Adelsdorfer Bürger kritisieren Reuthsee

12.7.2018, 11:57 Uhr

Insgesamt hatten allerdings nur wenige Interesse an der Bürgerversammlung in der Aischgrundhalle, nur rund 100 Personen wollten sich die jährliche "Bürgermeister-Bilanz" anhören, die im Prinzip eine Zusammenfassung der kommunalpolitischen Ereignisse des Jahres ist. Doch auch das Unwetter und die Überflutungen an Fronleichnam und am 5. Juli, sorgten für Gesprächsstoff.

Von den Fluten betroffene Bürger, deren Keller und Gärten überschwemmt wurden, machten ihrem Unmut Luft. "Das hatten wir noch nie", so eine Stimme, die das neue Wohngebiet "Reuthsee" mit rund 500 Wohneinheiten für die Misere verantwortlich machte. Von dort aus strömten nämlich dreckige Wassermassen von noch nicht befestigten Baugrundstücken in die unterhalb liegenden Straßen und Grundstücke. Wo solle das Regenwasser bloß hin von 500 neuen Häusern, von den befestigten und gepflasterten Böden? "In die teils 50 Jahre alten Kanäle?", so eine Frage.

Bürgermeister Karsten Fischkal war ebenfalls entrüstet, zumal er in seinem Wohnhaus in der Anton-Krümmer-Straße selbst nicht vom ein- und austretendem Hochwasser verschont wurde. "Wir werden die bisherigen Ideen und Anregungen mitnehmen", sagte er, zumal auch ein entsprechender Antrag der Freien Wähler vorlag. Eine vom Hochwasser betroffene Frau meldete sich und forderte sogar einen sofortigen Baustopp im "Reuthsee".

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Fischkal war während und nach den starken Regenfällen selbst vor Ort und kündigte an, dass es nun Konsequenzen geben werde. "Wir haben dem Investor in Sachen Reuthsee aufgefordert, etwas zu unternehmen", damit es nicht nochmal zu einem derartigen Wasseraustritt aus dem Baugebiet komme, hieß es. Fischkal wurde zugesichert, dass noch in diesen Tagen entsprechende Vorsichtsmaßnahmen im Baugebiet getroffen werden würden. "Und wir lassen uns nicht nur mit Zusagen abspeisen, wir bleiben da dran und verfolgen, was präventiv gemacht wird." Der Bürgermeister forderte aber auch jeden Einzelnen auf, selbst für Schutz zu sorgen, sei es mit Rückstauklappen oder sonstigem. Starkregen würden zukünftig wohl öfter registriert, weshalb die Gemeinde auch als eine der ersten Kommunen in Bayern an einem Projekt teilnehme, mit dem die Bürger im Vorfeld über Unwetter informiert werden.

Knackpunkt Gewerbesteuer

Für Kämmerer Christian Jakobs war es der "finale Geschäftsbericht". Als anerkannter Finanzexperte verlässt er Adelsdorf ab dem 13. Juli in Richtung Ansbach (wir berichteten). Als er, sagte Jakobs bei der Bürgerversammlung, 2013 nach Adelsdorf kam, sei die Gemeinde eigentlich zahlungsunfähig gewesen. Man suchte die Ursachen in einer ansonsten recht gut aufgestellten Kommune und stieß auf verhältnismäßig hohe Betriebsausgaben in den Werken. Eine Konsolidierungsphase wurde eingeleitet, die darin gipfelte, dass der Schulsportplatz nach einem Bürgerentscheid veräußert wurde. Aktuell habe Adelsdorf einen Haushalt — in Erträgen und Aufwendungen ausgeglichen — in Höhe von knapp 20 Millionen Euro, wobei die Gemeinde 2018 über 10 Millionen Euro aus Steuern und Abgaben generiere, über fünf Millionen flössen aus der Gewerbesteuer.

Jene Gewerbesteuereinnahmen machen Adelsdorf im laufenden Haushalt aber auch einen Strich durch die (Vorab)Rechnung des Kämmerers, denn sie fallen wie erwartet deutlich niedriger aus (wir berichteten). Hinzu kommt, dass die Gemeinde massiv in die Abwasserbeseitigung (über 400 000 Euro) investieren muss, schließlich sind einige Kanäle bereits zwischen 40 und teils 60 Jahre alt. Rund 560 000 Euro sehe man laut Kämmerer für den Straßenunterhalt vor, 210 000 Euro für die Sanierung des Feuerwehrhauses. Für den Ausbau der Kinderbetreuung seien 2,86 Millionen nötig, 615 000 Euro koste die neue Drehleiter.

Allerdings greifen die Konsolidierungsmaßnahmen laut Jakobs, denn die Gemeinde hatte Ende 2017 ein Gesamtguthaben in Höhe von 6,65 Millionen Euro, aber auch "echte" und "eventuale" Verbindlichkeiten. "Echte" in Höhe von 8,54 Millionen, "eventuale" (Bürgschaften, Defizitverträge) von zusätzlich über einer Million Euro. Man baue aber auch Schulden kontinuierlich ab, heuer seien 649 000 Euro an Tilgungsleistungen vorgesehen; die Schulden werden seiner Einschätzung nach aber mindestens bis 2020 weiter steigen, obwohl bis 2020 ein Einwohnerstand von rund 9000 Bürgern erreicht werde.

Probealarm im Juli

Heike Zahnleiter, die Ressortleiterin der Sozialen Dienste, berichtete von derzeit 465 Betreuungsplätzen in der Gemeinde, die nach Fertigstellung der weiteren Betreuungseinheiten auf 611 Plätze wachsen werden. Diese Entwicklung wiederum erfordert, dass alleine im sozialen Bereich 2018 über 47 Arbeitsstellen im Plan stehen; 2017 waren dies noch 28 Vollzeitstellen.

Thomas Wolff, Leiter des Technischen Bauamtes, machte schließlich noch darauf aufmerksam, dass in Sachen Starkregen-Alarmsystem am 14. Juli zwischen 11 und 11.30 Uhr ein Probealarm ausgelöst werde.