Das "Von-Mensch-zu-Mensch-Prinzip"

9.1.2021, 14:20 Uhr

Freilich habe die Familie zusammengehalten. "Aber jemand, der zusätzlich im Haushalt zur Hand geht, ein bisschen putzt, wäscht, Einkäufe erledigt oder einfach nur zuhört – das wäre eine Erleichterung gewesen ..."

Ab da sei sie sensibilisiert gewesen, meint Sabine Manlik. Sie hörte genau hin, wenn jemand von "Überforderung" klagte – sei’s im Garten, im Haus, bei der Kinderbetreuung, den Hausaufgaben, bei der Tierpflege oder in anderen Alltagsbereichen. Und sie lauschte, wenn jemand vom Alleinsein sprach oder darüber, dass am Monatsende ein paar zusätzliche Euro nicht schlecht wären.

Sabine Manlik geriet ins Grübeln. Natürlich war ihr klar, "dass es in vielen Bereichen schon entsprechende Hilfen gibt". Doch wusste sie auch um die Bürokratismen, die mit der Anmeldung von Mini-Jobs einhergehen. "Schwarzarbeit", so lautet Manliks striktes Credo, "sollte trotzdem niemand in Erwägung ziehen, nie. Weil sie enorme Risiken für alle Beteiligten birgt".

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Deshalb stellte sie sich die Frage: "Wie kann man sie also zusammenbringen?" Diese Menschen vor Ort, die Hilfe gut gebrauchen können und jene, die ihnen gern unter die Arme greifen würden. Möglichst niedrigschwellig, regional, zwischenmenschlich.

Eventuell in Form einer kostenlosen Online-Kontaktbörse, einer Vermittlungsplattform für Leute aus dem Landkreis? Vielleicht so? Mit dieser Idee wurden Sabine Manlik und deren Nachbarin Maren Diedrich 2011 bei Annegret Thümmler von der Bürgerkontaktstelle "Füreinander" am Rother Landratsamt vorstellig – und punkteten prompt. Thümmler war vor allem davon überzeugt: "Der Gedanke, dass Ehrenamtliche die Minijobber und ihre privaten Arbeitgeber bei der nötigen Bürokratie komplett unterstützen wollen, ist super!"

Passendes Logo

Das Kind kriegte auch umgehend einen Namen: "AlltagsHelden Roth". Grafik-Designerin Diedrich kreierte sogleich ein passendes Logo dazu und die Initiatorinnen hofften fortan, dass sich möglichst viele "AlltagsheldInnen" finden würden – von der Schülerin bis zum Rentner. Landkreisbürger eben, die haushaltsnahe Dienstleistungen gegen einen Stundenlohn von mindestens zehn Euro erbringen wollten. Für andere Landkreisbürger.

Eine Art "Von-Mensch-zu-Mensch"-Projekt auf Minijob-Basis sollte es werden, Versicherungsschutz inklusive. Denn: "Minijobs legalisieren statt Schwarzarbeit forcieren", lautete von Anfang an das zugehörige Motto.

Manlik und Diedrich standen dafür – gemeinsam mit "Füreinander" – als Mittlerinnen parat, waren für Fragen offen und mit Infomaterial zur Stelle. Gratis. "Eine gute Sache!", findet Annegret Thümmler, die das Vorhaben flankierend begleitet, nach wie vor. Dennoch: Die erhoffte Resonanz blieb aus.

So richtig verstehen will Sabine Manlik das bis heute nicht. Für sie liegen die Vorteile des Projekts nämlich klar auf der Hand: "AlltagsHelden ist eine ehrenamtlich organisierte Kontaktplattform für Privathaushalte und für Menschen, die in diesen Privathaushalten ebenso entgeltlich wie legal beschäftigt werden möchten.

Wir vermitteln den Kontakt und helfen beim Bürokratieaufwand. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können sich dann untereinander individuell auf den Beschäftigungsmodus einigen. Das Projekt kommt sowohl denjenigen zugute, die ihren Geldbeutel ein bisschen auffüllen mögen, als auch denen, die Unterstützung vertragen können", fasst Manlik die Pluspunkte einmal mehr zusammen.

Und: "Das sind keine Profis, keine Fremden, sondern Leute wie du und ich. Leute aus der Gegend, man ist sich vielleicht schon begegnet." Da menschle es doch per se, ist Sabine Manlik vom "AlltagsHelden"-Prinzip überzeugt.

Gerade in Corona-Zeiten könnte es einen Mehrwert für viele darstellen, dieses "Konzept der kleinen Alltagshilfen" – beim Einkaufen, Gassigehen, bei der Online-Hausaufgabenbetreuung ...

Und langfristig gesehen, vor allem dann, wenn sich daraus ein Netzwerk knüpfen ließe; wenn kirchliche, karitative, soziale Träger oder andere Institutionen die "AlltagsHelden" auf der Liste hätten "und bei Bedarf empfehlen würden". Ja, Sabine Manlik glaube an ihre Idee. Noch immer.

Allerdings kann die 52-jährige Lohnbuchhalterin das Projekt aus beruflichen Gründen nicht mehr stemmen, kann nicht länger Koordinatorin sein. Denn Zeit koste die Pflege der Plattform schon – unter anderem, weil auch die neuen Datenschutzbestimmungen einen Mehraufwand mit sich gebracht hätten. Drum würde sie das Amt des Strippenziehers gern "in verantwortungsvolle Hände schenken".

Mit Rat und Tat stehe sie dem oder der "Neuen" natürlich zur Seite. Sabine Manlik verspricht’s. Ganz fest. Weil "AlltagsHelden" nicht sterben sollten ...

INFOwww.alltagshelden-roth.de, Kontakt unter E-Mail: sabinemanlik@gmx.de oder Telefon (01 76) 47 11 81 90.