Willi ist der Mann, der nach dem Regen schaut

14.12.2018, 15:00 Uhr

So eine Ehrung erleben auch die Männer des Deutschen Wetter-Dienstes (DWD) nicht oft. Torben Lüttschwager ist Leiter der Regionalen Messnetzgruppe in München und zuständig für die ehrenamtlichen Wettermesser in Bayern und Baden-Württemberg. Ingesamt 1800 Helfer gibt es in ganz Deutschland. Aber das jemand so lange dabei ist wie Wilhelm Mehler, das ist selten.

Seit 40 Jahren geht der 80 Jahre alte Herzogenauracher jeden Morgen zur Wetterstation in seinem Garten, überprüft die Niederschlagsmenge (Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden) sowie die Temperatur und gibt sie an die Zentrale in Frankfurt durch (siehe auch Interview rechts). Ist er im Urlaub, springt sein Sohn ein. "Ohne Ehrenamt wären wir vom Deutschen Wetterdienst aufgeschmissen", sagt Lüttschwager. Der DWD erfüllt als Bundesbehörde eine wichtige Funktion: Er warnt die Bevölkerung vor Unwettern und beobachtet das Klima.

Und trotz immer modernerer Technik bleibt das Auge der ehrenamtlichen Helfer unverzichtbar. Zwar gibt es Sensoren, die selbst Fallgeschwindigkeit und Dichte des Niederschlages messen können. Doch die messen oft zu punktuell, Wetterlagen ändern sich schnell und sind stark ortsabhängig. "Das sind Momentaufnahmen. Den Kollegen, der die Augenbeobachtung macht, kann das nicht ersetzen", sagt Lüttschwager.

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Mehler hat in 40 Jahren schon einige extreme Wetterlagen erlebt. Besonders in Erinnerung ist ihm die Nacht vom 21. auf den 22. Juli 1992 geblieben. Seinerzeit fielen 99,7 Liter Wasser pro Quadratmeter herunter. In Herzogenaurach starben beim folgenden Hochwasser drei Menschen. Doch auch dieses Jahr ist ein außergewöhnliches: so wenig Wasser fand sich in Mehlers Messkanne selten.

Lüttschwager warnt aber davor, von einzelnen Wetterereignissen immer sofort auf den Klimawandel zu schließen: "Dass wir eine Klimaerwärmung haben, lässt sich ganz genau errechnen. Aber sie ist eigentlich nicht an so einem trockenen Jahr auszumachen."

Momentan sieht es danach aus, als sei 2018 nicht das trockenste Jahr in den vergangenen 40 gewesen. 2003 fiel weniger Regen – in dem Jahr, in dem Mehler schon wegen 25 Jahren Wetterbeobachtung geehrt wurde.

Inzwischen sind es 15 mehr, dafür bekam der ehemalige SPD–Stadtrat und Vorstand des ASV Herzogenaurach nun von Lüttschwager und seinem Kollegen Klaus Neujahr im Namen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Bundesverdienstmedaille überreicht. Was Mehler freute: "Schau her, die haben mich nicht vergessen", scherzte er.