Das Geheimnis hinter den blauen Steinchen

18.4.2012, 00:00 Uhr

„Das Thema Eisen interessiert mich, weil ich selbst einen Metall verarbeitenden Betrieb habe“, lacht Georg Vogel. Georgens-gmünd sei von etwa 1520 bis 1732 ein bedeutendes Zentrum für die Produktion von Eisen gewesen. Dies wolle er nachweisen, um aufzuzeigen, dass es hier einmal eine sehr spezielle Industrie gab. „Re-likte darüber kann man überall finden“, erklärt Vogel.

Der Georgensgmünder ist Chef der Firma „ATM Anlagentechnik und Ma-schinenbau AG“ , die ihren Sitz im Industriegebiet hat. Auch als Gemeinderat engagiert er sich ehrenamtlich. Die wenige Freizeit, die ihm bleibt, widmet er der Erforschung der Eisenherstellung in Georgensgmünd.

Blaue Steine

„Viele alte Georgens-gmünder erzählen, dass sie als Kinder leuchtend blaue Steine gefunden hätten“, berichtet Vogel und zeigt ein Glas mit solchen auffallenden Steinen. „Man konnte sich nicht erklären, welche Bewandtnis es mit diesen blauen Schlackensteinen auf sich hat, hat mit ihnen aber einen Steingarten verziert.“ Vor über fünf Jahrzehnten habe man an der Fränkischen Rezat oft solche Funde machen können.

Nach Aussage von Georg Vogel hat es die blaue Schlacke in Bayern nur in Friedrichsgmünd gegeben. Dabei handele es sich um Hochofenschlacke aus der Zeit der frühen Eisenherstellung. Wenn man zur richtigen Zeit im Wiesengrund spazieren gehe, sehe man heute noch, dass Maulwürfe diese glänzend blauen Steine nach oben ans Tageslicht geschoben haben.

Georg Vogel schätzt, dass noch mehr als 50 Tonnen der blauen Schlacke im Wiesengrund liegen. „Rund 30 bis 50 Jahre hat man in Georgensgmünd Gusseisen produziert“, erklärt Vogel. Die Schlacke sei nichts anderes als Industrieabfall aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Bei Ausgrabungen im Wiesengrund sei er 25 Zentimeter unter der Grasoberfläche auf die blauen Schlackensteine gestoßen und habe sich „wie ein Schatzgräber“ gefühlt. Gegen 1525 sei im Bereich der heute bekannten Hammerschmiede im Tal der Fränkischen Rezat ein Eisenschmelzwerk mit einem Schmelzofen errichtet worden, so der Experte. „Von dieser Zeit an bis etwa 1730 wurde an diesem Ort mit einigen Unterbrechungen aus Eisenerz das Roheisen in verschiedenen Ausführungen hergestellt.“

Der Ortsteil Friedrichsgmünd war ein bedeutendes gewerbliches Zentrum der Region. Davon ist aber heute nur noch wenig zu sehen. Geblieben ist der Begriff „Hammerschmiede“ für das ehemalige, mit Wasserkraft betriebene Werk im Rezatgrund. Hier befand sich im 16. und 17. Jahrhundert die „Schmelz“, ein Betrieb mit Hochofen zur Eisenerzeugung.

„In Schriften, die um das Jahr 1850 erschienen, haben sich viele Wissenschaftler bereits mit diesem Thema und auch der ,Blauen Schlacke‘ befasst“, berichtet Georg Vogel. Fritz Schäff vom Eisenhammer bei Eckersmühlen habe schon viel über die Eisenerzeugung in Friedrichsgmünd geschrieben.

Auch die Dauerausstellung „Vom Erz zum Eisen“ im Historischen Eisenhammer Eckersmühlen erinnere daran, dass unsere Vorfahren auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Roth Eisen hergestellt hätten.

Die in Georgensgmünd noch vorhandenen Spuren will Georg Vogel suchen und dokumentieren. Seine Erkenntnisse hat er bereits in drei Broschüren zusammengefasst: „Die blaue Schlacke von Friedrichsgmünd“, „Spuren vom Gmünder Bergbau“ und „Die Westumgehung“. Die vierte Broschüre mit dem Titel „Eisenhammer und Schmelz“ ist in Arbeit.

Seit Mitte 2011 ist er dran an dem Thema. Seine Forschertätigkeit im Dienste der Heimatkunde und Heimatgeschichte empfindet er als interessanten Ausgleich zur beruflichen Arbeit. Er sucht daher Menschen, die ihm mehr über den Bergbau in Georgensgmünd erzählen können.Jede Broschüre im Format DIN A 5 umfasst 14 Seiten und zeichnet sich durch zahlreiche Farbfotos, Landkartenausschnitte und sonstiges Bildmaterial aus. Die Schriftenreihe möchte Georg Vogel dem Heimatverein Georgensgmünd übergeben. Der soll auch die Rechte an den Broschüren übertragen bekommen.

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