"Schwarze Löcher" in Gunzenhausen

14.3.2018, 06:02 Uhr

Die Veranstalter wollten einen Physik-Vortrag zu den ganz großen Themen und hatten mit dem Referenten des Abends erneut den richtigen Mann dafür gefunden. Schulleiterin Susanne Weigel und Physik-Fachschaftsbetreuer Dr. Ulrich Kiesmüller begrüßten den Referenten im Namen von Schule und Freundeskreis in der gut gefüllten Schulaula. Gaßner, der nun bereits zum dritten Mal am SMG referierte, ist manchem Physik-Fan möglicherweise bereits bekannt. Er hält spannende Vorträge im In- und Ausland zu verschiedensten Themen und veröffentlichte zusammen mit Prof. Dr. Harald Lesch ein Sachbuch.

Auf dem von ihm betriebenen Youtube-Kanal "Urknall, Weltall und das Leben" wird Gaßners Leidenschaft für die Wissenschaft in unzähligen Beiträgen deutlich. Mit echter Begeisterung sowie einer Mimik und Gestik, die mitreißen, bringt er seinem Publikum digital wie analog komplizierteste Themen nahe.

Dieses Talent konnte der Referent am SMG nun erneut unter Beweis stellen. Angesichts voller Sitzreihen zeigte er sich eingangs fasziniert von der starken Resonanz. Dies sei doch erstaunlich bei einem Thema wie der Astrophysik, welches keinerlei direkte Wichtigkeit für das alltägliche Leben der Menschen habe. Dennoch: Ein Blick in die Geschichte zeige, dass sich der Mensch seit Jahrtausenden mit den Fragen des Universums beschäftige. Dabei müsse er sich seit jeher vor allem auf seine Intelligenz verlassen, schließlich würden angeborene Sinnesorgane oder gar Instinkte hier wenig helfen.

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"Nobelpreis-Physik" auf ein verständliches Niveau zu bringen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, der sich Gaßner jedoch mit großer Expertise annahm. Das Thema des Abends war die fortschreitende Erforschung von so genannten Gravitationswellen, die durch beschleunigte Massen, zum Beispiel Schwarze Löcher, ausgelöst werden. Die erfolgreiche Messung solcher Wellen brachte drei Wissenschaftlern 2017 den Physik-Nobelpreis ein. Josef Gaßners Vortrag wollte dabei echtes Verständnis für die Schwierigkeiten und Potenziale dieser Forschungen vermitteln. Um verstehen zu können, was Schwarze Löcher überhaupt sind, und wie Gravitationswellen entstehen, müsse man tiefer einsteigen, so Gaßner. Statt der "Standarderklärung" versprach der Referent "viel Programm", und nahm sein Publikum zunächst direkt in die Grundlagen der Astrophysik mit.

Für das Verständnis von Schwarzen Löchern ist nämlich unter anderem die Gravitationstheorie von zentraler Bedeutung. Laut Isaac Newton ziehen Massen einander an. Größere Massen, wie beispielsweise unsere Erde, haben eine größere Anziehungskraft. Diese Kraft macht eine noch größere Kraft notwendig, will man sie überwinden. Darauf aufbauend entwickelte John Mitchell rund hundert Jahre nach Newton dessen Theorie weiter: Was, wenn eine Masse so groß ist, dass selbst Licht nicht entkommen kann?

Damit war die grundsätzliche Idee eines Schwarzen Loches geboren. Josef Gaßner wollte sein Publikum aber noch viel weitreichender mitnehmen. Er spannte die Brücke zur Einstein’schen Relativitätstheorie, welche für die heutige Astrophysik von grundlegender Bedeutung ist. Mancher Laie war sicherlich überrascht, so plötzlich zumindest ein gewisses Verständnis für derart komplizierte Sachverhalte entwickelt zu haben.

Von der Theorie ging es dann schnell weiter in die Praxis. Aufbauend auf den Erkenntnissen Einsteins war man nämlich schon lange Zeit davon ausgegangen, dass einander umkreisende Massen Gravitationswellen verursachen. Letztere spielen sich jedoch in derart kleinen Dimensionen ab, dass eine Messung lange Zeit unmöglich war. Nur Ereignisse mit extremer Energiefreisetzung, etwa die Kollision zweier Schwarzer Löcher mit einem Vielfachen der Masse unserer Sonne, erzeugen auf der Erde messbare Wellen. Doch selbst diese Signale sind kaum feststellbar. Die erfolgreichen Messungen der letzten Jahre sind eine wissenschaftliche Sensation, bei der modernste Technik und aufwendige Messstationen notwendig waren. Solche Stationen stehen mittlerweile an mehreren Orten auf der Welt, auch in Deutschland existiert eine Einrichtung nahe Hannover.

Insgesamt fiel auf, dass sich das Publikum aus sehr unterschiedlichen Altersgruppen zusammensetzte. So war von jungen Schülerinnen und Schülern über berufstätige Erwachsene bis zu interessierten Seniorinnen und Senioren alles vertreten. Josef Gaßner verpflichtete sich stets größtmöglicher Verständlichkeit, wollte dieser aber auch nicht den wissenschaftlichen Anspruch seines Vortrags opfern. An einigen Stellen war er mit all seiner Begeisterung fürs Thema sichtlich versucht, noch weiter ins Detail zu gehen.

In der Fragerunde, die direkt an den Vortrag anschloss, offenbarte sich schließlich die hohe Expertise auch von Teilen des Publikums. So war klar, dass viele der Anwesenden regelmäßige Gäste auf Gaßners Youtube-Kanal sind, und es ging teilweise nochmal ans Eingemachte. Am Ende blieb eine stets aufregende Reise durch das Universum, bei der es reichlich Gelegenheit zum Staunen gab. Allein ein Gefühl für die Dimensionen zu bekommen, in denen sich die Astrophysik bewegt, rückte viele "Erdprobleme" in ein anderes Licht.