Nürnberg: Hier entsteht "die größte Kletterhalle Frankens"

1.8.2020, 10:56 Uhr

Wie auf dieser Baustelle in Frechen bei Köln könnte es bald auch in Sandreuth aussehen. Hier entsteht gerade das Holztragewerk der Kletterhalle. © Kletterbau GmbH

Klettern zählt derzeit zu den Boomsportarten in Deutschland. Für Lutz Karpowitz, der selbst leidenschaftlich gern klettert, aus gutem Grund: "Es wird nicht nur der ganze Körper trainiert, sondern auch der Kopf. Wer richtig abschalten will, sollte Klettern gehen." Im Jugendbereich eigne sich der Trendsport außerdem dazu, Verantwortungsbewusstsein und Teamgeist zu fördern.

Kletterhallen sind meist mit hohen Investitionskosten verbunden. Die auf den Kletterhallenbau spezialisierte KletterBar/KletterBau-Gruppe, die in Frankfurt/Offenbach, Kiel und Hannover bereits Hallen gebaut hat, habe selbst lange vergeblich nach einem Grundstück in Nürnberg gesucht, wie Karpowitz einräumt. Nun ist sie fündig geworden und möchte auf dem ehemaligen Gelände der Firma Friedrich Scheib eine 16 Meter hohe Sportanlage mit rund 2500 Quadratmetern Kletterfläche bauen.

Der Abriss des dortigen Gebäudes sei bereits genehmigt, wie Baureferent Daniel Ulrich auf Anfrage bestätigt. Auch der Bauantrag ist laut Lutz Karpowitz inzwischen gestellt worden. Rund 4,5 Millionen Euro wollen zwei junge Nürnberger, die noch nicht in der Öffentlichkeit auftreten möchten, in die Hand nehmen und das gesamte Investitionsvolumen in Eigenregie stemmen. Eine Sportförderung kommt ohnehin nicht infrage, da es sich um private Investoren handelt, wie Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas erklärt, der derzeit vertretungsweise auch für den Bereich Sport zuständig ist.

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Günstige Lage

Laut Karpowitz soll es der "modernen, hoch ökologischen (Holz-)Halle" an nichts fehlen. Für einen großen Standortvorteil halten die Initiatoren des Projekts die innenstadtnahe Lage und – dank U- und S-Bahn – hervorragende Anbindung der Halle, in der es auch Möglichkeiten zum Bouldern geben soll.

Inwieweit der Zeitpunkt der Eröffnung im Sommer 2021 realistisch ist, vermag der 56-Jährige selbst nichts zu sagen. Beim Thema Baugenehmigungen habe er schon alles erlebt. In einem Fall sei sie nach nur einem Tag erteilt worden, in einem anderen erst nach zwei Jahren.

Nasser Ahmed, sportpolitischer Sprecher der SPD-Stadtratsfraktion, freut sich über die ambitionierten Pläne: "Ich begrüße alle neuen Sportangebote", sagt der 31-Jährige. Sein Fokus liege auf dem Vereinssport und ehrenamtlichen Engagement. Der sportliche Bedarf sei aber auf jeden Fall vorhanden, auch wenn es etwa mit der Climbing Factory, dem Café Kraft, dem E4 in Nürnberg, dem Steinbock in Zirndorf sowie den Blockhelden in Erlangen bereits beliebte Kletter- und Boulderhallen in der Nähe gibt.

Was macht der Deutsche Alpenverein?

Ins Grübeln bringen dürften die Pläne in Sandreuth dagegen die 12.000 Mitglieder starke Sektion Nürnberg des Deutschen Alpenvereins (DAV). Schon seit Jahren möchte sie eine Halle in Nürnberg bauen. Zuletzt war dafür das ehemalige Gelände der DJK Bayern in der Christoph-Weiß-Straße vorgesehen.



Für den Bau eines Kletterzentrums hatte die Sportkommission bereits 2018 grünes Licht gegeben. Da vor einem möglichen Bauantrag ein Bebauungsplanverfahren nötig ist, könnte sich die ganze Angelegenheit jedoch leicht drei bis fünf Jahre in die Länge ziehen. Tobias Schone, Geschäftsführer der Sektion Nürnberg, räumt daher ein, erst einmal gründlich prüfen zu wollen, ob das ersehnte Vorhaben unter den veränderten Bedingungen überhaupt noch sinnvoll ist.