Pellerhaus soll zum "Haus des Spielens" werden

3.3.2018, 05:39 Uhr

Im Nürnberger Pellerhaus sollen in Zukunft nicht nur Brettspiele gespielt werden. Hier soll die analoge und die digitale Spielewelt vereint werden. © dpa/Patrick Seeger

Christian Schmidt nimmt kein Blatt vor den Mund. "Nürnberg ist die Stadt des Spielzeugs", schreibt der Fachjournalist für Computer- und Videospiele. "Allerdings: Für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt liegt die Tradition hinter Museumsglas, abgeschottet in den Hallen der nur für Fachbesucher zugänglichen Messe oder austauschbar in den Läden", moniert er. Ausgerechnet das Spiel, der Inbegriff von Lebendigkeit und Lebensfreude, sei in der Stadt des Spielzeugs "entweder Artefakt oder kühles Business".

Doch Schmidt - vom Kulturreferat mit dem Konzept für ein neues "Haus des Spielens" beauftragt - sieht für Nürnberg eine einmalige Chance, "dieser Tradition eine neue Gegenwärtigkeit und echte Präsenz in der Stadt zu geben". Ihm schwebt ein viel breiterer Zugang zum Spiel(en) vor als bisher. Er bezieht "jene Spiele ein, die eben kein Spielzeug mehr sind: die Video-, Computer und Handyspiele". Sie fänden in Nürnberg nicht statt. "Sie werden praktisch nicht als Teil der Tradition begriffen."

Ein Haus zum Zocken

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Der externe Fachmann schlägt, in enger Abstimmung mit dem kommunalen Kulturreferat, ein "Haus des Spielens" vor, in dem beide Welten verbunden werden. Dieses Haus in Nürnberg soll ein einzigartiger Ort werden. Untergebracht im Pellerhaus am Egidienplatz. Dort ist schon das Deutsche Spielearchiv, der beliebte Spieleclub "Ali Baba" hat hier sein Zuhause.

"Wir müssen mit der Zeit gehen", befürwortet Kulturreferentin Julia Lehner (CSU) diesen Weg. Das Haus soll Teil der Bewerbung für den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 werden, um den sich Nürnberg bewirbt. Das erfordert natürlich neues Personal, daraus macht sie keinen Hehl. Wie viele Mitarbeiter gebraucht werden, dazu gibt es in einer Vorlage für den Kulturausschuss am 9. März noch keine konkreten Angaben. Auch nicht zu der Höhe nötiger Investitionen.

Lokale Voraussetzungen

Christian Schmidt sieht - bei aller Kritik - sehr gute Voraussetzungen in Nürnberg. Neben Spielwarenmesse, Spielzeugmuseum, Germanisches Nationalmuseum nennt er diverse Firmen in der Region, einen Verlag, eine Eventagentur mit Schwerpunkt Games-Unternehmen, drei Studios, die Spiele für die digitale Welt entwickeln, und eine Firma, die sich auf den Einsatz von Virtual Reality-Technologien für Spiele spezialisiert hat.

Einrichtungen der Technischen Hochschule und der Friedrich-Alexander-Universität unterhalten "Game-Labs", das Uni-Klinikum Erlangen hat 2017 ein Spiel "Game in Flame" entwickelt, das Kindern Mechanismen von chronischen Erkrankungen erläutert. Elemente aus der Spielewelt in den Alltag zu übernehmen, nennen Fachleute "Gamification".

Spielerisch arbeiten

"Spiele sind der Schlüssel zur digitalen Arbeit der Zukunft", erklärt Schmidt in seinem Konzept. "Sie zu verstehen, sich auf sie einzulassen und sie gestalten zu können, ist eine der Schlüsselqualifikationen für hochqualifizierte Arbeitskräfte."

Er sieht auch großes wirtschaftliches Potenzial in dem Bereich digitale Spiele. In einem "Haus des Spielens" sollen daher auch Entwickler zusammenkommen, Konferenzen stattfinden, ein Spiellabor eingerichtet werden. Auch virtuelle Lehrräume, in den Lehrer sich fortbilden, könnten ins Bild passen.