Tüftler macht die Waffen und die Schützen besser

29.3.2017, 14:33 Uhr

Aus einer Waffe das Beste herauszuholen, das fasziniert den Tüftler Georg Klemm am Armbrust-Schießen. Seit Jahrzehnten ist er im Geschäft. © Regler

Der Keller unter der Doppelgarage, das ist Georg Klemms Reich. In den Räumen, die Werkstatt, Verkaufsraum und Lager in einem sind, ist der 65-Jährige praktisch jeden Tag anzutreffen. Bis unter die Decke stapelt sich dort auf ein paar Quadratmetern praktisch alles, was der Schütze – insbesondere dann, wenn sein Herz für das Schießen mit der Armbrust schlägt – für seinen Sport so braucht; von scharfen Schusswaffen und Munition einmal abgesehen. Klemm ist nämlich nicht nur aktiver Schütze. Er betreibt darüber hinaus seit 25 Jahren ein Geschäft für Schießsportbedarf.

Seit 1992 im Geschäft

Angefangen hat er 1992 mit "drei Handschuhen und einer Jacke", wie er erzählt. Heute gibt es bei ihm von "speziellen Strümpfen bis zur Jacke" praktisch alles, was dem Sportschützen das Leben leichter macht. Darüber hinaus ist der Rother aber auch die erste Adresse, wenn eine Armbrust repariert oder noch ein wenig mehr Leistung herausgeholt werden soll.

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Angefangen hat seine Leidenschaft für den Schießsport ganz klassisch, mit dem Luftgewehr. 1970 fing er in Eckersmühlen an, wechselte nach Hilpoltstein und nahm bis zur höchsten deutschen Liga an Rundenwettkämpfen teil. 1986 brachte ihn Richard Sichert, Weltmeister aus Rednitzhembach, zur Armbrust. Heute, rund 30 Jahre und zahlreiche Wettkämpfe später, schmückt eine Vielzahl von Medaillen, Wimpeln, Pokalen und Urkunden seinen Keller. Unter anderem elf Deutsche Meistertitel – davon zehn im Einzel und einer in der Mannschaft – in der Kombinationswertung aus Hocharmbrust und der 30-Meter-Scheibe sowie etliche Bayerische und Deutsche Meistertitel mit der Hocharmbrust gewann Klemm, der seit 2015 unter anderem für die Armbrustschützengilde Wernberg-Köblitz aktiv ist, bislang.

Mehrfach verbunden

Neben dem aktiven Schießen ist der 65-Jährige dem Sport aber seit Jahren auch noch in anderer Weise verbunden. Als sich der Rednitzhembacher Richard Sichert, der einen Armbrust-Service aufgebaut hatte, 2001 zur Ruhe setzte, übernahm Klemm dessen Nachfolge. Stück für Stück arbeitete sich der gelernte Maschinenschlosser in die Armbrust-Technik ein. Mittlerweile hat er sich eine kleine, aber feine Werkstatt eingerichtet, in der er sich um Waffen aus der ganzen Republik kümmert. Egal ob es um eine normale Reparatur, den Umbau und die Modifizierung einer alten Waffe oder darum geht, für einen Kaderathleten noch etwas mehr aus dem Sportgerät herauszuholen – Georg Klemm ist der richtige Ansprechpartner. "Man findet eigentlich immer etwas, das man verbessern kann", meint der Rother, der nicht erst seit dem Ruhestand viele Stunden in der Werkstatt steht.

Wenn er einmal nicht dort unten zu finden ist, ist es gut möglich, dass er als Servicemann unterwegs ist. Denn bei Wettkämpfen bis hin zu Weltmeisterschaften ist Georg Klemm ein gefragter Mann. Für einen renommierten Schweizer Armbrusthersteller übernimmt er die Wartung und Reparatur der Waffen im deutschsprachigen Raum. Rund 80 Tage im Jahr ist er so mit seinem "Bauchladen", wie er es nennt, on Tour.

Mit 60 Kisten auf Tour

Dieser Bauchladen besteht aus einer rund 60 Kisten umfassenden Kleinbusladung an Material: Von Spezial-Bekleidung über Bolzen und Batterien bis hin zu kompletten Visierungen und noch vielem anderem mehr hat er praktisch alles im Gepäck, was ein Schütze im Notfall brauchen könnte. Sein Know-how in Sachen Armbrust-Sport macht sich mittlerweile auch der Deutsche Schützenbund zu Nutze. Seit 2015 arbeitet der Rother nämlich als Betreuer für die Deutsche Armbrust-Nationalmannschaft. Bei Meisterschaften oder Sichtungslehrgängen kümmert er sich dann zwar in erster Linie um die Schützen, bringt aber natürlich auch seine Technik-Kenntnisse mit ein.

Woher kommt diese Begeisterung für die Armbrust? Es mache einfach Spaß, "die ganze Technik zu verbessern, um noch mehr Leistung rauszuholen." Und noch etwas fasziniert ihn: "Die Mischung aus Tradition und Technik", die eine moderne Waffe bietet. Ausgetüftelte Zielvorrichtungen, elektronische Abzüge, spezielle vibrationsarme Bögen, Carbon statt Stahl – Material und Technik haben sich im Laufe der Zeit deutlich verändert, "das Grundprinzip ist aber seit Jahrhunderten dasselbe."

Noch viele Ideen

Sogar einige Erfindungen – einen Bolzenständer oder eine Transporttasche für den Bogen etwa – kann der bekennende Tüftler schon vorweisen. Auch wenn er noch nicht mehr verraten will, an den nächsten Entwicklungen ist er schon dran. Denn eines ist sicher: "Die Ideen gehen mir noch lange nicht aus!"