Zwei sehen sich als Verlierer

26.3.2017, 20:57 Uhr

Gut 200 Zuschauer dürften sich die gleiche Frage gestellt haben, mit der auch die Trainer konfrontiert wurden: Welches Team hat an diesem Nachmittag einen Punkt verloren? Natürlich hatten beide Coaches das Gefühl, näher dran gewesen zu sein am Sieg.

Das erste Wort gebührt dem Gast, und dessen Trainer Walter Anheuer bezog sich vor allem auf die Schlussphase, als seine HSG eine 26:24-Führung noch hergab und nach einer Zeitstrafe gegen Herzogenaurach in den letzten 20 Sekunden keinen Torwurf mehr zustande brachte: "Da wollte keiner die Verantwortung übernehmen. Letztlich haben wir da den Sieg verschenkt, aber ein Punkt ist in unserer Situation natürlich besser als keiner. Und meine Mannschaft hat gezeigt, dass die Moral absolut intakt ist und wir im Abstiegskampf unsere Chance nutzen wollen."

Aufstieg kein Thema

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Die heimische TSH hätte mit einem Sieg mit dem Zweiten gleichziehen und auf Schlagdistanz zu Spitzenreiter HC Forchheim bleiben können. Trainer Ingo Kundmüller will aber vom Aufstieg gar nicht reden, er möchte viel lieber nach dem Aderlass vor der Saison die Konsolidierung seines Teams bestmöglich fortsetzen.

Über den Punktverlust ärgerte er sich aber natürlich dennoch, ebenso über einige aus seiner Sicht fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen gegen die TSH. "Wir hätten nach der ersten Halbzeit eigentlich führen müssen anstatt 13:15 zurückzuliegen. Aber wir haben ja drei oder vier Gegenstöße auf den Torwart geworfen und diesen dadurch stark gemacht. Gut fand ich, dass wir uns trotz des langen Rückstands immer wieder herangekämpft und uns dafür am Ende belohnt haben."

Der Kampfgeist war sicherlich die beste Tugend der Hausherren in diesem Nachbarschaftsduell. Denn spielerisch lief wenig zusammen, oft wollte der Rückraum mit dem Kopf durch die Wand. Thomas Janson, Jonas Hirning und Jürgen Wonner steuerten zwar auch 16 der 26 Tore bei, aber am Kreis tat sich bei der TSH gar nichts und auf dem Flügel nicht richtig fiel. Die Positionsangriffe wirkten zu statisch, und die Gegenstöße wurden (siehe oben) nur unzureichend genutzt.

Die Gäste aus dem Seebachgrund sind ja schon immer ein Gegner, mit dem die TSH so ihre liebe Not hatte. Auch diesmal lagen sie über weite Strecken der Partie vorn. Hinten mit einem starken Lukas Hückel im Tor (allein in der ersten Halbzeit mit elf teils spektakulären Paraden), vorne mit deutlich mehr Bewegung als die Hausherren. Immer wieder tauchten nach längeren Spielzügen verschiedene Akteure völlig frei am Kreis auf.

Weil bis zur Pause auch Lukas Stübinger groß aufspielte und fünf Mal traf, konnte die Führung der HSG nicht ganz verwundern.

Im zweiten Durchgang hielt der Außenseiter relativ lange seinen Vorsprung, schien beim 20:16 sogar davonziehen zu können. Aber es klappte offensiv nun auch wenig, Stübinger war komplett aus dem Spiel, auch Markus Willert ließ nun nach. Vor allem Robin Schmieding war nun für die Torproduktion zuständig. Auffällig: Er und auf der Gegenseite Hirning verwandelte alle Siebenmeter dieser Partie. Ansonsten war das Niveau nicht allzu hoch, relativ viele technische Fehler und unmotivierte Würfe ließen die Anhänger auf beiden Seiten immer wieder aufstöhnen.

Spannung am Siedepunkt

Als Stefan Rühl völlig frei an Mayer scheiterte und auf der Gegenseite Hückel zwei Bälle passieren ließ, die er in der ersten Halbzeit wohl abgewehrt hätte, kulminierte zumindest die Spannung. Wonner warf das 26:26, kassierte im Gegenzug seine Zeitstrafe – aber die HSG vertändelte diese letzte Gelegenheit ohne rechten Zug zum Tor.

TSH: Mayer, Kammerer; Theiss, Hirning 5/4, Wayand, Kares 3, Sieber, Janson 4, Wonner 7, Auer 1, Lampert, Hettchen 4.

HSG: Hückel, Rödel; Boolzen 1, Rühl, Erhardt 1, Sackmann, Gumbert 1, L. Stübinger 5, Jonas 1, Willert 6, Schmieding 8/3, , Hauer 3, Loncar.