Fake-Shops im Internet: So erkennt man Betrüger

22.7.2020, 17:10 Uhr

Aufgepasst beim Shoppen im Netz: Fake-Shops sind mittlerweile nicht mehr so leicht zu erkennen. © beatrice preve, NN

Eine Outdoor-Tischtennisplatte für die Kinder kaufen: Dieser Plan erwies sich für Andrea Peters (Name geändert) als schwer umsetzbar. Denn in Zeiten von Corona sind manche Produkte besonders beliebt. Lange Lieferzeiten und wenig Auswahl: Zunächst hatte die Nürnbergerin kein Glück. Bei der Internet-Recherche nach einem bestimmten Modell entdeckte sie das Nürnberger Geschäft "Sport Fritz", bestellte dort, überwies Geld — und stellte zu spät fest, dass sie einem Betrüger aufgesessen war.


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"Die Seite war perfekt gemacht, auch der Blick ins Impressum hat mich beruhigt", sagt die Nürnbergerin. Das gewünschte Modell wurde auf der Homepage mit einer gewaltigen Preisreduktion angeboten, zudem wurde eine kurze Lieferzeit von lediglich drei bis fünf Werktagen versprochen. Und so orderte Andrea Peters am Sonntagabend die Tischtennisplatte: "Es kam sofort eine Bestätigung per Mail. Weil wir die Tischtennisplatte möglichst schnell haben wollten, habe ich gleich überwiesen." Dass als Zahlungsmöglichkeiten nur Vorauskasse oder Kreditkarte möglich waren, ließ sie zwar stutzen. Seltsam erschien ihr auch, dass sie das Geld an ein irisches Bankkonto transferieren sollte. Dennoch überwies sie 216 Euro. "Ich habe da nicht weiter nachgedacht."

Tags darauf wollte Andrea Peters noch eine Abdeckplatte bei "Sport Fritz" kaufen und bemerkte erst da mit Schrecken: Das Geschäft gibt es gar nicht. "Die gewählte Nummer ist nicht vergeben", lautete die Ansage bei der angegebenen Nürnberger Festnetznummer. Sie meldete sich sofort bei ihrer Hausbank und erstattete Anzeige. Die Nürnbergerin ist einem Fake-Shop, einer gefälschten Internet-Verkaufsplattform, aufgesessen. Diese Fake-Shops sind oft nur kurze Zeit online — auch im Fall von Andrea Peters ist die Seite von "Sport Fritz" jetzt nicht mehr im Netz zu finden. Andrea Peters hat vor einigen Tagen von ihrer Hausbank erfahren, dass sie ihr Geld nicht mehr zurück kriegt. Der Täter konnte nicht gefasst werden, das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt.

"Es kam mir komisch vor"

Dies sei ein relativ typischer Fall, erläutert Kriminalhauptkommissar Bernd J. vom Polizeipräsidium Mittelfranken. Er arbeitet beim Kommissariat 25, das für die Themen Cybercrime und Zahlungskartenkriminalität zuständig ist. "Die Täter versuchen stückweise, die Vernunft des Käufers außen vor zu lassen", meint er. Betrogene sagen der Polizei oft: "Es kam mir zwar komisch vor, aber ich habe halt trotzdem gezahlt."



Der Kriminalhauptkommissar weiß: "Je größer der vermeintliche Preisnachlass, desto höher ist auch die Risikobereitschaft der Käufer." Er rät dazu, auf das eigene Bauchgefühl zu achten und gerade bei einem unbekannten Anbieter im Internet misstrauisch zu sein. Er sagt: "Grundsätzlich ist in der Corona-Pandemie die Zahl der Online-Käufe gestiegen — und damit auch die Chance, auf Betrüger rein zu fallen."

Dies bestätigt auch Katharina Grasl von der Verbraucherzentrale Bayern: "Fake-Shops sind ein Dauerthema. Es kommen tatsächlich hier sehr viele Anfragen." Allerdings hatte die Verbraucherzentrale hier schon vor der Pandemie viel zu tun. Coronabedingt haben sich in den vergangenen Wochen bei der gemeinnützigen Organisation Kunden gemeldet, die im Internet Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel kaufen wollten und von Betrügern geprellt worden sind. Grundsätzlich sagt Katharina Grasl: "Warengruppen wie Elektronik, Kleidung und auch Freizeitartikel sind immer wieder Thema."

Die richtige Strategie im Netz

Doch wie kann man sich vor Betrug im Internet schützen? Polizei und Verbraucherzentrale Bayern haben hier Tipps:

- Kunden sollten laut Katharina Grasl von der Verbraucherzentrale darauf achten, es ein Impressum gibt und alle Anbieterdaten zu finden sind: "Ein vorhandenes Impressum ist zwar auch keine Garant für die Seriosität des Shops, da es auch gefälscht werden kann. Wenn allerdings gar kein Impressum vorhanden ist, sollten Verbraucher auf keinen Fall bestellen."
- Zudem ist es äußerst wichtig, das Kleingedruckte und die Widerrufsbelehrung zu lesen. Katharina Grasl: "Es sollte geprüft werden, wie in dem Falle einer Rücksendung der Ware verfahren wird, wohin die Waren zurück gesandt werden müssen, welche Kosten hierfür anfallen."
- Darüber hinaus sollte man es vermeiden, per Vorkasse zu zahlen. Grasl warnt: "Bei dieser Zahlungsart hat man kaum eine Chance, sein Geld zurück zu bekommen, wenn die Ware nicht geliefert wird." Finger weg, wenn die Vorauskasse auf ein ausländisches Konto gezahlt werden soll. Am besten ist es, per Rechnung zu zahlen.
- Man sollte vor allem bei vermeintlichen Schnäppchen hellhörig werden. Die Polizei rät, den Namen des Shops über eine Suchmaschine im Internet zu überprüfen. So sollte man auch den Namen des Geschäfts mit den Wörtern "Erfahrungen" oder "Betrug" kombinieren.
- Opfer von Fake-Shops sollten umgehend Kontakt mit der Bank aufnehmen. Möglicherweise besteht noch die Möglichkeit, das Geld zurück zu holen. Zudem sollte Strafanzeige bei der Polizei erstattet werden.