Die Rother Tafel muss teilen

18.5.2018, 06:00 Uhr

RHV: Herr Gattenlöhner, warum öffnen Sie die Ausgabestelle der Rother Tafel künftig nur noch alle 14 Tage?

Robert Gattenlöhner: Wir versorgen — tief gerechnet — jeden Samstag mindestens 290 Menschen mit Lebensmitteln, die Schmerzgrenze für unser Personal ist aber bei 200 Anmeldungen erreicht. Zumal früher die Zahl der Anmeldungen zum Teil zwar sogar höher war, aber dafür waren die Familien kleiner. Heutzutage stehen zwei Familienmitglieder an, holen aber für ihre sieben- bis neunköpfige Familie ab — dadurch zieht sich die Ausgabe immer weiter in die Länge. Draußen stehen die Leute in der Schlange, und bis unsere Ehrenamtlichen nach Hause kommen, ist es oft nach 20 Uhr. Kurz gesagt: Räumlich und personell schaffen wir diesen Andrang nicht mehr.

Aber ich will auch nicht, dass wir bestimmte Leute oder Gruppen nicht mehr als Kunden aufnehmen. Deshalb haben wir nach einer Lösung gesucht. Auch über einen zweiten Ausgabetag haben wir nachgedacht. Aber dafür reicht die personelle Kapazität an Ehrenamtlichen nicht. Und der Platz zur Lagerung der Lebensmittel auch nicht. Also erscheint uns die 14-tägige Ausgabe als einzige praktikable Möglichkeit.

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Heißt das, die Tafel ist nur 14-tägig geöffnet?

Gattenlöhner: Nein, überhaupt nicht. Wir öffnen nach wie vor jede Woche. Aber die Menge der Abholer müssen wir aufteilen. Darüber hat der Vorstand auch schon ganz genau informiert. Ab Juli können also an einem Samstag nur noch die zur Ausgabe kommen, deren Berechtigungsschein eine gerade Nummer hat, und am nächsten Samstag sind die mit der ungeraden Nummer dran. Wobei wir das zum Beispiel bei Fahrgemeinschaften etwa aus Heideck nicht so streng handhaben. Das muss man immer im jeweiligen Fall besprechen.

Dann bekommen die Kunden mit einem Berechtigungsschein nur noch alle 14 Tage Lebensmittel von der Tafel. Reicht ihnen das?

Gattenlöhner: Ja, das reicht. Denn erstens haben wir genügend Waren, um den Familien auch so viel mitzugeben, wie sie heimtragen können. Das einzige Problem für die Kunden ist dann die Haltbarkeit der Lebensmittel. Aber das lässt sich bestimmt lösen. Und zweitens ist es nicht die Aufgabe der Tafel, die Grundversorgung der Menschen zu decken. Für ihren Lebensunterhalt bekommen sie genügend Geld. Das Angebot der Tafel soll lediglich eine Zusatzversorgung bieten, es ist also sozusagen obendrauf.

 

Was passiert mit den Lebensmitteln, die nach einem Ausgabesamstag noch übrig bleiben?

Gattenlöhner: Den Rest holt der Verein Foodwatch ab.

 

Kann die Aufteilung auf gerade und ungerade Empfängernummern die Raum- und Personalprobleme der Tafel lösen?

Gattenlöhner: Nein, denn es gibt weder einen geeigneten Raum in Roth noch mehr Helfer. Die Aufteilung bedeutet nur eine Entzerrung. Denn ich muss darauf achten, dass die Ehrenamtlichen nicht wegen Überlastung zusammenklappen. Schließlich werden wir auch in fünf Jahren noch gebraucht. Schön wäre es halt, wenn von den Tafel-Berechtigten ein paar mehr ehrenamtlich mithelfen würden.