1:0 für die Wildsäue, die Bauern haben das Nachsehen

12.9.2019, 06:05 Uhr

Jäger haben im Jahr 1980 noch 3000 Wildschweine erlegt – heute werden bayernweit bis zu 95.000 Tiere gejagt. © Lino Mirgeler/dpa

Durch die Verdichtung der Wälder sei der Bestand an Wildschweinen bayernweit so groß geworden, dass Landwirte und Jäger das Problem kaum noch in den Griff bekommen würden. Besonders im Herbst sei für die Wildtiere die Futterpflanze Mais "ein gefundenes Fressen": Großflächig zerstört das Schwarzwild die Ernte der Bauern – die Schäden seien verheerend und brächten Einbußen von mehreren Tausend Euro mit sich.

Die Statistik verdeutlicht das Problem: Jäger haben im Jahr 1980 noch 3000 Wildschweine erlegt – heute werden bis zu 95.000 Tiere bayernweit gejagt. Eine Aufgabe, die die Pachtjäger an ihre Grenzen bringt. Zwar würden Gesetzeslockerungen leicht Abhilfe verschaffen, indem jetzt für den nächtlichen Einsatz Schalldämpfer verwendet werden dürften. Doch das sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein, hieß es.

Bis zu 15 Rotten

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Um auf die Probleme der Landwirte aufmerksam zu machen, hat der Bauernverband den Landtagsabgeordneten Volker Bauer (CSU) zu einer Besichtigung betroffener Flächen eingeladen, um über mögliche Maßnahmen zu sprechen. Der Jagdpächter Jörg Eysele aus Roth erklärte: "Es wird einfach zu wenig getan." Es könne von den Landwirten nicht verlangt werden, ihre Felder komplett einzuzäunen. Dies sprenge sämtliche Kapazitäten. Und: "Jagdpächter in unserer Gegend üben ihre Tätigkeit ehrenamtlich und ihrer Freizeit aus."

Eysele hofte auf gute Zusammenarbeit zwischen Jägern und den Landwirten – aber auch die Politik stünde in der Pflicht, etwas zu unternehmen. Würden die Bauern alle ihre Schäden geltend machen, stünden die Jagdpächter vor dem finanziellen Ruin.

In den vergangenen Jahren habe die Schwarzwild-Population im ganzen Landkreis und darüber hinaus deutlich zugenommen, erklärt der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbands, Maximilian Schneider. Entsprechend würden die Schäden bei den Landwirten ausfallen: Mais- und Kartoffelfelder seien besonders betroffen. © Yevheniia Frömter

Bereits nach der Saat im Frühjahr würden die "Raubzüge" der Wildschweine beginnen, klagten die Landwirte unisono. Es sei keine Seltenheit, dass hunderte Quadratmeter Kartoffelacker "abgefressen" werden würden. Der Wunsch der Bauern: Den Jägern sollte mehr Handhabe bei ihrer Arbeit eingeräumt werden. Denkbar wäre beispielsweise der Einsatz von Nachtzielgeräten bei der Jagd. Dies sei jedoch mit hohen Investitionen verbunden. Ein solches Gerät schlage mit mindestens 3000 Euro zu Buche, weiß Kreisjagdberater Ernst Heinlein: "Der Freistaat Bayern ist in diesem Bereich ein regelrechtes Katastrophengebiet. Wir müssen etwas unternehmen."

Allein in den Bereichen Roth und Allersberg würden bis zu 15 Rotten Schwarzwild ihr Unwesen treiben. Für Volker Bauer war klar: "Nur mit übergreifenden und vereinten Bemühungen ist das Problem in den Griff zu bekommen." Bauer will alle Verantwortlichen der betroffenen Gebiete an einen Tisch bekommen. Organisierte Drückjagden mit Jägern und Hunden könnten helfen. Auch der Einsatz von Nachtzielgeräten sei für ihn eine Option: "Ich werde dafür sorgen, dass die Jagdpolitik bei der Staatsregierung weiterhin forciert wird", versprach Bauer.