Nürnberger Anwalt ist der Heckenschütze

20.11.2014, 19:47 Uhr

Der beschuldigte Mann, ein Anwalt aus Nürnberg, hat laut Staatsanwaltschaft bereits gestanden, geschossen zu haben. Gegen ihn wird nun wegen versuchten Mordes ermittelt.

Das Medieninteresse an dem Fall war immens. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag teilte die Polizei mit, dass der Mann 49 Jahre alt, verheiratet, deutscher Staatsbürger, wohnhaft in Nürnberg sei und die Schüsse aus einem Wohnhaus südlich des Kanals abgegeben habe. Erst am Mittwoch hatte die Polizei den Tatverdächtigen festgenommen.

Die Entfernung, aus der geschossen wurde, schätzte Kriminalhauptkommissar Joachim Schmidt auf rund 100 Meter. Allerdings müsse das noch genauer untersucht werden. Bei der verwendeten Waffe handelt es sich um eine pressluftgetriebene „Daystate Air Wolf HP“.

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Gegen den Mann wird im Fall des angeschossenen VW Golf wegen versuchten Mordes, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Sachbeschädigung ermittelt. Gegenüber dem Haftrichter hatte der Beschuldigte die Schüsse eingeräumt. Eine Tötungsabsicht gab es nach seinen Aussagen jedoch nicht. Im Fall der Fürtherin wird nur wegen Sachbeschädigung ermittelt, weil sich die Frau zum Zeitpunkt der Schussabgabe nicht im Auto befand.

Polizeipräsident Johann Rast zeigte sich sehr zufrieden mit der Arbeit: "Wir sind sehr erleichtert, dass wir die Fälle so schnell aufgeklärt haben." Den schnellen Erfolg verdankt die achtköpfige Ermittlungskommission „Tangente“ wohl einem glücklichen Zufall. Der mutmaßliche Heckenschütze hatte keine Waffen angemeldet. Für die Kripo gab es deshalb keinen Anlass, ihn gezielt zu überprüfen. Ein Spaziergänger beobachtete aber den Schützen und informierte die Polizei.

Die Staatsanwaltschaft besorgte den Ermittlern am Dienstag Durchsuchungsbeschlüsse für mehrere Wohnungen in dem Anwesen. Sie wurden noch am selben Abend durchsucht – abgesichert von Kräften des Sondereinsatzkommandos (SEK). Seine Waffen hatte der Anwalt zu diesem Zeitpunkt bereits versteckt. Vermutlich wegen der Fahndungsmaßnahmen im Umfeld der Ludwig-Scholz-Brücke, mit denen die Polizei auf zwei neuerliche Verdachtsfälle am Samstag reagiert hatte.

Dennoch fanden sich in dem Mehrfamilienhaus Gegenstände, die den 49-Jährigen belasten – und die die Kripo schnell zu dem Waffenversteck in einem anderen Bundesland führten. Neben der waffenscheinpflichtigen „Daystate Air Wolf“ fanden sich dort vier erlaubnisfreie Luftdruckwaffen: ein Gewehr, eine Pistole sowie zwei vergleichsweise harmlose Vorderlader.

Zum Motiv lässt sich derzeit noch nichts sagen.

Das Video von der Pressekonferenz zum Fall des Heckenschützen wird präsentiert von FrankenFernsehen.tv

 

Hintergrund:

Vor mehr als einer Woche meldete sich bei der Polizei ein aufgelöster Fahrlehrer. Auf sein Auto war auf Höhe der Südwesttangente geschossen worden. Obwohl die Einsatzkräfte umgehend informiert wurden, konnte vorerst kein Schütze ermittelt werden. Die Beamten fanden ein verformtes Projektil in der Tür ihres Wagens.

Am Wochenende kam es erneut zu zwei Vorfällen. Eine Autofahrerin hörte einen lauten Knall und eine andere Fahrerin meldete einen Einschlag in ihrer Windschutzscheibe. Die Polizei fahndete zunächst vergeblich mit Hubschraubern und zahlreichen Einsatzkräften nach den Tätern.

Aufgrund dieser Vorfälle durchsuchte die Polizei auch am Sonntag die Umgebung der Südwesttangente. Mitglieder der Bereitschaftspolizei waren mit Metalldetektoren an der Böschung unterwegs, um Hülsen oder Projektile zu finden.

Am Montag gab die Polizei bekannt, dass bei der Suche am Sonntag keine neuen Hinweise gefunden wurden. Allerdings konnte die Polizei einen Zusammenhang zwischen den beiden älteren Fällen und den beiden neuerlichen Vorfällen ausschließen. Es wurde eine Ermittlungskommission "Tangente" eingerichtet.

Die Polizei hat am Donnerstag zum Tatverdächtigen im Fall des Nürnberger Heckenschützens Stellung genommen. © Roland Fengler

Dieser Artikel wurde am Donnerstagabend, 19.46 Uhr, aktualisiert.