Aushilfsfahrer findet Traumjob

23.2.2019, 06:00 Uhr

Seit September hat Mauritz Trautner ordentlich Kilometer mit dem Para-Skiteam gesammelt. Nach einem halben Dutzend mehrtägiger Lehrgänge im Herbst standen im Dezember die ersten Rennen an. Im Januar absolvierte die Mannschaft eine Trainingswoche in Pfelders, bevor es am 18. Januar für zwei Wochen zur Weltmeisterschaft nach Slowenien und Italien ging. Nach der Rückkehr blieb nur kurz Zeit zum Durchschnaufen, da der Weltcup in der Schweiz anstand.

Seit Sonntag ist Mauritz Trautner zurück aus Veysonnaz. "Momentan ist es schon recht stressig", gibt der 24-Jährige zu, "aber jetzt sind erst einmal zehn Tage Pause". Zeit, in der die normale Arbeit in einer Nürnberger Steuerkanzlei wartet, aber auch Zeit, um Familie und Freunde zu treffen – dann wartet Spanien mit den nächsten Wettkämpfen.

Was für den einen nach Horror klingt, ist für Mauritz Trautner ein Traumjob. Der gebürtige Rother, der gerade seine Trainer-Ausbildung absolviert, kann sich "nichts Schöneres vorstellen". Kurse für die Athleten stecken, die Läufe filmen und am Abend mit den Athleten analysieren, an deren skifahrerischem Können feilen, Technikfehler ausmerzen und so weiter und so fort. "Das hat mit Arbeit nix zu tun, das ist das Hobby zur Arbeit gemacht", findet er.

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Denn das Skifahren ist Mauritz Trautners große Leidenschaft. Als Dreijähriger stand er das erste Mal auf Skiern. Er zeigte Talent, begann Rennen zu fahren, schaffte es in den Auswahlkader. Während der Sohn an einer Profikarriere arbeitete, begann der Vater, Thomas Trautner, sich als Jugend-Trainer im Skiverband Frankenjura zu engagieren. Schließlich wechselte Mauritz auf das Ski-Internat Oberstaufen, um sich ganz auf den Sport konzentrieren zu können. Er gehörte zu den deutschen Top 25, fuhr FIS-Rennen, aber nach ganz vorne schaffte er es nicht.

Mauritz Trautner ging nach Roth zurück, machte dort sein Abi, studierte BWL – und Skifahren wurde wieder einfach ein Hobby. Vor drei Jahren wurden die Weichen neu gestellt. Das Para-Skiteam, wo sein Vater mittlerweile als freiberuflicher Trainer arbeitete, habe damals kurzfristig einen Fahrer für den Teambus gesucht, erzählt der 24-Jährige. Mauritz Trautner überlegte nicht lange, sprang ein und hielt fortan den Kontakt zum DPS. Richtig als Betreuer sei er dann 2018 eingestiegen. Besonders die Arbeit als Trainer fasziniert ihn: "Man kann andere vorwärts bringen und sein skifahrerisches Können weitergeben, ist in der Natur unterwegs, steht auf Skiern", zählt er auf.

Außerdem seien die Sportler und "das Umfeld ein wichtiger Punkt. Der Skizirkus ist eine große Familie. Man lernt so viele Leute, auch aus unterschiedlichen Ländern, kennen". Dass er in dem kleinen Betreuerteam oft eng mit seinem Vater zusammenarbeitet, ist kein Problem. Im Gegenteil: Es ist "wunderbar" und "funktioniert. Wir haben ein wahnsinnig gutes Verhältnis". Was könne es da Besseres geben, als "ein gemeinsames Hobby zu teilen". Auch Vater Thomas gefällt es. Gemeinsam zu trainieren und unterwegs zu sein "macht Spaß", findet er. "Früher war ich sein Trainer, jetzt trainieren wir zusammen. Das ist genial."

Anders als beim DSV werden beim Para-Skiteam Männer und Frauen zusammen trainiert. Ansonsten, berichtet Trautner, der mittlerweile in Nürnberg lebt, gebe es beim Training eigentlich kaum Unterschiede zu den Nicht-Behinderten. "Man arbeitet wie mit allen anderen auch", denn es komme letztlich immer auf dieselben Dinge an. Hier wie dort müssten zum Beispiel die Rumpfachsen passen. Das sei die Grundvoraussetzung, um etwa einen Querschnittsgelähmten trainieren zu können. Denn auf einem Monoski, sagt Trautner, habe er selbst noch nie gesessen.

In einen blinden Skifahrer kann er sich hingegen mittlerweile zumindest ein wenig hineinversetzen, nachdem er einmal als Test eine Strecke blind gefahren ist. Man sieht keinen Schlag und keine Welle, ist absolut abhängig vom Betreuer, der über Funk die Schwünge und Richtungswechsel ansagt. "Das war die Hölle!"

Wenn alles wie geplant läuft, wird Mauritz Trautner seinen Job als Steuerassistent demnächst an den Nagel hängen und ab nächster Saison als zweiter hauptberuflicher Skitrainer – neben Cheftrainer Wolf – beim DPS arbeiten. Eine riesen Chance, meint er, für die er sehr "dankbar" ist. Der Spagat zwischen Steuerkanzlei und Piste fällt dann endlich weg. "Ab nächster Saison zählt nur noch das Skifahren", freut er sich.

Und zwar auch im Frühjahr und Sommer. Denn obwohl die Rennsaison nur ein paar Monate dauert, ist Trainer "definitiv ein Ganzjahresjob", erklärt er. Bevor es mit den ersten Rennen oder überhaupt dem Training im Schnee ab Herbst losgehen kann, müssen im Vorfeld zum Beispiel Konditionslehrgänge abgehalten werden – die neue Saison will organisiert sein, es stehen Planungstreffen und Absprachen mit dem International Paralympic Comittee an, etwa wenn es um die kommenden Rennen oder Regeländerungen geht, und so weiter und so fort. Mauritz Trautner freut sich drauf.