefunden worden, deshalb werde eine Aktivierung der Blutplättchen durch die Impfung diskutiert. Das Vorgehen sei für ihn verständlich gewesen, da es sich hier um eine ganz andere Krankheit handelt als eine Beinvenenthrombose, bei der sich ein Gerinnsel löst und in der Lunge stecken bleibt.

Thrombosen und Lungenembolien, macht Löw an dieser Stelle deutlich, könnten "alle Corona-Impfstoffe verursachen", aber gemäß der Literatur nur 50 bis 60 Thrombosen und Lungenembolien auf 10 Millionen Impfungen. Die Gefahr, im Rahmen einer Covid-19 Erkrankung an einer Thrombose mit Lungenembolie zu erkranken, sei vielfach höher.

Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der Immunthrombopenie werde auf vier bis sieben Fälle je eine Million Impfungen geschätzt. Das liege im Bereich aller seltenen Impfnebenwirkungen. Über dieses Risiko könne man aufklären.

Ältere Menschen könne man beruhigen

Die Krankheit sei jetzt bekannt, sie könne daher frühzeitig entdeckt und behandelt werden. Die Fälle seien alle bei Personen unter 60 Jahren aufgetreten, damit könne man Ältere beruhigen – und viele von ihnen impfen. Die Einnahme der Pille oder das Leiden an Krampfadern spreche nicht gegen eine Impfung mit AstraZeneca.

Mit Nebenwirkungen müsse man rechnen, so Löw, wichtig sei immer eine gute Impfaufklärung. Meistens passiere gar nichts. Schmerzen und eine Schwellung am Arm, Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost oder grippales Krankheitsgefühl seien möglich, das kenne jeder auch aus anderen Situationen. Die Einnahme von Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin könne bei diesen Symptomen gut helfen. Innerhalb weniger Tage sei die Symptomatik dann wieder abgeklungen.

Im Gegensatz zu AstraZeneca, wo die üblichen Impfnebenwirkungen immer bei der ersten Impfung auftreten, sei es bei dem Biontech-Impfstoff genau umgekehrt. Hier sei die erste Impfung meist gut verträglich, die Nebenwirkungen treten laut Löw bei der zweiten Impfung auf. Die Wahrscheinlichkeit, auf den Impfstoff Nebenwirkungen zu bekommen, sei bei jüngeren Leuten höher als bei den Älteren.