Storchenglück: Nest auf Rathaus darf bleiben

12.3.2019, 17:56 Uhr

Krisenmanagement zu den Storchenschicksalen im Rathaus: Am Dienstagmittag konnte Umweltbeauftragte Monika Preinl Entwarnung geben. Nach ihrer Rücksprache mit der Höheren Naturschutzbehörde kam von dort die Sondererlaubnis. "Das Storchennest darf am Schlossdach bleiben und muss nicht entfernt werden". Basis für diese Entscheidung war ein Feuerwehreinsatz am Dienstagvormittag. Preinl: "Wir sind mit der Drehleiter bis auf zwei Meter an das Storchennest herangefahren." Dort ließ sich das Storchenpaar nicht beim Nestbau stören. "Die waren ja so schnell." Das Nest sei "fast fertig", so ihre Einschätzung am frühen Nachmittag.

Der Herzogenauracher Storchenbeobachter Heinz Czellnik hält es sogar für möglich, "dass bereits am Mittwoch die Eiablage erfolgt".

Laut Umweltbeauftragter Preinl hätten sich außerdem "Änderungen auf der Baustelle" ergeben. Deshalb müsste in diesem Jahr entgegen den ursprünglichen Planungen "kein Kran aufgestellt werden". Also eine Galgenfrist für Meister Adebar.

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Die Gefahr einer "Kollision" zwischen an- und abfliegenden Störchen und dem Kran im Innenhof des Rathauses sei heuer gebannt. Preinl will vermeiden, dass die Kommune durch einen solchen möglichen Unglücksfall eine Tiertragödie verursacht. Ein zweiter Kran soll im Jahr 2020 außerdem an der Rathaus-Nordseite aufgestellt werden.

Kritik kam vom Storchenexperten Edmund Lenz aus Höchstadft. Für ihn wäre es durchaus möglich gewesen, dass die Störche auch während der Bauphase für das neue Rathaus ihre Nester auf dem Herzogenauracher Schloß hätten nutzen können. Die meisten Brutpaare ließen sich nicht von einer Baustelle oder einem Kran stören, glaubt Lenz.

Frühlingsgefühle gibt es auf einem alten Fabrikschornstein An der Schütt. Auch dort hat ein Storchenpaar mit einem Nestbau begonnen.

Bei schönstem Vorfrühlingssonnenschein wurde auch auf einem der Dächer der Carl-Platz-Schule begonnen, das erste hölzerne Ersatz-Storchennest zu montieren. Dazu war ein Vierer-Trupp Monteure der Zimmerei Popp mit einem zusätzlichen Kran angerückt. Störche wurden hier aber noch keine gesichtet.

Während der Vormittagspause ernteten die vier Handwerker nur ein paar neugierige Blicke von Grundschülern auf ihre Arbeit in luftiger Höhe. Eine eigene Durchsage gab es zur Montage der Ersatznester nicht. Trotzdem war Grundschüler Moritz voll im Bilde: "Da werden Storchennester gebaut", schildert er fasziniert.

"Das ist schon etwas Besonderes für uns", erklärte Zimmerer Roland Scherzer. Vom Inneren des dort nicht einmal mannshohen Schuldachs aus mit geschätzten 1,50 Metern Stehhöhe unterstützte er seinen Kollegen Pascal Reichelsdorfer, der die Feinjustierung des etwa 1,80 mal 1,60 Meter großen Nestuntersatzes aus Fichtenholz draußen auf dem Dach übernommen hatte.

Natürlich war er angeseilt. Schwindelfreiheit und Arbeiten in luftiger Höhe sind für die Zimmerleute ganz normal. Bei möglichst schönem Wetter sollen in den nächsten Tagen noch weitere drei Ersatz-Storchennester montiert werden.

Großer Aufwand

Unter den Zuschauern war auch Hausmeisterin Gabi Welker: "Das ist schon ein Aufwand, die Nester zu montieren." Sie kann sich noch erinnern, wie vor rund 40 Jahren die Störche nach Herzogenaurach zurückgekommen waren. Deshalb wäre es ihrer Meinung nach "schade", wenn diese wieder vergrault würden.

Der Nestbau soll auch ein Thema beim zweitägigen "Earth Day" in Herzogenaurach sein, kündigt Schulleiter Markus Hahn an. Dazu soll es bei diesem Aktionstag deshalb auch einen Workshop an der Schule geben. Der Pädagoge hat in dieser Angelegenheit auch eine eigene Anfrage an die Stadt gestellt. Der Inhalt: Hahn befürchtet mit der vierfachen Storchenattraktion auf den Schulhausdächern künftig "explodierende Schülerzahlen".

Was letztlich kontraproduktiv sei. Schließlich habe man seit diesem Schuljahr endlich mit dem umgebauten Pavillon ein ausreichendes Platzangebot geschaffen. Wohlgemerkt: für Schüler, nicht für Störche.