"Rathaus gehört in die Stadtmitte"

10.10.2017, 14:00 Uhr

Der Ehrenbürger seiner Heimatstadt hat, wie er sagt, gar nichts gegen eine Diskussion in der Stadt und in den verschiedenen Medien über so gewichtige Fragen. Er wolle in dieser Diskussion auch seine Stimme erheben und an ein paar Aspekte erinnern, die bislang nicht laut geworden sind.

Die erwähnte Stadtkultur zum Beispiel. Genau wie man gemeinhin die Kirche im Dorf lassen soll, sollte man auch das Rathaus nicht an die Peripherie verlagern, findet der 75-Jährige, der von 1990 bis zum Jahr 2008 erster Bürgermeister in Herzogenaurach war. Ein Rathaus gehöre zu den einigenden Elementen einer Kommune. Wo, wenn nicht mitten in der Kommune sei sein Platz?

Besonders aufgestoßen sind dem Altbürgermeister öffentliche Äußerungen, wonach bei den anstehenden Baumaßnahmen eine alte Bausünde durch neue Bausünden ersetzt würden.

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"Keine Bausünde"

Der Erweiterungsbau im Westen des Schlosses sei, sagt Lang, alles andere als eine Bausünde. Seine Vorgänger hätten sorgfältig geplant und gute Architektur planen lassen

Und die Westseite des Schlosses – wie berichtet stand dort ursprünglich unter anderem das Gefängnis – ist damals "nicht die schönste Seite" gewesen, sagt Lang. Der Anbau sei damals schon ein Gewinn gewesen für das Stadtbild. Ihn nun als Bausünde zu bezeichnen, ist aus Langs Sicht Mangel an Respekt vor den Intentionen und den Leistungen der damaligen Stadtväter.

Dringender Sanierungsfall

Aus dieser Sicht heraus verteidigt der Altbürgermeister auch die neuen Pläne. Er verteidigt auch den Grundsatz, keine Zweigstellen mit einzelnen ausgelagerten Sachgebieten zu bilden: "Mindestens die Kernverwaltungen gehören unter ein Dach." Und sollte dieses außerhalb des Stadtkerns stehen, gibt Lang zu bedenken, dass dann der Raum, den jetzt das historische Schloss biete, mit hinzugerechnet werden müsste – baulich und finanziell. Und das Schloss sei ein dringender Sanierungsfall, dann besser einer mit Nutzeffekt als Verwaltungsgebäude, so Lang.

Das Rathaus, das aus seiner Sicht aus den erwähnten kulturellen Gründen in die Mitte der Stadt gehöre, sei aber längst zu klein, sei auch schon zu seiner Bürgermeisterzeit zu klein gewesen, habe statische Probleme aufgeworfen. Stahlträger mussten Anfang des Jahrhunderts eingezogen werden, unter anderem durchs Büro des Verwaltungsleiters.

Anfang der 1960er Jahre hatte Herzogenaurach etwa 12 000 Einwohner. Heute geht diese Zahl gegen 25 000. Dafür, so Lang, brauche es eben mehr Mitarbeiter in der Verwaltung. Ganze Behörden, wie Planungsamt, Umweltamt, Kulturamt seien entstanden seit der jüngsten Erweiterung, für Büroräume musste die Hausmeisterwohnung aufgelassen werden, die Stadtbücherei sei seit vielen Jahren räumlich beengt, so Lang.

Was nach den Worten des Altbürgermeister in der ganzen Diskussion noch nicht zur Sprache gekommen sei, wolle er ebenfalls ansprechen: "Denkt doch mal an die rund 150 Beschäftigten!" Die Mitarbeiter brauchten ordentliche Arbeitsplätze.

Den Schlossgraben macht der geplante neue Erweiterungsbau zwar kleiner, aber Lang betont, dass er keineswegs "verschwinden" werde, wie viele Herzogenauracher befürchten.

Hans Lang bekennt sich auch zum Bau einer zweigeschossigen Tiefgarage wie sie der Stadtrat beschlossen hat, ein Bürgerbegehren aber verhindern will. Zwei Gründe nennt er. Die Verfüllung des Kellers des Hubmann-Brauhauses, das einst hier stand, mit dem Abbruchmaterial des Brauhauses sei "statisch nie elegant" gewesen, wie Lang sich ausdrückt. Zweitens sei der jetzige Hubmann-Parkplatz ständig belegt, ein deutlicher Hinweis, dass die 100 unterirdischen Parkplätze kein Luxus seien.

Auch ein Bürgerzentrum befürwortet der Altbürgermeister: "Man braucht es." Trotzdem rät er zu einem "gewissen Abstand" – Lang meint dies zeitlich – zwischen Rathaus-Erweiterung mit Tiefgarage und dem Bau eines Bürgerzentrums. Gegen dieses, nebst der Tiefgarage, wendet sich bekanntlich das Bürgerbegehren, für das derzeit Unterschriften gesammelt werden. Lang hat im Gespräch mit den Nordbayerischen Nachrichten im Zusammenhang mit dem Bürgerzentrum auch das Vereinshaus unweit vom Hubmann-Platz ins Gespräch gebracht. Irgendwann müsse man sich überlegen, was mit dieser Immobilie geschehen soll.

Die Diskussion, die jetzt in der Stadt aufgekommen sei, ist für Lang völlig in Ordnung. Er weist trotzdem darauf hin, dass die Planung von Rathaus, Bürgerzentrum und Tiefgarage von den großen Parteien im Stadtrat – "Regierung" und "Opposition" – mitgetragen werde.

Und der Entscheidungsprozess über mehrere Jahre war, so betont der Altbürgermeister, stets ein für alle Bürger offener Prozess. Kein Herzogenauracher, der die öffentlichen Veranstaltungen zur Kenntnis nehme und die Medien verfolge, könne daher behaupten, das Projekt sei nur unter Stadträten beraten worden.