„Damit mehr Leben in die Stadt kommt“

19.6.2018, 13:49 Uhr

Frau Dürnberger, warum braucht man überhaupt Biotope in einer Stadt?

Sylvia Dürnberger: Man braucht sie einfach, weil sie uns zeigen wie wunderbar die Natur ist und damit mehr Leben in die Stadt kommt. Nürnberg hat das große Glück, über wunderbare Lebensräume zu verfügen

Wenn Sie wählen müssten: Wiese oder Rasen?

Werbung
Werbung

Dürnberger: Wiese, definitiv. Wiesen sind artenreich und bunt, in ihnen lebt eine Vielfalt, wie man sich’s nicht schöner vorstellen kann: Da sind die Blühpflanzen und die hohen Gräser, man findet Heuschrecken und Ameisen. Es kreucht und es fleucht überall. Auf einem Rasen dagegen sehen sie so gut wie nie einen Schmetterling und nur selten einen Vogel, der sein Frühstück pickt. Kurzum: Wiesen sind etwas fürs Auge und fürs Herz!

Was ist an der Wiese an der Schalkhaußer Straße so besonders?

Dürnberger: Ich muss vorausschicken: Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Wiese, der Fachbegriff ist Sandmagerrasen. Wo eine Wiese sattes Grün hat und meist Gräser dominieren, ist der Magerrasen lückig, an einigen Stellen schaut der Sand heraus und die Gräser haben eher eine braune Farbe. Sandmagerrasen kommen dort vor, wo es heiß und trocken ist und der Boden wenig Nährstoffe bietet. Hier leben viele Tier- und Pflanzenarten, die man in einer Wiese nicht finden würde.

Eine Augenweide ist der Sandmagerrasen dann aber nicht…

Dürnberger: Doch, man muss nur näher hingehen. Es gibt viele niederwüchsige Pflanzen. An der Schalkhaußer Straße dominieren die Sand-Grasnelke und die Heide-Nelke und in den offenen Sanden wächst das Silbergras. Nur wenige Arten, wie die Königskerze und der Ginster stehen darüber und stechen heraus.

Gibt es auch Tiere, die dort daheim sind?

Dürnberger: Ganz allgemein sind Sandmagerrasen besonders für Insekten interessant. In Reichelsdorf gibt es zum Beispiel Sandbienen, die im Boden ihre Bruträume anlegen, bestimmte Wespenarten und die Blauflügelige Ödlandschrecke. Diese Heuschreckenart ist graubraun gefärbt und auf Sand so gut getarnt, dass man sie in der Regel nicht sieht. Beim Auffliegen aber leuchten ihre blauen Flügel.

Das heißt, einfach mal hingehen und über den Magerrasen laufen?

Dürnberger: Es gibt das Recht auf freie Betretung der Natur, aber das Gelände an der Schalkhaußer Straße ist ein gesetzlich geschütztes Biotop. Man darf nichts pflücken und keinen Abfall hinterlassen. Hunde müssen an der Leine geführt und Hundekot muss entfernt werden. Beim Besuch dieses besonderen Lebensraumes sollte man so wenig Störung wie möglich verursachen und respektvoll mit ihm umgehen. Der Sandmagerrasen an der Schalkhaußer Straße lädt zu einer etwas anderen Form der Naherholung ein: dem Naturgenuss.