In einem Rutsch zur Landesgartenschau

15.8.2019, 05:47 Uhr

Für Michael Rummel ist die Landesgartenschau ein echter Gewinn. Und das nicht deshalb, weil er ein Garten-Fan ist. Vielmehr hat die Veranstaltung für ihn einen angenehmen Nebeneffekt. Wegen des Sonderzuges des VGN, der während der Landesgartenschau von Nürnberg aus zweimal täglich nach Wassertrüdingen fährt, war die Anreise zu seinen Eltern für ihn viel kürzer als gedacht. Sogar aus Leipzig. Dort war Rummel nämlich kürzlich zu Gast, um 8.48 Uhr fuhr er von dort aus los und kam um 12.17 Uhr am Wassertrüdinger Bahnhof an. In 3,5 Stunden von Leipzig nach Wassertrüdingen also.

 "Da ist die Strecke aus Neuendettelsau zu meinen Eltern sogar komplizierter",  sagt der 36-jährige Rummel, der seinen Wohnsitz als Mitarbeiter der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau hat. Für die 40 Kilometer, die er mit dem Auto in 30 Minuten zurücklegt, braucht er mit dem Zug normalerweise über zwei Stunden. Mit Umstiegen in Wicklesgreuth und Nürnberg. "Ich würde es auf jeden Fall sehr begrüßen, wenn der Sonderzug nach Wassertrüdingen bestehen bleiben könnte", sagt Michael Rummel.

Um Besuchern aus Nordbayern die Anreise zu erleichtern, wurde die stillgelegte Bahnstrecke zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen reaktiviert. Vom 25. Mai bis zum 8. September, also während der Landesgartenschau, fahren an allen Samstagen, Sonntagen und an den bayernweiten Feiertagen um 9.07 Uhr und 11.07 Uhr Züge von Nürnberg nach Wassertrüdingen. Die Zwischenstationen sind Schwabach, Roth, Pleinfeld und Gunzenhausen. Nachmittags fährt dann um 15.32 Uhr und um 17.32 Uhr ein Zug zurück nach Nürnberg. Wer mit der Mittelfrankenbahn anreist und an der Kasse sein Zugticket vorzeigt, bekommt zudem einen Euro Ermäßigung auf die Tageskarte.

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Auch in die andere Richtung

Für Gunzenhäuser gibt es also auch die Möglichkeit auf direktem Wege – und ohne Umsteigen in Pleinfeld – nach Nürnberg zu kommen. "Wir finden diese Teilreaktivierung sehr gut. Klasse ist vor allen Dingen, dass man da direkt von Nürnberg aus durchfahren kann", sagt Ingeborg Herrmann von der Stadt Gunzenhausen, und Peter Schubert, Amtsleiter und Geschäftsführer der Landesgartenschau, ergänzt: "Ich habe total viele Mails von Menschen bekommen, die sich darüber freuen, dass sie somit auch in die andere Richtung aus Wassertrüdingen wegkommen." Der Zug von Nürnberg nach Wassertrüdingen werde unterdessen laut Geschäftsführer Peter Schubert auch "insgesamt gut angenommen." Genaue Zahlen hat er allerdings nicht. Schätzungsweise würden 40 bis 50 Personen pro Zug im Durchschnitt zur Landesgartenschau kommen. Auch die VGN-Pressesprecherin Barbara Lohss bestätigt: "Die Sonderzüge werden gut angenommen."

Es gebe aber auch Ausschläge nach oben. Der vergangene Sonntag sei Schubert dabei besonders aufgefallen. "Da sind mindestens 200 Menschen aus dem Zug gekommen und die Frankenstraße ist übergequollen", so Schubert. Am 3. und 4. August, zur besten Sommerferienzeit, war Wassertrüdingen nämlich wieder Schauplatz für das Thailandfest, bei dem sich der Sonnenuhrenpark in einen kleinen thailändischen Markt mit zahlreichen Essens- und Verkaufsständen verwandelt hatte. "Wir merken schon teilweise, dass es ein Verkehrschaos gibt, weil wir so viele Tageskarten verkauft haben. Deshalb ist der Zug auch so wichtig", sagt Schubert.

Die BayernBahn hat gemeinsam mit der Stadt Wassertrüdingen und der DB Region Bayern im Vorfeld die Strecken nach Gunzenhausen und Nördlingen sowie die Bahnübergänge ertüchtigt. Der Bahnsteig in der Wörnitzstadt wurde neu gestaltet. 1,4 Millionen Euro wurden laut Andreas Braun, Geschäftsführer der BayernBahn, hier investiert, dazu kommen noch 50 000 Euro für den barrierefreien Ausbau des Bahnsteigs in Wassertrüdingen. Die Renovierungsmaßnahmen am Bahnhof hat die Stadt Wassertrüdingen übernommen. Ebenso wie den Differenzbetrag für die Bereitstellung der Züge in Richtung Nürnberg in Höhe von 36 000 Euro. Denn Peter Schubert hat schon seit längerer Zeit die feste Zusage der damaligen Verkehrsministerin Ilse Aigner, dass die Bahnstrecke reaktiviert wird, dass die sogenannte Hesselbergbahn also ab 2024 wieder im Stundentakt Personenzüge zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen sowie weiter nach Pleinfeld befördert. Die Bestellorganisation für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Bayern ist dabei die "Bayerische Eisenbahngesellschaft" (BEG). Diese plant, finanziert und kontrolliert den Schienenpersonennahverkehr im Auftrag des Freistaats Bayern und legt fest, auf welchen bayerischen Strecken Regionalzüge und S-Bahnen in welchem Takt und mit welcher Kapazität fahren. Und der Freistaat hat seinerzeit über jene BEG eine zwölfjährige Bestellgarantie (2024 bis 2036) für die Strecke Gunzenhausen-Wassertrüdingen ausgesprochen.

"Uns würde die Reaktivierung sehr freuen", sagt Ingeborg Herrmann von der Stadt Gunzenhausen. "Die Bestellgarantie für diese Strecke ist da", bestätigt auch der stellvertretende Landrat des Landkreises Donau-Ries, Reinhold Bittner, der im Oettinger Stadtrat aktuell mit diesem Thema zu tun hat.

Denn andere Städte wollen auch profitieren. Am 24. Mai reiste der Kreistag Donau-Ries zur Gartenschaueröffnung an und nutzte dies, um durch eine Aktion auf die Notwendigkeit der Reaktivierung der alten "König-Ludwig-Nord-Süd-Bahn" nicht nur zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen, sondern auch weiter führend über Oettingen nach Nördlingen, hinzuweisen.

Wünsche aus dem Ries

Auch bei der Oettinger Kirchweih gab es eine Plakataktion und eine Petition. "Der Bedarf wäre auf jeden Fall da", sagt die stellvertretende Oettinger Bürgermeisterin, Gertrud Jaumann, und ergänzt: "Ich habe natürlich auch unterschrieben." Laut Reinhold Bittner werde derzeit eine Fahrgastanalyse in Auftrag gegeben, von deren Ausgang auch abhängt, ob sich der Freistaat engagiert. Die Strecke ist in Privatbesitz der Bayernbahn. Bittner betont allerdings auch die Kosten, die dann anfallen würden. Beispielsweise für Bahnübergänge. "Das ist alles nicht so einfach", sagt er.

Die Zusage liegt ohnehin erst einmal nur für die Strecke zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen vor. Zumindest die Eltern von Michael Rummel werden das gerne hören. Denn vielleicht kommt ihr Sohn dann ja öfters aus Neuendettelsau oder Leipzig zu Besuch.