Mauer soll Gunzenhausen vor Hochwasser schützen

1.5.2015, 07:00 Uhr

Mobildeiche sind ein Schlauchsystem, das relativ kurzfristig und ohne große Installation vor Ort aufgebaut werden kann. Mit Wasser gefüllt bleibt der Schlauch durch sein Eigengewicht am Boden liegen. Der Vorschlag von Peter Schnell (Grüne) war in den vergangenen Monaten vom Wasserwirtschaftsamt auf seine Praktikabilität geprüft worden. „Wir haben diese Anfrage sehr ernst genommen“, erklärte Bauoberrat Michael Müller in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Das Wasserwirtschaftsamt ist nach seinen Worten aber zu dem Schluss gekommen, dass die Mobildeiche als „planmäßiger Hochwasserschutz“ für Gunzenhausen nicht geeignet seien.

Das „geschlossene Behältersystem“ ist laut Müller ein reines „Notfallsystem“. Als „Sandsackersatz“, als „zweite Verteidigungslinie“ hinter dem Deich, habe es sich in der Vergangenheit durchaus bewährt. Doch laut dem Fachmann gibt es auch einige Probleme und die überwiegen nach seiner Darstellung. So seien Mobildeiche nicht überströmungssicher, es fehle die Untergrunddichte, es gebe keinen „kraftschlüssigen“ Verbund mit dem Untergrund, mit Auftrieb müsse gerechnet werden, weshalb es auch keine ausreichende Lagesicherheit gebe. Und schließlich habe der mobile Deich keine „definierte Höhenlage“, da er sich dem Gelände anpasse.

Ein „dauerhafter Schutz geht mit solchen Systemen nicht“, unterstrich der Leiter des Wasserwirtschaftsamts, Arndt Bock, die Worte seines Stellvertreters. Zudem gebe es für Mobildeiche keine staatlichen Zuschüsse. Das bayerische Umweltministerium lehne den Einsatz von Mobildeichen als dauerhafte Lösung ab, so Müller.

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Peter Schnell fand im Gegensatz dazu das mobile System gerade deshalb für Gunzenhausen geeignet, weil es bedarfsgerecht eingesetzt werden könne. „Wir brauchen doch genau ein Notfallsystem“, so der Fraktionsvorsitzende der Grünen, und nicht eine Mauer, die vielleicht in den nächsten 30 Jahren nicht zum Einsatz komme. Nicht nachvollziehen konnte der Stadtrat, weshalb das bayerische Umweltministerium eine Lösung ablehne, die eine Stadt wie Dessau zum Schutz des Weltkulturerbes einsetze.

Das Wasserwirtschaftsamt hatte nicht nur den möglichen Einsatz der Mobildeiche geprüft, sondern auch Vorschläge dabei, wie die Mauer ästhetischer gestaltet werden könnte. Demnach könnten mehr der sogenannten „Sichtfenster“ zum Einsatz kommen. Bisher waren die Fachleute davon ausgegangen, dass es im „ungünstigsten Fall“ nur eine Vorwarnzeit von vier Stunden gebe. In dieser Zeit müssen die offenen Bereiche, etwa bei den Wegen, mithilfe von Dammbalken dicht gemacht werden. Wenn man nun diese Durchlässe um 30 oder 40 Zentimeter anhebt, könnte die Vorwarnzeit um eine Stunde verlängert werden und somit wäre „das eine oder andere Sichtfenster mehr möglich“, erläuterte Müller. Leicht angeböscht wäre es kein Problem, die Wege dann entsprechend darüber zu führen.

Daneben sei die „zentrale Frage“, wie die Hochwasserschutzmauer optimal in die Altmühlauen eingebunden werden könnte. Möglich wäre das mit einer entsprechenden Gestaltung der Fläche, hierzu waren vom Münchner Planungsbüro Ohnes & Schwahn bereits vor einigen Jahren erste Ideen geliefert worden. Der Vorschlag des Wasserwirtschaftsamts war nun, eine Ausschreibung mit einigen in Frage kommenden Büros zu machen. Die Freiflächenplanung sollte dann in enger Abstimmung mit der Stadt Gunzenhausen über die Bühne gehen, zudem sollte die Bevölkerung mit eingebunden werden. Mit diesem Vorgehen erklärte sich die Mehrheit des Stadtrats einverstanden.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz freute sich, dass man nun „deutlich einen Schritt weiter“ gekommen sei und sieht in der Freiraumgestaltung eine „Chance für die Stadt“. Er zeigte sich zuversichtlich, dass man damit von der Mauer ablenken könne. Das vom Wasserwirtschaftsamt vorgeschlagene Planungsgebiet von der Stadthalle bis zur Oettinger Straße wollte das Stadtoberhaupt aber noch bis über die Jugendherberge hinaus ausgedehnt wissen. Die Kosten für die Planung muss die Stadt zur Hälfte tragen.

Dr. Werner Winter (Freie Wähler) ist überzeugt, dass man nach zwei bis drei Jahren die Mauer gar nicht mehr sehe und der CSU-Fraktionsvorsitzende Manfred Pappler äußerte zwar eine gewisse „Sympathie“ für die Position der Grünen, hielt es aber auch für einen guten Weg, die Mauer „bewusst als Gestaltungselement“ zu nehmen. Sein SPD-Kollege Daniel Hinderks äußerte Bedauern, dass die mobile Lösung nicht funktioniere, die Sozialdemokraten könnten das vorgeschlagene Prozedere aber mitgehen.

Neben Bürgermeister Fitz stimmten 18 der 23 anwesenden Stadträte dafür, dagegen sprachen sich Gerald Brenner und Erika Gruber (beide CSU), Helga Betz und Peter Schnell (beide Grüne) und Werner Falk (FDP) aus.