NN-Forum auf dem Volksfest: Meisterspieler erinnern sich

9.4.2018, 08:14 Uhr

Franz Brungs hat einen langen Atem. Wenn der frühere Stürmer, der vor 50 Jahren mit dem 1. FC Nürnberg die Meisterschaft gewonnen hat, zu einer Anekdote ansetzt, verstreichen schon einmal zehn Minuten. Mindestens. Zuhören aber lohnt sich. Denn Franz Brungs gewährt dabei auch einen Blick ins Seelenleben eines ehemaligen Fußballprofis.

Zum Beispiel wenn sich der gebürtige Rheinländer daran erinnert, wie er nach seinem Wechsel zum 1. FC Nürnberg erst nicht so gut zurechtkam - schon in der Vorbereitung auf die Meistersaison aber spürte, dass Trainer Max Merkel alles daran setzte, "eine andere Club-Mannschaft als zuvor ins Rennen zu schicken". Eine, die später dann mit Charakter und Spielintelligenz zu glänzen wusste, findet Brungs, "auch weil wir lernfähig waren" - und mit Zvezdan Cebinac und Gustl Starek zwei Schlüsselspieler dazu bekommen hatten.

Das Ende kennt in Nürnberg jeder, der sich ein wenig für Fußball interessiert. Merkel, Brungs, Cebinac und die anderen holten die Meisterschaft, die dann entsprechend gefeiert wurde. Brungs erinnert sich dabei gerne an den Empfang der Fans auf dem Hauptmarkt, an "Nürnberg, wie ich es noch nie erlebt habe". Horst Leupold, wie Brungs am Sonntag Gast beim NN-Forum im Festzelt von Hax’n Liebermann auf dem Nürnberger Volksfest, ist vor allem die Meisterfeier auf der Burg in Erinnerung geblieben - mit Musik von Gast Udo Jürgens. Jeder Nürnberger, erzählt Leupold, sei damals Clubfan gewesen.

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Fans haben Leupold und Brungs bis heute, entsprechend lang ist die Schlange, in der sich später die einreihen, die eine Unterschrift der beiden Club-Idole ergattern wollen. Dort stehen auch Jüngere brav an, die, wie NN-Sportchef Hans Böller weiß, "die 68er-Meister näher kennenlernen".

Große Titel blieben danach bis auf den Pokalsieg 2007 aus. Die Erwartungshaltung ist dennoch hoch. Große Erfolge prägen einen Verein, "wir fühlen uns dem auch verpflichtet und versuchen, dem gerecht zu werden", erklärt der Sportvorstand des Clubs im Festzelt. Zunächst müsse aber Ziel sein, die Lücke zu den Bundesligavereinen zu schließen.

Ein Aufstieg wäre ein Anfang. Der Abstieg 1969 ist auf dem Volksfest auch kurz Thema, obwohl Horst Leupold eigentlich nicht drüber reden mag - Franz Brungs dagegen erzählt ausführlich, wie er damals den Club Richtung Berlin verlassen hat. Vom Sommertag im Schwimmbad, wo er via Radio vom Aufstieg der Hertha erfahren hat, bis zum Flug nach Berlin, wo er von Fans mit Hertha-Fahnen wie ein Neuzugang empfangen wurde - obwohl er noch gar nicht verhandelt hatte. Brungs aber pokert hoch und gewinnt am Ende.

Gerd Müller war zu dick

Der Club dagegen steigt ab, vielleicht auch, weil Brungs geht, den ein Gespräch mit Trainer Max Merkel verunsichert. Er sei nicht mehr sicher gewesen, "ob ich noch gebraucht werde". Gut gebrauchen können hätte der 1. FC Nürnberg damals sicherlich auch Gerd Müller. Ein Fan will wissen, ob man den damals tatsächlich hätte haben können und nicht holte. Dass das so stimmt, weiß Horst Leupold. Erstens sei die Konkurrenz im Sturm stark gewesen, zweitens kamen die leicht untersetzte Statur und die dicken Oberschenkel Müllers nicht so gut an. Müller war also zu dick für den Club. Und später zu gut.