Ersatz-Brücken können auch entzücken

10.5.2016, 09:00 Uhr

Am Pfingstmontag kurz nach 20 Uhr auf der A 6 in Forsthof ist die Stimmung unter 20 Arbeitern ähnlich wie vor einer großen Fernsehshow. Jeder weiß, was er gleich zu tun haben wird, alles ist besprochen und im Detail geplant. Theoretisch sitzt jeder Handgriff. Und doch: „Es kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren“, weiß Fachmann Anatol Kiesel, Sachgebietsleiter für Brücken bei der Autobahndirektion Nordbayern.

Am Tag darauf wird er jedoch zu Protokoll geben können: „Alles ist nach Plan gelaufen.“ Aber zurück zum Pfingstmontag. Noch fließt der Abend-Verkehr auf der A 6. Der Autokran eines Unternehmens aus Gräfelfing, das als größter Kranverleiher Deutschlands gilt, hat die 20 Tonnen schwere Konstruktion, die in ihrer Verästelung etwas an ein Baugerüst erinnert, bereits mit vier dicken Seilen am Haken.

Es erfolgt ein behutsames „Anlupfen“. Hier wird kontrolliert, ob die Last einwandfrei hängt und ob sie sich möglicherweise verdreht.

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Dann das Okay. Die bereitstehende Polizei bekommt das Signal, die temporäre Sperrung in beiden Fahrtrichtungen auszuführen. Unterhalb der noch bestehenden alten Brücke leert sich die Fahrbahn. Die eigentliche Installation kann beginnen.

Jetzt lernt die Behelfsbrücke, die ungefähr so viel Gewicht wie 15 VW Golf auf die Waage bringt, zu schweben. In einem kurzen Winkel zum Fahrzeug bringt der Autokran die Überführung in Position. Sie musste im übrigen nicht von einem Schwerlastverkehr angeliefert werden, wie Kiesel erläutert. Die einzelnen Teile konnten vor Ort zusammengesetzt werden.

Die Zeit läuft

Blendfreie Leuchtballons liefern in der einsetzenden Dämmerung das nötige Licht. Die Minuten laufen. Es gilt, die Installations-Zeit so kurz wie möglich zu halten, um den bereits einsetzenden Stau nicht unnötig auszuweiten. Dabei muss die stählerne Überführung in die vorhandenen Widerlager eingesetzt werden. Es geht im Millimeter.

Eine gute halbe Stunde nach Beginn der Sperrung kann die Polizei die Durchfahrt wieder freigeben. Die Behelfsbrücke sitzt wie ein passendes Puzzleteil. In den nächsten Tagen soll sie für Fußgänger und Fahrradfahrer frei gegeben werden. Noch gibt es Restarbeiten — unter anderen muss ein Weg versetzt werden.

Sechs Spuren brauchen Platz

Am Sonntagmittag wird die alte Brücke über die Autobahn in der Äußeren Rittersbacher Straße Geschichte sein. In der Nacht von Samstag auf Sonntag sollen die Abbrucharbeiten über die Bühne gehen. Eine Sprengung werde nicht erfolgen, sagt Kiesel. Der Abbruch laufe konventionell ab. Die genauen Zeiten will die Autobahndirektion noch bekannt geben.

Die genannten Maßnahmen stehen alle im Zusammenhang mit den aktuell laufenden Vormaßnahmen für den sechsstreifigen Ausbau der A 6. Die drei Fahrstreifen in jede Fahrtrichtung brauchen mehr Platz als bisher zwei Fahrspuren, weshalb eine Überführung mit größerer Stützweite nötig ist.