"Wundertüte" bringt Winkelhaid ins Wanken

16.9.2018, 20:02 Uhr

Winkelhaid hatte die vergangene Saison als Dritter abgeschlossen, kein Wunder, dass die neue TSH-Trainerin Michaela Heckel mit viel Respekt an die Sache heranging: "Die ganze Saison wird eine große Herausforderung für die Mannschaft: eine höhere Liga, erstmals Spielen mit Harz (Anmerkung der Redaktion: bis zur Bezirksoberliga ist diese Hilfe untersagt) und dann gleich so ein starker Auftaktgegner."

Aber die "Wundertüte" (so werden die Damen II vereinsintern bezeichnet) hat nicht nur in der Vorbereitung gut gearbeitet, sondern ging auch durchaus selbstbewusst in das Aufeinandertreffen mit den routinierten Damen aus dem Nürnberger Land.

Von Beginn an versuchte es Heckels Truppe mit einem probaten Mittel gegen die schnellen Winkelhaiderinnen: kontrolliertes Positionsspiel in der Offensive und eine kompakte 6:0-Deckung in der Defensive, weil aus dem TSV-Rückraum nur wenig Gefahr drohte.

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Was allerdings nie zu verhindern war: Weil im Winkelhaider Angriff, gesteuert von der unermüdlichen Spielmacherin Verena Götz (4 Tore), der Ball gut lief, kamen die bärenstarken Außen Christina Räbel und Katja Deml (jeweils 7) immer wieder frei zum Wurf.

Auf der Gegenseite lief es genau andersrum: Fast alles ging durch die Mitte, Tore fielen vor allem am Kreis und durch die letztjährigen Drittligaspielerinnen Alina Erdmann (7) und Corinna Merz (4) aus dem Rückraum und aus dem Zentrum.

Ein Unentschieden oder gar ein Herzogenauracher Sieg im Duell der ungleichen Systeme schien lange die realistischste Option. Mit 19:17 führte der Aufsteiger etwa zehn Minuten vor Schluss, obwohl da schon zwei Akteurinnen nicht mehr zur Verfügung standen: Maria Schilmeier war nach einem Treffer unglücklich gelandet und hatte sich eine Knieverletzung zugezogen, Routinier Kerstin Orend hatte nach 46 Minuten wegen eines Schlags ins Gesicht von Verena Götz die Rote Karte gesehen.

Dann vergaben die Gastgeberinnen leichtfertig die große Chance zum vielleicht vorentscheidenden 20:17. Winkelhaid glich aus, Alina Erdmann brachte ihr Team noch zwei Mal in Führung, ehe ihr die Luft ausging und sie auf der Bank Platz nehmen musste. Michaela Heckel: "Das Problem hat sie öfters, auch die Ärzte wissen nicht, woran das liegt."

Ohne sie fehlte ihrem Team das Vertrauen in die eigene Stärke, der Vorjahresdritte gab nun noch einmal Gas, obwohl er fast durchgängig auf seine Stammsieben vertraute. Die TSH fand keine Lücke mehr im Angriff, während Christina Räbel noch zwei Mal zuschlug und den Sieg für den Favoriten doch noch klar machte.

Doch die Niederlage war für Michaela Heckel kein Grund zum Trübsal blasen. Schließlich sei Winkelhaid kein Gegner, gegen den man als Neuling Punkte holen müsse: "Die Mädels haben toll gekämpft und sich gut präsentiert. Sie können gut spielen, am Ende fehlte vielleicht einfach ein wenig Erfahrung, da haben sie zu sehr an sich gezweifelt."

Möglicherweise sei man auch durch die Verletzung von Maria Schilmeier etwas geschockt gewesen. Außerdem habe man nicht clever darauf reagiert, dass Winkelhaid ab Mitte der zweiten Halbzeit seine Torfrau zugunsten einer siebten Feldspielerin vom Feld genommen habe. Heckel: "Da haben wir zwei, drei Mal nicht gesehen, dass das Tor leer war." Aber insgesamt war die Trainerin "total zufrieden". Die Mannschaft dürfte gemerkt haben, was möglich sei, wenn sie konzentriert und bissig auftrete. Sogar Winkelhaid wankte gewaltig.

TSH II: Markus, Albrecht; Friedl, Krämer 1, Reis 1, Willert 2, Hentschke, Wittmann 1, Merz 4/1, Denkl, Schilmeier 1, Orend 4/4, Erdmann 7.