Mit dem Youtube-Video ins nächste Lernzeitalter

4.2.2019, 05:54 Uhr

Die Lehrer des Gymnasiums Roth ließen sich in einer schulinternen Fortbildung von dem Neu-Ulmer Realschullehrer Sebastian Schmidt sein Konzept des Flipped Classroom vorstellen. Seit mehreren Jahren setzt Schmidt konsequent auf neue Medien und motiviert seine Schüler mit dem Einsatz von selbsterstellten Lernvideos.

Damit hat er das Unterrichtsgeschehen praktisch auf den Kopf gestellt: Die Schüler schauen sich zu Hause die Lernvideos an und sind, wenn sie in die Schule kommen, schon mit dem Stoff vertraut.

In der Schule üben sie nun und wenden das Gelernte in konkreten Situationen an. Dabei ändert sich, so Schmidt, auch die Rolle des Lehrers, der nun als Coach im Unterricht für Fragen zur Verfügung stehe und Hilfestellungen geben könne – genau das, was bei den Hausaufgaben bisher oft fehle.

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Soweit die Theorie, Schmidt gestand, er sei auf viele Probleme gestoßen und musste sein Konzept immer wieder den Gegebenheiten anpassen, denn bald hätten die Schüler festgestellt, dass es sich trotz Youtube-Video immer noch um Lernen handele, weshalb die Motivation wieder nachließ.

Doch hierin liege eines der großen Missverständnisse: Es gehe weniger um digitales Lernen als um digitale Bildung.

In seinem Unterricht ist das Smartphone nicht nur erlaubt, sondern wichtiges Arbeitsmittel. Die Schüler posten ihre Ergebnisse etwa über Padlet, eine digitale Pinnwand. Dort können sie von Klassenkameraden kommentiert und ergänzt werden, sodass am Ende ein gemeinsames Klassenprojekt steht. Ganz nebenbei haben die Schüler gelernt, die Kommentarfunktion sinn- und respektvoll einzusetzen.

Durch den Umgang mit den neuen Medien lernen die Schüler das Fachwissen nicht zwangsläufig besser, aber sie erwerben nebenbei Wissen über den Einsatz und den Umgang mit Medien und setzen sie später gezielter und verantwortungsvoller ein. Eine Kompetenz, die mit den Fachprüfungen an den Schulen nicht erfasst wird.

An den sowohl informativen als auch unterhaltsamen Vortrag schlossen sich Workshops an, in denen Kollegen des Gymnasiums Roth verschiedene Apps vorstellten, mit denen Schmidt in seinem Unterricht arbeitet. Dazu haben sie sich auf seiner Homepage (www.flippedmathe.de) mithilfe von Lernvideos mit den Programmen vertraut gemacht und diese Apps anschließend versuchsweise in ihrem Unterricht eingesetzt. So sei ein Teil der neuen Methoden bereits im Kollegium verwurzelt, und es gibt Ansprechpartner vor Ort.

Schulleiter Dr. Rudolf Kleinöder zeigte sich sicher, dass damit ein wichtiger Schritt gemacht wurde. Damit mache sich das Gymnasium Roth auf den Weg in die digitale Zukunft des Lernens. Die digitalen Medien seien zwar kein Patentrezept, aber sie könnten die Methoden des Lernens und Unterrichtens sinnvoll ergänzen und erweitern.