Höchstadt hilft Afrika

23.2.2011, 18:44 Uhr

„Uns hat das Konzept der Initiative sofort überzeugt“, sagt Frank Neumann, Vorsitzender des erst im Vorjahr gegründeten Vereins, der es sich zur Aufgabe macht, technisches Know-how an die Dritte Welt weiterzugeben. „Wir wollen nicht beglücken oder bedienen und damit die Fehler der bisherigen Entwicklungshilfe begehen, sondern bei kleinräumigen Projekten praktische Hilfe zur Selbsthilfe geben. Und für dieses Konzept sei die Initiative „African Solar Rise“ des Erlanger Studenten Daniel Uphaus wie geschaffen. Während seines einjährigen Theologiestudiums in Makumira/Tansania erlebte dieser fast täglich, was es heißt, wenn der Strom am Abend ausfällt oder starke Spannungsschwankungen den Computer ruinieren. Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung fehle es völlig an Elektrizität, erzählt der 27-Jährige.

„Kein Wunder, wird der meiste Strom doch immer noch aus Wasserkraft gewonnen, die zur Trockenzeit häufig versiegt.“

Dass die Solarenergie bislang nur zögernd genutzt wird, läge vor allem daran, dass die Kollektoren auf den Dächern von Privathaushalten häufig gestohlen würden. Da nütze es auch nichts, einheimische Wachmänner zu beordern, die dann in der Regel bestochen würden.

Hier setzt die Initiative der über Afrika aufgehenden Sonne (African Solar Rise) an: „Statt auf vier bezahlte Wächter setzen wir auf Hunderte unbezahlte Wächter“, bringt Uphaus den Kerngedanken auf den Punkt. Eine ganze Kirchengemeinde soll von der Stromproduktion profitieren und jeder sich für den Erhalt der Anlage mit verantwortlich fühlen.

Nie mehr verdorbene Milch

Im Pilotprojekt ist dies das Dorf Fukeni an den Ausläufern des Kilimandscharo. Pfarrer Kennedy Kisanga hat dort eine Molkerei neben der Kirche aufbauen lassen und plant eine weiterführende Schule. Von den heimischen Bauern versorgt, verkauft die kirchliche Molkerei Milch, Käse und Joghurt an die Schüler. Bislang ist die Fabrik an das marode staatliche Stromnetz angeschlossen; mit Sonnenkollektoren auf dem Dach könnte verdorbene Milch bei Stromausfall bald der Vergangenheit angehören.

Uphaus hat das Dorf besucht und zeigte sich beeindruckt von der „gelungenen Kombination aus wirtschaftlicher und sozialer Aktivität“. Deshalb sollen auf dem Dach der Kirche schon bald Solarzellen installiert werden. Eine lokale Firma erhält den Auftrag, die Solar-Hybrid-Anlage aufzubauen und zu warten. „Zudem verpflichtet sich die Kirchengemeinde, mit der Hälfte des Gewinnes bei der Stromerzeugung die nächste Solaranlage in einem anderen Dorf zu finanzieren“, betont er.

Vor allem diese Maxime einer unternehmerisch verankerten Entwicklungshilfe hat die Jury des bundesweiten Wettbewerbs „Herausforderung Unternehmertum“ so überzeugt, dass das studentische Team mit Uphaus und seinen Erlanger Mitstreitern Kora Stycz, Christian Böhm, Benjamin Harder, Daniel Drews und Marc Galofre-Marti von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft und der Heinz-Nixdorf-Stiftung umfassend gefördert wird.

Auch an der Schweizer Universität St. Gallen hat sich die engagierte Gruppe erfolgreich einem strengen Auswahlprozess unterzogen und ist seitdem offizieller Teil einer sogenannten „Nachhaltigkeitsinitiative“. Die Studenten werden unter anderem ein Jahr professionell geschult, um das ehrgeizige Projekt effizient zu managen und die Mitarbeiter vor Ort zu betreuen.

Und hier wird auch der Höchstadter Verein „Technik ohne Grenzen“ ansetzen, dessen Mitglieder durch die Bank Technik-Spezialisten, vom Diplom-Ingenieur bis zum Facharbeiter sind. Geplant ist, dass die Techniker ein für die Verhältnisse vor Ort maßgeschneidertes Konzept zum Bau einer Solaranlage entwickeln und dann in dem Dorf einen oder mehrere künftige Kleinunternehmer im Bau und der Wartung der Anlagen auszubilden. „Mit unseren Planungen“, so sagt Neumann, „stehen wir allerdings erst am Anfang, so dass wir zusammen mit ,African Solar Rise‘ die Möglichkeiten erst einmal sondieren müssen.“

Für den angehenden Religionslehrer Uphaus steht nicht zuletzt die christliche Motivation im Vordergrund. Zwar seien Korruption und Veruntreuung auch in Kirchenkreisen Tansanias keine Fremdworte. Andererseits seien es häufig die Pfarrer, die ihre Landsleute davon überzeugen, dass es besser ist, die Sache selbst in die Hand zu nehmen als schicksalsergeben zu verharren.

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