Von zart bis kraftvoll

16.12.2014, 18:00 Uhr

Der klingende Schwerpunkt lag bei weihnachtlichen und anderen besinnlichen Weisen, doch kam durch zwei Tangos auch südamerikanische Färbung hinzu. Alle vier Musiker beherrschen mehrere Instrumente, die sie in verschiedenen Kombinationen, der Stimmung des jeweiligen Stückes entsprechend, einbrachten.

Mulo Francel spielte an diesem Abend Klarinette, Bassklarinette, Kontrabassklarinette, Sopran- und Melodiesaxofon, Gitarre und überdies Sansula. Das ist ein hierzulande wohl unbekanntes afrikanisches Instrument. Es hat einen tellergroßen, topfartigen Resonanzkörper und ist überspannt von einer Art Pergament, auf dem Metallzungen befestigt sind. Seine übermannshohe Kontrabassklarinette gab dem Stück „Kommet, ihr Hirten ...“ einen besonders tiefen, runden Klang.

Mit einem Tango, der eigentlichen Domäne des Quartetts, eröffnete Andreas Hinterseher auf seinem Bandoneon durch ein fetziges Vorspiel das Konzert. Dieses Instrument, eine aus einer Concertina entwickelte Ziehharmonika, sorgt für sanfte, aber auch scharfe brillante Töne. Der Musiker beherrscht auch das Tastenakkordeon, das Vibrandoneon, und er setzte ein Glockenspiel ein. Das Vibrandoneon wurde vor einigen Jahren in Italien erfunden. Im Prinzip funktioniert es wie eine Melodika und hat Mundharmonika-Stimmzungen. Die Luftzufuhr erhält das Instrument durch ein langes gebogenes Mundstück. Die eigene Lunge ersetzt sozusagen den Akkordeonbalg. Der Ton des Instruments klingt um einiges wehmütiger und menschlicher als das Akkordeon.

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Weihnachtliche Gefühle sprach vor allem folgendes Potpourri an: „Vom Himmel hoch, da komm‘ ich her“, „Leise rieselt der Schnee“ , „Fröhliche Weihnacht überall“, „Seht, die gute Zeit ist nah“ und andere wohlbekannte Lieder dieses Genres. Der Perkussionist D. D. Lowka setzte dabei in fliegendem Wechsel seinen Kontrabass und die Tarabuka ein. Letztere ist eine einfellige Bechertrommel nordafrikanischen Ursprungs. Bei dieser Liedreihe zeigte besonders Evelyn Huber ihr facettenreiches Spiel auf der Harfe. Von zarten Klängen bis zu kraftvollen, schnellen Tonfolgen beherrscht die Künstlerin meisterhaft die ganze Ausdrucksbreite dieses grandiosen Instruments. Auch auf dem Salterio, einer Art Hackbrett, bewies sie ihr Können.

Mit „Still, die Nacht ist voller Sterne“ folgte eine sehr getragene lyrische Komposition eines kaum bekannten polnischen jüdischen Musikers. Den Künstlern blieb von einem Aufenthalt in Antiochien, wo sie Filmaufnahmen musikalisch untermalen sollten, die dann folgende Melodie im Ohr hängen. Wegen der ungewöhnlichen Tonfolge und des eigenartigen Rhythmus arrangierten sie daher das Stück für sich. Aus Schweden brachten die Musikanten „Weihnachten, Weihnachten, wunderschöne Weihnachten“ von Gustav Nordquist zu Gehör. Es folgte „Paprika“, ein spritziges, schnelles, ungarisch inspiriertes Werk, welches bei immer stärker forciertem Tempo in einer mitreißenden Improvisation von Mulo Francel auf dem Sopransaxofon gipfelte.

Nach der Pause erklang „Ich steh an deiner Krippen hier ...“ unter Verwendung einer Bearbeitung von Johann Sebastian Bach. Hier entfaltete die Bassklarinette alle ihre Möglichkeiten. 1890 hatte eine amerikanische Musikethnologin Musik der Lacota-Indianer aufgenommen. Eine dieser musikalischen Erfindungen mit dem Titel „Sieh, die Morgenröte“ sprach die Musiker so an, dass sie eine Bearbeitung in ihr Repertoire aufnahmen. Im folgenden weihnachtlichen Motiv übernahm zunächst das Vibrandoneon, von Andreas Hinterseher hervorragend gespielt, die Führungsrolle. D. D. Lowka trat danach mit einer kraftvollen Improvisation auf dem Kontrabass hervor.

Beim anschließenden schnellen Stück im südamerikanischen Rhythmus kam vorrangig die Bassklarinette zum Einsatz. „Trip to Batami“ gab dann dem Perkussionisten Raum für ein fulminantes Solo auf der Tarabuka, der großen Bechertrommel. Warum bei der Geburt Jesu kein imponierendes Tier wie ein Löwe oder ein Adler zugegen war, beantwortete dann ein französisches Weihnachtslied: Ochsen nämlich standen im Stall von Bethlehem, um das Kind in der Krippe mit ihrem Atem zu wärmen. Ein moderner Tango von Astor Piazzola leitete das Ende des Konzerts ein.

Die große Begeisterung der Zuhörer, die sich in lang anhaltendem Applaus zeigte, wurde mit Zugaben belohnt. Ein amerikanisches Volkslied „Christmas time is here“ erklang. Dann folgte ein polnisches Weihnachtslied, in dem das Vibrandoneon wieder zu hören war. Mit einer von bayerischer Volksmusik beeinflussten Komposition, bei welcher der Bassist überraschend in die Saiten der Harfe griff und die Harfenistin das Hackbrett einsetzte, endete das beeindruckende Konzert.