Sauberkeit samt Sport: NN-Plogging im Marienbergpark

13.7.2019, 19:22 Uhr

Viel Bewunderung für ihren Einsatz fand Hermine Köck. Samt Gehwägelchen hatte sich die Erlangerin per Bus auf den Weg zum Marienberg gemacht. © Wolfgang Heilig-Achneck

Dazu eingeladen und aufgerufen hatten die Nürnberger Nachrichten mit dem Erlanger Fitnesscoach Marco del Popolo, der ähnliche Aktionen außer in seiner Heimatstadt auch schon in Städten wie München oder Lübeck auf die Beine gestellt hat. Dass die Zahl der Helfer bei der Premiere überschaubar blieb, lag am Ende wohl vor allem am befürchteten Dauerregen – der aber ausblieb.

Das Kunstwort Plogging ist eine Kreuzung aus dem schwedischen Wort für "aufheben" und "joggen". Aber mitmachen können nicht nur versierte Läufer. "Es gibt immer eine Jogging-, aber auch eine Gehgruppe", beruhigte der Organisator die Teilnehmer, die vom Treffpunkt auf dem Parkplatz an der Kilianstraße aus hochmotiviert loszogen. Jede und jeder darf nach eigenem Rhythmus laufen und ganz individuell durch das Gelände streifen. "Ziemlich cool" fand Sandra Lessack die Erfahrung. Sie gehe sonst auch joggen, sagte die junge Nürnbergerin, die Kombination mit dem Aufsammeln sei durchaus sportlich anspruchsvoll.

In Skandinavien ist es viel sauberer

Werbung
Werbung

Schon einige Erfahrung brachte ein junger Südstädter mit. Seit gut einem Jahr zieht er immer wieder mal mit Bekannten zum Müllsammeln los, mit denen er über eine Facebookgruppe vernetzt ist. Den Anstoß hatte eine Skandinavienreise gegeben. "Dort ist es überall viel sauberer, speziell auch auf Festivals", meint er. Hinterlassenschaften wie bei "Rock im Park" seien dort unvorstellbar. "Das müsste auch hier möglich sein", meint er und schleppte unter anderem zwei achtlos zurückgelassene Billiggrills zum Treffpunkt an. Andere stießen etwa auf zerbrochene Campingstühle, natürlich jede Menge Flaschen und sogar Windeln.

Schon versiert ist auch Gerd Kellner, der schon wiederholt an Aktionen wie "sauberer Wald" oder "sauberer Fluß" teilgenommen hat. Naturverbundenheit ist ihm so wichtig, dass er mit Gleichgesinnten aus ganz Franken auch Fähigkeiten zum Überleben im Freien trainiert und weitervermittelt. "Ich will auch jungen Leuten beibringen, dass manches endlich ist und wir entsprechend Rücksicht auf die Natur lernen müssen." A propos Natur: "Man entdeckt plötzlich schöne Ecken und erlebt die Natur noch einmal neu, deshalb macht es auch Spaß", versicherte Cornelia Ehmke, die sich durch den Hinweis in den Nürnberger Nachrichten zum Mitmachen entschlossen hatte. Und wie sie waren auch andere Teilnehmer letztlich überrascht, wieviel Müll sich nach nur einer Stunde auftürmte: "Auf den ersten Blick sieht es am Marienberg ja gar nicht schlimm aus, ich dachte schon, was sollen wir da eigentlich", meinte sie noch.

Lob von Bürgermeister Vogel

Doch am Ende schleppte jede und jeder einen dicken Sack voll kleinerer und größerer Abfälle zur zentralen Entsorgungsstelle. Viel Bewunderung für ihren Einsatz fand Hermine Köck. Samt Gehwägelchen hatte sich die Erlangerin per Bus auf den Weg zum Marienberg gemacht – und gleich ein Begrüßungsgeschenk mitgebracht: "Sie sind doch hier der Chef", sprach sie Bürgermeister Christian Vogel an und überreichte ihm symbolisch Schaufel und Besen. Die ersten leeren Zigarettenschachteln hatte sie unterwegs ebenfalls schon aufgelesen. "Auch wenn ich einen Sakko trage, habe ich hier aber nicht das Sagen", verwies Vogel auf Marco del Popolo.

Seinen offiziellen Dank für den Einsatz verband Vogel freilich mit der Feststellung, mehr als aufs Sammeln komme es darauf, Müll gar nicht erst entstehen zu lassen. Allein der städtische Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) entsorgt jährlich 150 Tonnen aus öffentlichen Grünanlagen. Aber er sieht einen Silberstreif am Horizont: "Ich habe zumindest das Gefühl, dass es ganz langsam etwas besser wird."