Riesenzirkus in Gunzenhausen hat endlich ein Ende

20.11.2014, 09:25 Uhr

Denn Stephan Brändlein vom Ordnungsamt und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz hatten mit dem Familienunternehmen tatsächlich einen Riesenzirkus. Von der mangelhaften Unterbringungen zweier Tiger bis hin Schulden bei den Stadtwerken in Höhe von 600 Euro kam in den zwei Wochen, die das Zelt des „Zirkus Moskau“ in der Alemannenstraße stand, so einiges zusammen.

Fitz wäre mit dem Thema wohl nicht an die Öffentlichkeit gegangen, wenn er nicht das Gefühl bekommen hätte, dass von Seiten der Zirkusleute ganz gezielt Stimmung gegen die Stadt gemacht worden sei. So habe er, berichtete der Bürgermeister im Gespräch mit dem Altmühl-Boten, mehrere empörte Anrufe bekommen, eine Bürgerin sprach dabei sogar von „Zuständen wie im Dritten Reich“ und auch Stefan Brändlein musste sich vor Ort übelste Beschimpfungen anhören.

Der Zirkus bezog vor wenigen Wochen auf einem Privatgrundstück Quartier. An einem Freitagnachmittag tauchten dann in der Stadt Plakate auf, die für die Vorstellungen warben. Weder waren die Veranstaltungen bei der Stadt angezeigt worden noch hatte sich der Zirkus eine Genehmigung für das Plakatieren geholt. Die Stadt ließ Gnade vor Recht ergehen und untersagte lediglich die für Allerheiligen geplanten Vorstellungen.

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Tiger ungeeignet untergebracht

Damit nicht genug. Der Zirkus war mit zwei Tigern angereist, die bereits im Vorfeld für Furore gesorgt hatten. Die beiden Raubtiere aus Polen sollten beim „Zirkus Moskau“ ein neues Domizil finden. Der marode Sattelschlepper, der die Tiere transportierte, wurde allerdings bei Zwickau von der Polizei gestoppt. Die so gestrandeten Tigerweibchen Floyd und Sira brachten es zu einer gewissen Berühmtheit, bis sich eine Transportmöglichkeit nach Herzogenaurach ergab, wo der Zirkus gastierte.

Auf die zweifelhafte Unterbringung der Tiere vom Herzogenauracher Veterinäramt aufmerksam gemacht, nahmen Brändlein und ein Tierarzt des hiesigen Veterinäramts die Unterkunft der beiden Großkatzen sofort in Augenschein und fanden sie kaum geeignet. Der Käfig bot den beiden stattlichen, 13 Jahre alten Tieren gerade einmal 16 Quadratmeter, darüber hinaus fehlte ein Sicherungsbolzen.

Angesichts der Versicherungen, dass ein geeigneter Käfig bereits unterwegs sei, warteten die Behörden zunächst etwas ab, zumal auch die Frage der anderweitigen Unterbringung der Großkatzen geklärt werden musste. Da sich aber auch nach Tagen nichts an der Situation nichts geändert hatte, kamen Stadt, Landratsamt, Zoll, Polizei Gunzenhausen und die Regierung von Mittelfranken bei einem stundenlangen Krisengespräch zu dem Schluss, die Tiere aus dem Zirkus zu holen. Doch die waren mittlerweile verschwunden und sind auch nicht in Dillingen, wo der Zirkus mittlerweile gastiert, aufgetaucht.

Zirkus drohte zu überwintern

Während sich das Problem mit den Tigern also über Nacht in Luft aufgelöst hatte, fingen die Schwierigkeiten mit dem „Zirkus Moskau“ erst richtig an. Nach dem für zwei Wochen angesetzten Aufenthalt forderte die rund 30-köpfige Truppe von der Stadt mehrere Tausend Euro, um die Weiterfahrt überhaupt finanzieren zu können.

Das Geld wurde unter anderem für die Kurzzeitkennzeichen benötigt, die der Zirkus jeweils für den Reisetag besorgt, regulär angemeldet war keines der Fahrzeuge – abgemeldete Wagen auf öffentlichem Grund abzustellen, ist übrigens eine weitere Ordnungswidrigkeit, die laut Brändlein nicht geahndet wurde.

Die Stadt verhandelte daraufhin mit dem Jobcenter, um zumindest für die rund 15 deutschen Mitarbeiter des in Münster in Westfalen beheimateten Familienbetriebs Hartz IV-Leistungen zu erreichen. Am Ende legte die Stadt sogar noch 700 Euro dazu, um die Weiterreise zu ermöglichen, von der offenen Rechnung bei den Stadtwerken ganz zu schweigen.

Es müssen Rathaus so einige Steine von einigen Herzen gefallen sein, als sich die Zirkuswagen in der vergangenen Woche endlich auf den Weg machten. Das war auch nicht zuletzt der offenen Drohung seitens des „Zirkus Moskau“ geschuldet, sich einfach auf dem Gunzenhäuser Festplatz für die kommenden Wintermonate häusliche niederzulassen, wenn die Stadt kein Geld locker mache.