Bürger reden mit: Wohin entwickelt sich Höchstadt?

14.11.2018, 07:00 Uhr

Wo sie konnten, haben die Menschen die Signale auf Rot gestellt. Die Einwohner von Erlangen, Baiersdorf und Uehlfeld haben am 14. Oktober in Bürgerentscheiden gegen neue Bauprojekte beziehungsweise eine Erweiterung des Gewerbegebiets gestimmt. Flächenfraß ist ein Argument, mit dem sich der Bürgermeister von Höchstadt derzeit ebenfalls häufiger konfrontiert sieht. "Ich bin Demokrat", betont Bürgermeister Gerald Brehm, "wenn sich die Stimmung ändert, dann muss ich darauf Rücksicht nehmen." Er blickt dabei nicht nur auf die Nachbarorte. Auch in seiner Stadt sind zahlreiche Projekte auf Gegenwind gestoßen. Beispiele sind die Wohnbebauung an der Kerschensteinerstraße oder die Ansiedlung eines Produktions- und Logistikzentrums von Edeka auf einem Erdbeerfeld in der Nähe der Kläranlage.

Er selbst habe seine Meinung zu den Plänen nicht geändert, betont Brehm. In Zukunft möchte er aber die Bürger bei solchen Entscheidungen mehr einbinden. "Wir müssen wissen, wo der Zug hinfährt." In sozialen Medien würden Dinge in die Welt gesetzt, "die fängst du nicht mehr ein." Weil es Brehm wichtig ist, dass die Menschen auch die Hintergründe von Entscheidungen verstehen, möchte er dafür im Februar oder März 2019 eine öffentliche Plattform bieten.

Zu drei Themenblöcken soll es einen sogenannten "open space" geben, also Raum zum Diskutieren. Die Bauleitplanung ist dabei der erste große Punkt. Wie soll es weitergehen in Höchstadt? Wie lässt sich eine Balance finden zwischen Flächenverbrauch, Gewerbewachstum und (sozialem) Wohnungsbau? "Wir sind jetzt in der positiven Lage, dass wir aussuchen können, welche Gewerbetreibende wir in Höchstadt wollen", meint Brehm. Finanziell sei die Stadt gut aufgestellt, da könne man zum Beispiel Firmen mit ökologischen Ansätzen preislich bevorzugen. Mit großflächigem Einzelhandel und Logistikzentren sei Höchstadt bereits gut versorgt.

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Bei allen Argumenten gegen Flächenverbrauch sei es wichtig Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen. Wenn die Menschen pendeln müssten, sei das schließlich auch schlecht für die Ökobilanz. Außerdem dürfe niemand vergessen, dass Höchstadt als Mittelzentrum mit Eishalle, Freibad und Co. über eine gut ausgebaute Infrastruktur verfüge, die finanzierbar bleiben müsse.

Beim Wohnungsbau wünscht sich Brehm mehr Solidarität. Wer ein günstiges Haus gebaut habe, könne nicht schlicht alle Nachbarn ablehnen und damit die Preise in die Höhe treiben.

Der zweite große Themenblock beschäftigt sich mit der Belebung der Innenstadt. Optisch habe sich hier durch Sanierungen viel getan, meint Brehm, und nennt verschiedene Beispiele vom Töpfla bis zum Tourismusbüro. Hinzu kommen noch der permanente Markt mit regionalen Angeboten sowie eine Anbindung des AischPark-Centers am Kieferndorfer Weg mit einem Shuttlebus und die Installation einer Videowand, die Kunden ins Herz der Stadt locken soll.

Wie fließt der Verkehr?

Der dritte Komplex beschäftigt sich mit dem Thema Verkehr. Nachdem jetzt die Sanierung der Steinwegstraße endlich umgesetzt werde, könnten hier die Gutachten angepasst und ein Gesamtkonzept erstellt werden. Egal ob es ums Parken geht, Geschwindigkeitsregelungen oder Stau: "Es können alle mitwirken, die ein Problem haben", meint Brehm. Oder eben Verbesserungsvorschläge. "Wir sind zu einem Mittelzentrum geworden", meint Brehm und hebt – mit Blick auf die Kommunalwahlen im Jahr 2020 – Projekte hervor, die er in seiner 23-jährigen Amtszeit als Bürgermeister auf den Weg gebracht hat.

Er habe stets für ein gesundes Gewerbewachstum plädiert und werde das auch weiterhin tun. "Wir befinden uns jetzt tatsächlich auf einer Gratwanderung der Stadtpolitik", sagt er. Dabei möchte er die Bürger mitnehmen, indem er ihnen eine Plattform bietet.