Neuer Franken-"Tatort": So erlebten Anwohner den Dreh

5.7.2019, 06:00 Uhr

Franken-Tatort, die letzte Klappe: Zwei große Hebebühnen-Wagen sind in der Frommannstraße auf dem Gehsteig geparkt, dazu vier Laster mit technischem Equipment. Halteverbotsschilder reservieren Plätze für die Filmcrew. Seit letzter Woche wird dort für den sechsten Franken-Tatort "Die Nacht gehört dir" gedreht. Gestern war laut Plan der letzte Drehtag. Der Abbau wird noch eine Weile dauern, genau wie der Aufbau.

Der nahm in diesem Fall gleich ein paar Tage in Anspruch. Denn die 220-Quadratmeter-Wohnung im ersten Stock des denkmalgeschützten Gründerzeithauses war leer. Die künftigen Mieter ziehen erst nach dem Filmdreh ein. Die Requisiteure haben die Wohnung extra für den Tatort komplett eingerichtet, erzählt Kurt Werner Kruschke, Produktionsleiter der Firma Hager Moss Film, die im Auftrag des Bayerischen Rundfunks dreht. Am Ende stellen sie den Originalzustand wieder her. Ein Team von 40 Leuten ist im Einsatz, die Schauspieler nicht mitgerechnet.

Im Internet haben die Location-Scouts die Wohnung entdeckt und bei Hauseigentümer Reinhold Berger, Inhaber der Immobilienfirma Berger-Gruppe, angefragt, ob er und die Mieter mit einem Dreh einverstanden sind. Wie hoch die Entlohnung, in dem Fall für die Mieter der Wohnung, ist, wird im Vorfeld mit diesen abgestimmt. Genaue Zahlen nennt man bei Hager Moss nicht, das Honorar sei branchenüblich. Und das bedeutet etwa eine Monatsmiete pro Drehtag. Den Franken-Tatort im Haus zu haben, sei schon etwas Besonderes, meint Berger. "Wer liebt ihn nicht?"

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Wohnt unter dem "Tatort": Stefanie Krügl. © Foto: Anette Röckl

Nicht viel mit dem Tatort am Hut hatte bisher Mieterin Stefanie Krügl, die im Erdgeschoss wohnt. Dass sie am Hauseingang kontrolliert wurde - schließlich sollte kein Fremder den Dreh stören -, macht ihr nichts aus. "Solange alle freundlich sind, ist das kein Problem", meint die 44-Jährige. Mit den ernst dreinschauenden Herren von der Security, die vor dem Haus stehen, hatte sie am Ende einen freundschaftlichen Umgang. "Sie haben sogar mal meinen Hund gesittet", erzählt sie lachend. Dass hier das prominente Ermittlerduo - die Schauspieler Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs - ein und aus ging, ließ sie nicht vor Ehrfurcht erstarren: "Das sind auch nur Menschen". Ganz lustig findet sie es, so nah am Dreh dran zu sein.

Komparsin als Übernachtungsgast

Gastfreundlich hat sie sogar eine Komparsin aus dem unterfränkischen Oberburg als Übernachtungsgast aufgenommen: Katja Heinz, die im Tatort eine Kripobeamtin spielt - und im echten Leben tatsächlich Oberkommissarin ist. Man bemüht sich im Franken-Tatort, nah an der Realität zu sein, findet die 48-Jährige. "In 90 Minuten etwas aufzuklären, ist natürlich illusorisch."

Dass der Dreh solche Ausmaße annahm und die halbe Straße zum Teil gesperrt war, damit hatte Eigentümer Berger nicht gerechnet. Einige Anwohner ärgerten sich über die Halteverbote, die ihnen Parkplätze wegnahmen. Verständlich - die Filmproduktion habe sich deshalb bemüht, das Ganze "zu entzerren", erklärte Produktionsleiter Kruschke. Den Platz für Maske und Catering baute man ein paar Straßen weiter weg auf.

Überwiegend sei man hier aber, wie generell in Nürnberg, "sehr positiv und mit einer irrsinnigen Bereitschaft" aufgenommen worden. Im Gegensatz zu Städten wie Berlin oder München, in denen viele genervt seien, wenn wieder irgendwo gefilmt wird, freue man sich hier. "Die meisten finden es fein, wenn in Nürnberg gedreht wird. Und der Tatort ist natürlich auch ein Premiumprodukt der ARD." Auch wegen der kurzen Wege sei es schön, in Nürnberg zu arbeiten. Außerdem gäbe es reizvolle Drehorte. Zum Beispiel auch die Nürnberger Versicherung, in der vor ein paar Tagen gedreht wurde. In der Tiefgarage und im 33. Stock des Business-Towers. Für das Fernsehen böten die langen Flure tolle Perspektiven und seien sehr "telegen".

In der Frommannstraße wurde eines der Hauptmotive gedreht. Mit vier Tagen Drehzeit - viel angesichts von 23 Drehtagen insgesamt. Die Wohnung ist im Tatort die Wohnung des Mordopfers. Allerdings nur von innen. Die Außenaufnahmen wurden an ganz anderer Stelle gedreht: in der Hornschuchpromenade in Fürth. Eine Aufspaltung, die bei Filmdrehs nichts Ungewöhnliches ist.

2020 soll der neue Franken-Tatort im Ersten ausgestrahlt werden. Diese Folge wird dann auch Mieterin Stefanie Krügl einmal anschauen.