28. Januar 1969: Mit sicherem Griff ...

28.1.2019, 07:00 Uhr

In den Kaufhäusern, weniger in den Fachgeschäften, wurden die Erinnerungen an die „Ausverkaufsschlachten“ alter Zeiten wach, denn die ganz Schlauen pickten sich gleich nach Ladenöffnung die Rosinen aus dem großen Teig des Angebots.

Die Frühaufsteher, mit gefüllter Börse ausgerüstet, wußten was sie wollten: sie verlangten nicht nach „Fähnchen“, sondern nach Qualität zu ermäßigtem Preis, nach Chic und Paßform – Winterware bevorzugt, versteht sich.

Gezielter Kauf

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Daß nach „gezieltem Kauf“ auch noch unbeabsichtigte Besorgungen zustande kamen, ist nicht nur dem ewigen Besitzdrang, sondern auch den reichen Warenbeständen der Geschäfte zuzuschreiben. „An Hout für drei Mark, wou krieg‘ ich den sunst?“, sagte eine Hausfrau zur anderen.

Damenstrümpfe (1. Wahl) gingen für sage und schreibe 25 Pfennig je Paar weg wie die warmen Weckla, Schuhe, meist „Einzel-Doppel“, für 5 Mark. Tüchtig-tapfere Ehefrauen erstanden für den Gemahl nicht nur Oberhemden ab 8 Mark, Pullis ab 12 Mark, sondern auch Nachtgewänder, deren erniedrigter Preis sich zwischen 9 und 13 Mark bewegte.

„Etzatla hull‘n mir für die Tanta an Ruuk“, erklärte eine Oma vom Land ihrem Begleiter, doch die beiden kamen im Gedränge nicht sehr weit. Da hingen ja Blusen schon für 2 Mark, Morgenröck‘ („fei schee!“) für 17 Mark und Anoraks, „Hus‘n und Pullis („grod recht für die klan Kinder“), und so mußten erst hier die schönsten Stücke ausgewählt werden.

Schuhe für 5 Mark

„Es war ein zügiges Geschäft“, sagen fast übereinstimmend die Geschäftsinhaber, „doch nicht allein auf die Lockvögel, die immer dabei sein müssen, beschränkt!“ Gute Anzüge, Wintermäntel, Kleider (schon ab 4.90 DM) waren gefragt – „aber richtig los geht‘s dann erst am Wochenende, wenn Löhne und Gehälter ausbezahlt worden sind!“ Doch ob es dann immer noch Schuhe für Mark das Paar gibt?