"Ich finde diese Konstellation klasse!"

14.2.2020, 17:19 Uhr

Politisch tanzen die Bauers also auf zwei getrennten Hochzeiten, gemeinsam führen sie hingegen nicht nur das Hotel "Blauer Wolf" in der Altmühlstadt, sondern auch einen Vier-Personen-Haushalt in ihrem schmucken Haus in Oberwurmbach. Sie sind seit 24 Jahren zusammen, seit 19 Jahren verheiratet, haben zwei gemeinsame Kinder (Dennis, 18, und Julia, 15) sowie zwei Hunde – und überhaupt keine Probleme mit der politischen Heimat des jeweils anderen. Im Gegenteil: "Ich finde diese Konstellation klasse!", grinst Bianca Bauer, und ihre Augen blitzen dabei schelmisch.

Überhaupt wird viel gelacht im Hause der Stadträtin und des Ortsverbands-Vorsitzenden. Sie frotzeln gerne mit- und übereinander, und wenn sie auf dem Gunzenhäuser Wochenmarkt ihre Wahlstände direkt nebeneinander haben, kann es durchaus passieren, dass sich der eine mit einer launigen Bemerkung in ein angeregtes Wählergespräch des anderen einmischt – und prompt ein schlagfertiges Contra kassiert.

"Tatsächlich streiten wir so gut wie nie", sagt Bianca Bauer. Was sie darauf zurückführt, "dass wir gemeinsam erwachsen geworden sind und alles zusammen gemacht haben, auch im Betrieb und bei der Erziehung der Kinder". Über Meinungsverschiedenheiten, die es natürlich auch mal gebe, werde diskutiert – und zwar "lösungsorientiert", wie beide betonen. Und humorvoll.

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Wie etwa bei der Frage, warum ihr Sohn Dennis auf der Stadtratsliste des Vaters auftaucht und eben nicht für die SPD kandidiert. Da habe er sich nicht eingemischt, sagt der Vater, der Filius habe das selbst entschieden. Und auch die Mutter beteuert schmunzelnd, dass sie natürlich "niemals versuchen würde, ihren Sohn zu beeinflussen". Und setzt dann augenzwinkernd und trocken hinterher: "Außerdem war unsere Liste schon voll."

Allem Humor zum Trotz: Ihre Kandidaturen, so beteuern beide fast wortgleich, nähmen sie sehr ernst – und sie gäben sich auch durchaus Chancen auf das jeweilige Amt. Gemeinsamer Tenor: "Wenn ich mir keine Chancen ausrechnen würde, bräuchte ich ja nicht anzutreten." Dass sie gegen einen Amtsinhaber antreten muss, schreckt sie keineswegs, sagt Bianca Bauer: Bei der Wahl 2014, die Joachim Federschmidt (SPD) als Bürgermeister gegen seinen Herausforderer Karl-Heinz Fitz (CSU) knapp verlor, habe sich ja gezeigt, "dass ein Amtsbonus eben nicht immer ein Bonus ist".

Das Interesse der gebürtigen Dresdnerin, die mit 10 Jahren nach Schwabach kam und dort aufwuchs, an der Kommunalpolitik wurde einst durch einen Missstand in Gunzenhausen geweckt: als sie nämlich dringend einen Krippenplatz gebraucht hätte, es aber in der ganzen Stadt nur neun davon gab. "Das war damals eine Katastrophe", erinnert sie sich. Zur SPD fand sie "über eine Freundin, die mich mal mitgenommen hat". Die politische Grundrichtung, sagt die gelernte Veterinärmedizinisch-technische Assistentin und Hotelkauffrau, habe gestimmt, "und die Leute haben auch gepasst".

Ehemann Stefan, aufgewachsen in Georgensgmünd, erfuhr seine Politisierung, als er nach seiner Kochlehre in Südtirol arbeitete – und dort massiv ausgegrenzt wurde: "Weil ich Ausländer war." Eine Erfahrung, die offensichtlich tiefen Eindruck hinterließ. Auf die Straße zu gehen, sagt er, sei eigentlich nicht so sein Ding, "aber gegen Rechts würde ich sehr wohl demonstrieren".

"Geballtes Fachwissen"

Die Freien Wähler wurden seine Partei, weil sie einst in Gunzenhausen dank mehrerer prägender Figuren "ein geballtes Fachwissen in der Kommunalpolitik hatten". Außerdem gebe es keinen Fraktionszwang, "man kann seine freie Meinung sagen und muss sich nicht dafür rechtfertigen", sagt Stefan Bauer, der wie seine Frau einen zweiten Beruf erlernt hat: Er ist staatlich geprüfter Immobilienmakler.

Als wichtigste politische Ziele für den Landkreis nennt Stefan Bauer einen besseren Öffentlichen Personennahverkehr, eine intensive Kommunikation mit der Wirtschaft und eine gut ausgebaute Infrastruktur aus Straßen und Datenleitungen: "Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann kommen Firmen automatisch."

Busse und Bahnen müssten kundenfreundlicher vertaktet, die Anbindung der Gemeinden an die Bahnlinie Nürnberg-Augsburg verbessert werden, der ÖPNV generell "günstiger als Autofahren" werden. Der Landratskandidat träumt von einer Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken und davon, dass Altmühlfranken Schauplatz eines Pilotprojekts werden könnte, beim dem Züge mit aus Windkraft gewonnenem Wasserstoff fahren.

Die Bürgermeisterin Bianca Bauer würde sich unter anderem für einen kostenlosen ÖPNV in Gunzenhausen stark machen, ein CO2-Minderungskonzept vorantreiben, und besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der Ortsteile legen. Den Marktplatz für den Autoverkehr komplett zu sperren, lehnt sie ab ("dann wäre die Innenstadt tot"), und mit Vertretern der Wirtschaft würde sie einen intensiveren Austausch pflegen, als sie das bislang wahrnimmt: "Eine Entwicklung wie bei der insolventen Firma Pressmetall war lange absehbar", sagt sie. "Da müssen rechtzeitig Gespräche geführt werden."

Egal, wie die Wahl im März ausgeht, beide Bauers wollen "auf jeden Fall mit der Kommunalpolitik weitermachen", sagen sie. Eine Niederlage jetzt schließe eine erneute Kandidatur ja nicht aus. In einem sind sich sie allerdings auch einig: Gegeneinander um das gleiche Amt antreten, das werden sie nicht. Denn das bedeute ja zwangsläufig, dass einer von beiden als Verlierer aus dem Familienduell gehen würde.

Und da, so darf man vermuten, hört der Spaß dann doch auf.