Straßenlauf in Neuhaus: Rennen der Rekorde

1.4.2017, 17:30 Uhr

Zugegeben, meist findet diese Veranstaltung ein, zwei Wochen früher im Kalender statt, doch mit Temperaturen deutlich über 20 Grad hatte man auch am 1. April nicht ernsthaft gerechnet. Und so stöhnten auch viele der Teilnehmer über die Hitze.

Hier war der erste Rekord zu verzeichnen: "650 Meldungen, am Ende mit Nachmeldungen über 700 Starter, das hatten wir noch nie", freute sich Cheforganisator Willi Wahl. 426 Läufer allein im Hauptlauf über zehn Kilometer. 311 offizielle Teilnehmer an der bayerischen Meisterschaft _ der zweite Rekord. Der alte stand bei 270 und wurde vor zwei Jahren im oberfränkischen Kemmern aufgestellt.

Doch nicht nur Masse, sondern auch Klasse war am Start. Fast direkt aus dem Trainingslager im verregneten Portugal war Martin Grau angereist. Und für den seit einigen Tagen 25-Jährigen vom LSC Höchstadt schloss sich der Kreis: Beim TSV Nuehaus hatte er als Kind seine Sportlerlaufbahn begonn, nun holte er sich nach dem deutschen Meistertitel über 3000 Meter Hindernis in Nürnberg 2015 den nächsten Titel "vor der Haustür" über eine Strecke, die er eigentlich gar nicht ernsthaft betreibt: "Ich wollte nie Straßenläufer werden, aber in diesem Fall war es natürlich eine perfekte Gelegenheit."

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Dass er auch diese Disziplin kann, bewies er eindrucksvoll: Andreas Straßner (ART Düsseldorf) und Adesso Tulu Wodajo (TV 1848 Coburg) hatten angekündigt, den Streckenrekord von Straßners Teamkollegen Sebastian Reinwand attackieren zu wollen. Der lag seit 2015 bei 30:57 Minuten. Nur einer schaffte das: Martin Grau, der nach dem frustrierend verlaufenen Olympiajahr 2016 wieder Spaß am Laufen gefunden hat. Bis einen Kilometer vor dem Ziel lag das Trio noch dicht beisammen, dann trat der Biengartener an – und spätestens am letzten Berg schüttelte er Wodajo und Straßner ab. Und um zwei Sekunden knackte er den Streckenrekord auch noch. "Ich bin super zufrieden", kommentierte er den Rennauftakt 2017.

Im Frauenrennen war nicht so viel Spannung geboten. Domenica Mayer vom LAC Quelle Fürth dominierte das Feld nach Belieben. Und auch wenn sie im Ziel über Hitze, Winde und "den fiesen Berg am Ende, wenn man eh nicht mehr kann" klagte, fiel auch hier der Streckenrekord. Felicity Milton war 2013 nach 35:49 Minuten über die Ziellinie gelaufen, Domenica Mayer war 15 Sekunden schneller. Ihr Ziel, unter 35 Minuten zu bleiben, verfehlte die 27-Jährige aber doch relativ deutlich. Es fehlte möglicherweise eine adäquate Rivalin, "ich bin nur gegen die Uhr gelaufen".

Im Hauptlauf fehlte einer, der sicherlich unter die Top Ten gelaufen wäre. Doch der somalische Flüchtling Ismaacil Cabdigani und sein Trainer hatten sich offenbar nicht gründlich genug informiert. Sie waren aus dem Raum Würzburg angereist, hatten aber nicht mitbekommen, dass die Startliste schon geschlossen war. Willi Wahl wollte keine Ausnahme machen: "Es haben so viele angerufen, denen ich absagen musste." So rannte der Somalier im Hobbylauf mit Siebenmeilenstiefel vorneweg und gewann über sechs Kilometer in 19:27 Minuten.

Ein weiterer Höhepunkt war der Bambinilauf. Auch hier waren fast 100 Kinder am Start – und das wird teuer für Adelsdorfs Bürgermeister Karsten Fischkal, der gewettet hatte, dass seine Grund- und Mittelschule keine 50 Starter zusammenbringen würde. Die schaffte das aber, so dass Fischkal alle Starter auf ein Eis einladen und zusätzlich einige Stoppuhren für den Sportunterricht spendieren muss.