Der Frosch im Pferdestall

2.12.2017, 07:50 Uhr

Ein alter Pferdestall in Tennenlohe dient als Unterschlupf, als Familie Paulus im Jahr 1967 nach Deutschland kommt. Ohne Maschinen und anfangs auch ohne Material versuchen die Eltern von Helmut Paulus – Walter und Angela Paulus – die Firma weiterzuführen, die der Großvater 1925 in Schönbach (heute: Luby) gegründet hat. Zum damaligen Zeitpunkt gilt das Städtchen als Zentrum des Geigenbogenbaus. Der Großvater spezialisiert sich in seiner Werkstatt auf Frösche – die Firma läuft gut.

Doch der Zweite Weltkrieg macht allem ein Ende. 1945 werden die überwiegend deutsch-böhmischen Bewohner von Schönbach vertrieben, doch Familie Paulus muss bleiben — Gefahr der Industrieverschleppung. Der Betrieb wird verstaatlicht. Jahre später dürfen die "Fröschlebauer" doch noch aussiedeln. Es verschlägt sie in die Nähe von Bubenreuth, wo viele Heimatvertriebene aus Schönbach Aufnahme gefunden hatten. Sie stellten auch wieder Streich- und Zupfinstrumente her, sodass Walter Paulus die Möglichkeit hatte an alte Kontakte anzuknüpfen und Frosch-Kunden zu gewinnen. Sie halfen auch bei der Materialbeschaffung.

1970 kaufte die Familie einen Rohbau in Röttenbach und baute ihn zur Firma aus. Die ersten Mitarbeiter kamen hinzu. Helmut Paulus, heute 63 Jahre alt und aktueller Geschäftsführer, war schon als Kind mittendrin im "Fröschlebau". "Ich habe damals zum Beispiel schon kleine Löcher gebohrt", sagt er. Seit 1980 ist er dabei.

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Heute beansprucht die Firma am Lohmühlweg etwa 1000 Quadratmeter Platz für sich. Das Hauptgebäude wirkt wie ein überdimensioniertes Wohnhaus. "Schließlich verbringen wir hier so viel Zeit, dass wir uns Zuhause fühlen wollen." Drei der vier Kinder von Betriebswirt Helmut Paulus arbeiten mit. "Sie haben alle erst mal etwas anderes gemacht und kamen dann zu uns."

Ob die fünfte Generation irgendwann übernimmt ist noch unklar. Die Enkel wuseln allerdings schon fröhlich durchs Haus.