Frau in Rennweg angezündet: Angeklagter schweigt

22.11.2016, 18:30 Uhr

Der 55-Jährige steht wegen Mordes vor Gericht. © Roland Fengler

Berstende Fensterscheiben, beißender Rauch, hustende Menschen, die aus dem verqualmten Treppenhaus ins Freie stolpern. Ein Bewohner, der aus einem Fenster im zweiten Stock springen will: Es sind dramatische Szenen, von denen fünf junge Männer vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts berichten.

Die Jugendlichen hatten sich am Abend des 17. Januar am Fenitzerplatz getroffen. Plötzlich sahen sie auf der anderen Seite des Platzes Rauch aufsteigen. So schnell sie konnten, rannten sie zu dem betroffenen Mehrfamilienhaus. "Aus dem Fenster im Erdgeschoss kam schwarzer Qualm. In dem Zimmer sah man Flammen lodern", erinnert sich ein 18-Jähriger.

Die jungen Männer riefen sofort die Feuerwehr, klingelten bei den Hausbewohnern Sturm und schrien: "Kommt raus, es brennt!"
Als einer der Ersten verließ laut der Zeugen ein älterer Mann das Haus: "Er hatte keine Hose und nur Badeschlappen an", berichtet einer der Jugendlichen. Jener Mann, den sie im Gerichtssaal auf der Anklagebank wiedererkennen, habe alkoholisiert und geschockt gewirkt, sagen sie.

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Die Erdgeschosswohnung in der Fenitzerstraße, die der 55-Jährige gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin bewohnte, wurde durch das Feuer völlig verwüstet. Auf dem Sofa fanden Einsatzkräfte eine verkohlte Frauenleiche. Am nächsten Tag wurde der Angeklagte unter dem dringenden Tatverdacht, die 62-Jährige ermordet zu haben, festgenommen.

Zehn Monate später steht Manfred S. (Name geändert) wegen Körperverletzung, Mordes, besonders schwerer Brandstiftung und Brandstiftung mit Todesfolge vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, seine Freundin am 17. Januar so heftig misshandelt zu haben, dass diese nicht mehr bei vollem Bewusstsein war. Erst wenige Wochen zuvor war der massiv vorbestrafte 55-Jährige vom Amtsgericht zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er die 62-Jährige verprügelt hatte. Aus Angst, entdeckt zu werden und um eine Zeugin zum Schweigen zu bringen, habe Manfred S. seine Lebensgefährtin mit Benzin übergossen und angezündet, so Staatsanwältin Alexandra Hussennether, die das Mordmerkmal Verdeckungsabsicht erfüllt sieht.

Ein Nachbar aus dem dritten Stock berichtet im Zeugenstand, dass er etwa 30 Minuten vor dem Brand ein Jammern in der Wohnung des Paares gehört habe. Er und sein Mitbewohner konnten das Haus wegen des Rauchs nicht mehr verlassen. Sie mussten auf dem Balkon ausharren, bis die Feuerwehr sie evakuierte. Der Mieter zog aus, sein WG-Kollege musste wochenlang bei Freunden übernachten, bis seine Wohnung wieder bewohnbar war.

Der Angeklagte äußerte sich zum Prozessauftakt nicht zu den Vorwürfen. An sechs weiteren Verhandlungstagen werden nun weitere Zeugen und Sachverständige vernommen. Ein Urteil soll am 13. Dezember fallen.