Ansturm bei IT-Sprechstunde für Rother Senioren

3.2.2018, 17:50 Uhr

Markant, markant! Das Smartphone mit der pinken Schutzhülle packt Ursula Müller gleich mal auf den Tisch - damit die Expertin sieht, was knallfarbene Sache ist!

Scheu? Nein, die hätte sie nicht; nie gehabt. Denn Ursula Müller weiß aus (Lebens-)Erfahrung: Nur wer fragt, gewinnt!

Also legt die 71-Jährige los: Das Handy besitze sie seit nunmehr einem Jahr. Sie könne zwar via WhatsApp Textnachrichten versenden, das ja. "Aber zum Beispiel keine Gruppe und Kontakte erstellen. Das ärgert mich", gibt die Rotherin ehrlich zu.

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Die Grafik- und Webdesignerin Angela Martin nickt: "Sie wollen wissen, was da noch geht..." - Motto: Entdecke die Möglichkeiten! Während sich die beiden Frauen also in ein Gespräch über die Massenger-App und ihre Optionen vertiefen, klappen die weißen Eingangstüren im Offenen Haus immer wieder auf und zu.

Spezifische Anwenderprobleme dabei

Es sind weitere Seniorinnen und Senioren. Einige möchten zur geselligen Kaffeerunde der Nachbarschaftshilfe gleich nebendran; andere aber tragen an diesem Nachmittag ganz spezifische Anwenderprobleme auf dem Herzen, respektive in der Handy-, i-Pad- oder Laptoptasche.

Zum Glück hat Brigitte Reinard mit Harald Mack einen zusätzlichen Spezialisten für Digitales gewinnen können. Und selbst die Seniorenbeauftragte muss kurzfristig als Fachfrau ran, da noch mehr Fragesteller eintrudeln.

Eigentlich wusste Brigitte Reinard ja, was an diesem 1. Februar auf sie zukommen würde. Schließlich habe man bereits im Spätherbst vergangenen Jahres eine ähnliche Initiative mit ähnlich großer Resonanz gestartet, erzählt sie.

Die Neuauflage mit IT-Dozentin Angela Martin und Harald Mack sei nun der Versuch, "die enorme Nachfrage zu koordinieren" – indem man die Sprechstunde auf monatlich zwei Stunden mit maximal sechs (angemeldeten) Teilnehmern limitiert hat.

Wie kommen die Fotos vom Handy auf den Stick?

Doch Anmeldung hin oder her – sie kommen trotzdem in beachtlicher Zahl: ältere Menschen, die an einer zunehmend digitalisierten Welt teilhaben möchten. So wie Karin (74) und Hans (76) Zelingr aus Roth. "Wir wollten das Angebot mal ausprobieren", erklären sie ihr Erscheinen. Und ein fest umrissenes Problem haben sie auch: "Wie kriegt man Handyfotos auf den USB-Stick und wieder zurück?" Das wären schließlich "so Sachen, die man nicht täglich macht".

Ansonsten seien sie beide "relativ fit" in Sachen PC- und Smartphone-Nutzung, erklärt Hans Zelingr auch im Namen seiner Frau, die gerade den Ausführungen Brigitte Reinards lauscht. Schließlich wär´s doch so: "Entweder man ist dabei oder bleibt auf der Strecke." Freilich tue man sich mit zunehmendem Alter schwerer, Neues zu lernen - "aber mich interessiert´s und dann geht’s halt weiter..."

Ähnlich sehen das Annette (60) und Werner (63) Pfändner. Die beiden haben Kalender- und Kontaktdaten vom alten aufs neue Handy übertragen und synchronisiert. Irgendetwas klappte dabei aber nicht so, wie es sollte. Außerdem braucht’s weitere Feineinstellungen. Konkrete Hilfe im speziellen Fall – das finden die Pfänders daher gut.

Kontakt zu Enkeln ohne WhatsApp geht nicht

Generell sieht Werner Pfändner sein Smartphone als "modernes Kommunikationsmittel" an, ein unabdingbares. Weil: "Kontakt mit den Enkeln ohne WhatsApp? Geht doch nicht!", verrät er schmunzelnd.

Von einfach bis komplex – so unterschiedlich die Problemstellungen und Motive, so einheitlich das erste Fazit: "Es ist Bedarf da" am gesetzten Angebot, untermauert Brigitte Reinard noch einmal. Und wie! "Die Leitungen laufen heiß..."

War die erste Sprechstunde mit Angela Martin bereits drei Stunden nach Öffentlichmachung ausgebucht, so wäre man für die Fortsetzung am 1. März "schon jetzt voll". Die Seniorenbeauftragte sei deshalb "am Überlegen", wie man die Nachfrage weiter decken könne. Zusatztermine, Vorträge oder die Kooperation mit Schülern stünden im Raum.

Am Ende dieses Nachmittags haben Angela Martin, Harald Mack und sogar Brigitte Reinard zwölf Hilfesuchenden digitalen Rat beschert. Doppelt so vielen, wie ursprünglich gelistet. Und IT-Profi Martin durfte dabei begeistert feststellen: "Manche Senioren sind von der digitalen Wende zwar schon ein bisschen verunsichert, aber sie lassen sich nicht unterkriegen – das ist klasse!"

Letztlich seien Smartphone, Laptop und/oder Computer nämlich "ein Obermehrwert für Senioren" – gerade für jene, die nicht mehr uneingeschränkt mobil wären. "Angst ist darum völlig fehl am Platz!"

Als Angela Martin das bilanziert, hat Ursula Müller das pinke Handy längst weggepackt. Für die 71-Jährige steht nach ihrer "Privataudienz" fest: "Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss!" Aber die rüstige Dame scheint dabei guter Dinge: "Daheim schau´ ich, was ich mir aufgeschrieben hab´ und was ich damit anfange..."

Warum ihr der fachgerechte Umgang mit der neuen Technik überhaupt so wichtig sei? Was für eine Frage! "Na, damit man einigermaßen normal am Leben teilnehmen kann..."

Die nächste IT-Sprechstunde für SeniorInnen im OHA, Hauptstraße 58, ist bereits ausgebucht. Anmeldung für weitere Termine und Warteliste unter Telefon (0 91 71) 848-0.