Kreisklinik Roth trotzt dem Trend und will erweitern

17.2.2018, 05:58 Uhr

Alljährlich präsentiert das 300-Betten-Haus ein leichtes Plus, es punktet immer wieder mit innovativen Einrichtungen (wie der geriatrischen Reha schon 1998 oder der Palliativstation 2006, zwei Gesundheitszentren mit 15 Kooperationspartnern auf dem Klinikgelände, ab April einer Bereitschaftspraxis direkt neben der Notaufnahme). Außerdem wird in den nächsten zehn Jahren der stattliche Betrag von 115 Millionen Euro für eine Erweiterung und die Generalsanierung in fünf Bauabschnitten investiert.

Der Freistaat Bayern trägt davon etwa 70 Prozent, den Rest weitgehend der Landkreis Roth. "Eine wichtige und richtige kommunalpolitische Entscheidung", so Klinikvorstand Werner Rupp. Für den ersten Bauabschnitt sind gut 46 Millionen Euro vorgesehen (für zum Beispiel neue Intensivstation, neue OP-Säle, Endoskopieabteilung, Geburtshilfe, ambulantes Operieren, zentraler Aufwachbereich). Anfangen will man mit dem Bau im nächsten Jahr, sofern es mit der Finanzierungszusage des Freistaates Bayern klappt.

Wichtige Weichenstellungen

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Wie geht das? Was macht die Rother Kreisklinik anders, besser als andere Krankenhäuser? Da verweist Klinikvorstand Werner Rupp, der das Haus mit 530 Beschäftigten (in immerhin 30 verschiedenen Berufsgruppen) als Geschäftsführer lenkt, auf Entscheidungen insbesondere der politisch Handelnden, die teilweise schon vor Jahrzehnten gefallen sind: Bereits in den 1980er Jahren wurden im Landkreis Roth die kleinen kommunalen Krankenhäuser in Hilpoltstein und Greding (mit jeweils 35 Betten) sowie das kirchliche Krankenhaus in Abenberg mit 50 Betten geschlossen, "so dass sich im Landkreis die Krankenversorgung bereits seit über zwei Jahrzehnten auf einen Standort konzentriert", so Rupp.

Nach dieser zwar "politisch schwierigen, aber zukunftsweisenden Entscheidung" seien weitere wichtige Weichenstellungen erfolgt: Mit der Errichtung der geriatrischen Reha 1998 war man die zweite Klinik in Mittelfranken, und 2006 wurde die Palliativstation etabliert – ebenfalls als eine der ersten in der Region. "Inzwischen hat jeder die Notwendigkeit erkannt, aber wenn man rechtzeitig dran ist, hat man halt den Vorsprung", sagt Rupp. Daneben laufen, so der Klinikvorstand, die anderen Abteilungen im "Haus der Grund- und Regelversorgung" natürlich weiter gut – auch durch entsprechende personelle Weichenstellungen.

Die Not mit der Notaufnahme

Außerdem habe die Kreisklinik in Gesprächen mit der Kassenärztlichen Vereinigung bereits vor längerer Zeit signalisiert, dass sie für die Not mit der Notaufnahme – sprich: zu große Wanderungsbewegungen ins Krankenhaus, während der Bereitschaftsdienst in den Arztpraxen wenig genutzt wird – eine Lösung anbieten kann: Die notwendigen Räume für eine Bereitschaftspraxis innerhalb der Klinik.

Das Ergebnis: Ende März wird sie eröffnet, der Verdruss über lange Wartezeiten in der Notfallambulanz könnte damit erledigt sein, weil die Patienten gleich "zugeordnet" und verteilt werden können.

Geht es so gesund weiter? Prognosen gibt Werner Rupp nur vorsichtig ab: "Denn das hängt ganz wesentlich von den Rahmenbedingungen ab, die in Berlin und München gesetzt werden". Wenn etwa künftig gefordert werde, dass rund um die Uhr Facharztstandard vorgeschrieben ist oder Therapeuten sieben Tage die Woche präsent sind, "wie sollen das so kleine Häuser dann stemmen?".

Mehr Geburten

Auch die Verweildauer der Patienten ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. Wird dieser Trend weiter anhalten? Rupp glaubt nicht, dass die Liegezeiten noch wesentlich weiter absinken können, etwa wegen zunehmend älterer Patienten und auch zunehmend demenzkranker Patienten könnte die Verweildauer eher wieder steigen. Auch der Fachkräftemangel werde zunehmend ein Thema.

Andererseits: Die Schließung von Geburtshilfeabteilungen in Gunzenhausen, Neuendettelsau und Schwabach hat der Kreisklinik einen Anstieg der Geburtenzahlen in den vergangenen vier Jahren um über 30 Prozent beschert. Etliche Parameter können sich also verschieben, sagt Rupp. In die Zukunft blicken will er deshalb nur mit einigen Konjunktiven und "ganz zurückhaltend".