Vom großen Schiff in kleine Boote

28.6.2020, 15:11 Uhr

So eine Konfi-Einführung hatte es in der Kreisstadt noch nie gegeben. "In schrägen Zeiten gibt es eben auch schräge Gottesdienste", schmunzelte Pfarrerin Elisabeth Düfel. Der wohldurchdachte Ablauf war dabei viel mehr als ein Notprogramm. "Wir nutzen die Chance, Rituale zu hinterfragen und ihnen neuen Sinn zu geben." Auch wenn beim Gottesdienst-Experiment technisch nicht alles geklappt hat, wurden die Jugendlichen mit großen Symbolen, Orgeltusch und herzlichem Applaus empfangen.

55 Konfis samt Familien – das wären unter Corona-Bedingungen definitiv zu viele Menschen in der Stadtkirche. Deshalb hatten Elisabeth Düfel, Pfarrer Eberhard Hadem und Gemeindereferentin Christina Seelmann sich für heuer etwas einfallen lassen müssen.

Die Festgemeinde wurde kurzerhand geteilt. Die Konfis haben mit "Rückendeckung" durch jeweils zwei Familienangehörige einen großen Kreis um die Kirche gebildet. Im Kirchenschiff nahmen die anderen Angehörigen Platz. Wer sonst noch kam von der Gemeinde, durfte von der Empore aus dabei sein. Gefeiert wurde innen und außen, bei weit geöffneten Türen gemeinsam gebetet und gesungen. Auch wenn das ein oder andere Wort hier oder dort die dicken Kirchenmauern nicht überwinden konnte, war die Botschaft klar: Es ging um den Mut zu neuen Wegen, um Abgrenzung, Rückhalt und selbstbestimmtes Aufeinanderzugehen, darum, dass man sich an einem Übergang im Lebenslauf befindet, worauf man stolz und wofür dankbar sein kann.

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Lauter Applaus

 

Mit lautem Poltern verschafften sich die Konfis Eintritt zur Kirche durch eine Tür, die sonst immer verschlossen ist und direkt von draußen in den Altarraum führt. Ein Orgeltusch kündigte den Auftritt der Konfirmandinnen und Konfirmanden an. Sie wurden mit lautem Applaus in der Kirche begrüßt, liefen zwischen Taufschale und Hochaltar durch und verschwanden dann wieder auf der gegenüberliegenden Seite durch die Sakristei. Jede und jeder wurde dabei namentlich genannt. Beim Hinausgehen gab es ein Segensbändchen für das Handgelenk, das die Mädchen und Jungen durch die nächsten aufregenden Monate begleiten soll.

Noch etwas war noch nie da: Dass der vorangegangene Konfijahrgang noch nicht konfirmiert ist, wenn die Neuen kommen. Deren großes Fest musste im April nämlich ersatzlos ausfallen. Aber: Egal, wie die Zeiten sind, Konfi ist immer. Im besonderen Jahr 2020 eben ein paar Wochen später und ein bisschen öfter.

Im Laufe des Julis wird in der Stadtkirche an insgesamt zehn Terminen Konfirmation in kleinen Gruppen gefeiert. Der Gottesdienst wird für alle gleich sein, jeweils maximal vier Konfirmanden treten gemeinsam vor den Tisch des Herrn. "Das große Schiff, das sich Gemeinde nennt, steigt heuer in kleine Boote um."

 

Nur für Konfi-Familien

 

Sehr persönlich werden die kleinen Gottesdienste werden, an denen – wieder aus Gründen des ausreichenden Abstands – nur die Konfi-Familien teilnehmen sollen. "Wir bitten die anderen Gemeindemitglieder aber darum, den Konfis auf andere Weise ihre Verbundenheit auszudrücken."

Deshalb werden alle Termine und die jeweiligen Konfirmanden veröffentlicht. "Wer will, kann dann daheim, begleitet von den Glocken, mitfeiern." Die Hygieneregeln prägen auch diese Gottesdienste. So dürfen die Pfarrer den Konfirmanden nicht zu nahe kommen. Das gewohnte Handauflegen beim Segen und das Umhängen des Kreuzes danach verbieten sich. Auch darin kann Düfel Sinn finden: "So stülpen wir den Konfirmanden nichts über, sondern sie dürfen sich das Kreuz selbstbestimmt nehmen und es allein anlegen".

Die Konfirmationen beginnen am 4. Juli mit dem Sprengel III von Eberhard Hadem. Er konfirmiert am Samstag um 10 Uhr Linus Grämmer, Lukas Griesinger, Chris Lienert und Valentin Seßner. Um 11 Uhr ist die zweite Gruppe mit Sonja Fleps, Elena Mohr, Esther Reidner und Paula Reisch dran.

Am darauffolgenden Wochenende finden vier Konfirmationsgottesdienste des Sprengels II von Elisabeth Düfel statt. Am Samstag, 11. Juli, um 10 Uhr feiern Daniel Brandenburg, Jonas Othmann, Lea Schulze und Niklas Gerner. Um 11 Uhr folgen Dana Bayer, Paula Müller und Laura Theiss.

Am Sonntag, 12. Juli, um 14 Uhr stehen Mona Schulze, Eva Bachmann und Selina Schipfer im Mittelpunkt des Geschehens. Um 15 Uhr ist es für Lea Koslowski, Liliana Schwörer, Charlotte Beran und Lilly Fuchsbauer so weit.

Am 18. und 19. Juli werden die Konfirmationen des Sprengels I mit Johanna Bogenreuther gefeiert. Es beginnen Mia Leuchtenmüller, Sophia Daume, Gloria Faulhaber und Michelle Neumann am Samstag um 10 Uhr. Im 11 Uhr folgen Hermann Langenberger, Justin Sier, Emma Ziegler und Johanna Richter.

Weiter geht es am Sonntag um 14 Uhr mit Kim Scheithauer, Tom Nowak, Kim Amy Burger und Diana Schander. Den Abschluss bilden um 15 Uhr Jan-Luis Franz, Vincent Zurack und Sebastian Leutgeb.