Schnelltests in Schulen: Gut, aber aufwändig

13.4.2021, 13:50 Uhr

Vor Unterrichtsbeginn muss der negative Corona-Test vorliegen. An den Schulen im Landkreis Roth und in Schwabach läuft das Testen trotz heftiger Kritik vorab bisher sehr gut. © Jörg Halisch via www.imago-images.de, NN

Die ersten Schultage nach den Osterferien sind geschafft. Neu ist, dass Tests diesmal schon vor Schulbeginn anstanden. Einen negativen Corona-Test müssen seit Montag in Bayern alle Schülerinnen und Schüler vorlegen, bevor sie am Unterricht teilnehmen können. Die Selbsttests in den Schulen funktionieren "erstaunlich gut", heißt es, aber der logistische Aufwand ist "riesig". Und wer sich nicht testen lässt, hat Pech: Distanzunterricht gibt es nicht, aber - vielleicht - ein Angebot daraus.


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"Überraschend positiv" sind die Rückmeldungen aus den Grund- und Mittelschulen in Schwabach und dem Landkreis Roth, hat das Schulamt aus ersten Umfragen erfahren. Schulrat Alexander Schatz ist froh, dass die Testphase so gut angelaufen ist, "nachdem zuvor viel Unruhe geherrscht hat". Viele Schulen hätten sich eigens Unterstützung geholt, etwa vom Gesundheitsamt oder vom Roten Kreuz. "Und dann ist es wirklich gut gelaufen."

Mit Erklärvideo

Die Ideen waren unterschiedlich, aber sehr kreativ: Die Luitpold-Schule in Schwabach etwa hat schon vorher extra ein Erklärvideo für ihre Grundschulkinder ins Netz gestellt. Rektorin Silke Blomeyer zeigt da, wie man mit einem Wattestäbchen in der Nase herumfährt und dass es "nur ein bisschen kitzelt". Die Kinder konnten daheim schon mal probieren, was künftig täglich zum Programm vor Schulbeginn gehört.



An der Grundschule Nordring in Roth kommen seit Montag 85 Viertklässler und etwa 30 Notbetreuungskinder wieder ins Schulhaus. Den erste Testlauf dafür konnte Rektorin Katharina Distler bereits am Sonntagnachmittag durchziehen. "Wir haben das große Glück, dass unsere Elternbeiratsvorsitzende Ärztin ist", berichtet sie. "Sie hat am Sonntag die ersten 70 Kinder aus den vierten Klassen getestet, aber auch jüngere Kinder aus der Notbetreuung. Gerade für die Kleinen war mir wichtig, dass sie keine Angst vor dem Test haben." Es sei dann auch gar nicht schlimm gewesen. "Wie Nasepopeln", hätten die Kinder sachkundig festgestellt.

Und am Montagfrüh vor Schulbeginn mussten nur noch wenige Kinder den Test vor dem Unterricht machen. Aber: Acht Kinder von den 85 Viertklässlern und 30 Notbetreuungskindern an ihrer Schule kommen seit Montag nicht mehr, weil sich die Eltern gegen die Testpflicht aussprechen. Distanzunterricht gibt es für sie nicht, weil die Lehrkräfte ja gleichzeitig Unterricht in der Schule halten, sondern "Distanzlernen". Das heißt, diese Schüler werden mit Unterrichtsmaterial versorgt, sie bekommen die Wochenpläne per Mail zugeschickt, oder holen sie ab und bringen sie den Lehrern wieder zur Korrektur. Der Aufwand ist "enorm", aber den Ablauf nennt Distler bisher "sehr gut".

"Gar nicht schlimm"

Auch an der Johannes-Helm-Schule in Schwabach liefen die ersten beiden Tage "überraschend problemlos", stellt Rektorin Ulrike Ringlein fest. Mit Tafelbildern oder Videos wurden die Kinder vorher auf die Aktion vorbereitet. Ein Junge habe zwar große Angst vor dem Stäbchen gehabt, aber dann zugestimmt und ebenfalls gelassen bilanziert: "Gar nicht schlimm."

Rund 150 Schülern der zehnten, also Abschlussklassen absolvieren gerade an der Realschule Hilpoltstein das Testpensum. Die meisten von ihnen schon routiniert, "denn wir haben ja vorher schon freiwillige Tests angeboten", sagt Realschulrektor Stefan Bindner. Im Moment dauert die Prozedur noch eine halbe bis dreiviertel Stunde, aber er hofft, "dass wir es irgendwann in 20 Minuten hinkriegen". Wer sich nicht testen lässt oder keinen PCR-Test vorlegt - bisher niemand, der solle "ein Angebot aus dem Distanzunterricht bekommen", zitiert Bindner aus der entsprechenden Anweisung des Kultusministeriums. Was das genau sein wird? "Das überlegen wir, wenn es so weit ist", lacht er. "Ich hab mir abgewöhnt, Dinge zu planen, von denen ich nicht weiß, ob sie eintreffen."



Etwas anders als an den anderen Schulen und nicht gerade test-kompatibel läuft der Schulbeginn für die Abiturienten. "Der Stundenplan der Oberstufe ist individualisiert", berichtet Dr. Richard Kifmann, die insgesamt 130 Schülerinnen und Schüler der Q11 und Q12 treffen nicht nur zur ersten, sondern manche auch erst zur zweiten oder dritten Stunde ein. "Wir haben den Stundenplan komplett geändert", sagt der Leiter des Wolfram-von-Eschenbach-Gymnasiums in Schwabach. Von 7.50 bis 8.15 Uhr laufen jetzt die Tests, dann startet der Unterricht, und alle Stunden sind um fünf Minuten verkürzt, damit nicht nur die erste Stunde darunter leidet. Getestet werden natürlich auch die, die später kommen, für sie wurden extra Testräume eingerichtet.

"Ein Riesenaufwand" sei das natürlich, sagt Kifmann. Zunächst sei ja von freiwilligen Tests die Rede gewesen, also habe man schon vor den Ferien eine Riesenabfrage gestartet, wer sich testen lässt. Die ist inzwischen obsolet. Jetzt waren aber auf die Schnelle Materialbestellungen nötig: 800 Wäscheklammern, damit die Teströhrchen mit der Flüssigkeit auf den Tischen dann auch stehen können, Handschuhe für die Lehrer, Müllbeutel...

Aber auch er findet, es läuft "gut" bisher. Getestet wird (außer mittwochs) jeden Tag, und bisher hat niemand gefehlt oder den Test verweigert. "Die Schüler wollen ja Unterricht haben, für sie geht es in Richtung Abitur, die Motivation ist da." Und nicht nur für die Schülerinnen und Schüler, auch für die Lehrkräfte am Gymnasium, "die im Gegensatz zu Grundschullehrern noch nicht geimpft sind", bedeute das tägliche Testen "einfach ein besseres Gefühl". Wie das allerdings funktionieren soll, wenn dereinst "normaler" Unterricht mit allen Schülern stattfindet, das mag Kifmann noch nicht vorherzusagen. "Wenn dann jeden Morgen weitere 500 Schüler ins Gebäude kommen, ist das nochmal ne ganz andere Hausnummer."