Untergrenzen sollen die Arbeit von Pflegekräften verbessern

6.7.2018, 06:48 Uhr

Um die Arbeit für Pflegekräfte angenehmer zu gestalten soll 2019 eine neue Regelung zu Personaluntergrenzen in Kraft treten. Experten beziehen in Nürnberg Stellung. © dpa

Es ist ein Beruf, der erfüllend und sinnstiftend ist. Pflegefachkräfte unterstützen den Patienten im Krankenhaus - sie versorgen Wunden, überprüfen den Heilungsverlauf und sprechen den Patienten in dunklen Stunden Mut zu. Doch die Aufgabe ist auch hart und anstrengend, wie Jitka Schwandt, Leiterin des Weiter- und Fortbildungsinstituts "Cekib" am Klinikum Nürnberg, sagt. Sie verweist auf eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Psyma Health & Care, bei der 2000 Pflegekräfte, Ärzte oder Angehörige um ihre Meinung gefragt worden sind. "Das Ergebnis ist sehr negativ: Die Stimmung in der Pflege ist frostig."

Pflegekräfte sind vorwiegend mit Besprechungen, Dokumentationen und Organisationsfragen beschäftigt, wie der Pflegedirektor und Prokurist im Klinikum Karlsruhe, Josef Hug, am Rande einer Pflege-Tagung im Klinikum Nürnberg sagt: "Sie arbeiten nur 30 bis 40 Prozent ihrer Zeit am Patienten." Die Einführung von gesetzlich vorgeschriebenen Personaluntergrenzen in der Pflege soll die Situation verbessern. Damit wird genau definiert, wie hoch die Mindestzahl der Mitarbeiter in den Bereichen Geriatrie, Herzchirurgie, Unfallchirurgie, Kardiologie, Neurologie sowie auf den Intensivstationen zu sein hat.

Werden die Vorgaben nicht eingehalten, müssen die Kliniken mit Sanktionen rechnen. Die Krankenhäuser und die Krankenkassen sind noch dabei, diese Personaluntergrenzen auszuhandeln. Josef Hug ist Mitglied der Verhandlungskommission: "Wir haben voraussichtlich im September und Oktober ein endgültiges Ergebnis."

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Hug wertet Neuregelung positiv

Um die Arbeit für Pflegekräfte angenehmer zu gestalten soll 2019 eine neue Regelung zu Personaluntergrenzen in Kraft treten. Experten beziehen in Nürnberg Stellung. © Rudi Ott

Grundsätzlich sieht Hug die neue Regelung positiv: "Die Personaluntergrenze ist die rote Linie, die gezogen wird." Doch er warnt: Die Untergrenze steht für die absolute Mindestanzahl an Mitarbeitern, die pro Schicht auf der Station sein müssen. "Wenn sich Kliniken dauerhaft an der Untergrenze orientieren, würde das System nach einiger Zeit kollabieren."

Das Klinikum Karlsruhe gehört wie das Klinikum Nürnberg der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Großkrankenhäuser an: Beide Krankenhäuser sind so genannte Maximalversorger und kümmern sich auch um besonders schwere medizinische Fälle. Um auch diese Patientengruppe gut versorgen zu können, habe man im Vergleich zu anderen Kliniken deutlich mehr Pflegepersonal auf der Station: Genau das könnte zum Problem werden. So befürchtet Peter Schuh, Vorstand des Klinikums: "Vielleicht müssen wir uns gegenüber den Krankenkassen rechtfertigen, weil wir mehr Pflegefachkräfte auf der Station haben."