Gesichter und Geschichten aus 900 Jahren

13.12.2007, 00:00 Uhr

Ihre Romane sind Bestseller. Nun kommt ein neues Buch von ihr heraus. Doch diesmal ist Dr. Sabine Weigand nicht alleine. Diesmal gehört sie zu einem dreiköpfigen Autorenteam. «Und diesmal ist es nichts Fiktives, sondern real», sagt die Schwabacher Historikerin. Zusammen mit Eugen Schöler, dem früheren Konrektor der Realschule und renommierten Historiker, und Wolfgang Dippert, dem Leiter des Stadtarchivs, hat sie ein Mammutwerk der Lokalgeschichte geschrieben: das «Schwabacher Stadtlexikon».

37 statt 42 Euro

Druckreif fertig ist es bereits. Fertig gedruckt wird es aber erst im Februar sein. Doch erhältlich ist es schon jetzt. Als Subskription zum Vorzugspreis von 37 statt später 42 Euro. Die Gutscheine können in den Buchhandlungen Kreutzer, Lesezeichen und am Bahnhof sowie im Bürgerbüro erworben werden.

«Wir wollten das Weihnachtsgeschäft noch nutzen, das sage ich ganz ehrlich», erklärt Sandra Hoffmann-Rivero, die Pressesprecherin der Stadt, bei der vorläufigen Buchvorstellung. Die feierliche Präsentation folgt im Februar.

«Und das ist ja auch ein ideales Weihnachtsgeschenk», findet OB Hartwig Reimann. «Es erfüllt mich mit Freude und Glück, dass das Lexikon noch in meiner Amtszeit veröffentlicht wird», fügt er hinzu. Schließlichn hatte Reimann zusammen mit Stadtkämmerer Richard Schwager die Idee für das Lexikon. Bücher über Schwabach gibt es ja bereits einige. «Aber die Geschichtsschreibung der Stadt ist etwas zersplittert», sagt Reimann. Das ändert sich nun.

Denn das Lexikon ist ein Überblickswerk von den Anfängen bis zur Gegenwart. Zu verdanken ist dies vor allem Eugen Schöler, der auch als Herausgeber firmiert. «Wir haben versucht, ein erzählendes Lexikon zu schreiben, damit jeder einen möglichst einfachen Zugang bekommen kann», erklärt Schöler.

Zeit zur Reife

Möglich sei dies aber nur gewesen, weil die Stadt nie Druck gemacht habe. «So ein Projekt braucht Zeit, um reifen zu dürfen, und ich glaube, es hat sich gelohnt.» In loser Folge hatte das Tagblatt in den vergangenen Jahren fertig gestellte Auszüge bereits veröffentlicht.

Die rund 700 Textseiten sind reich bebildert. Verantwortlich dafür war vor allem Archiv-Leiter Wolfgang Dippert, der aber auch Texte geschrieben hat.

Wichtige Ideen und Anregungen beigesteuert haben zudem Klaus Huber, Herbert Spachmüller und Hans Grießhammer. Bei der wichtigen Schlussredaktion haben Sandra Hoffmann-Rivero und Dr. Christina Damasko mitgewirkt.

Der entscheidende finanzielle Beitrag kam von der Sparkassenstiftung. Das Lexikon wird mit einer Auflage von 1000 Stück erscheinen. Kosten: rund 48 000 Euro. 20 000 davon übernimmt die Stiftung. «Dieses Lexikon ist ja auch eine Meilenstein in der Dokumentation der Stadtgeschichte», begründet Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Matthias Nester das Engagement.

Angenehm lesbarer Stil

Durch die vielen Quellen- und Literaturangaben erfüllt das Lexikon wissenschaftliche Ansprüche. Durch seinen unverkrampften Stil behält es ein hohes Maß an Lesbarkeit. Zur Verständlichkeit trägt bei, dass alle wichtigen Fachbegriffe erklärt sind.

Vorgestellt werden wichtige Personen Schwabacher Zeitgeschichte. Noch lebende ausdrücklich eingeschlossen. So finden sich unter anderem auch OB Reimann, Ex-Fußballnationalspieler Manfred Ritschel oder die Künstlerin Roswitha Weber-Hohengrund wieder.

Auch dunkle Zeiten wie der Nationasozialismus werden beleuchtet. «Wir spielen uns nicht als Richter auf, aber wir schreiben auch keine Gefälligkeitsgeschichte», sagt Sabine Weigand.

Schwabach und die Revolution

Spannend auch, wie sich scheinbar ferne Weltgeschichte auf Schwabach auswirkt. So wird zum Beispiel der Aufschwung der heimischen Textilindustrie nach Napoleons Kontinentalsperre gegen England erläutert.

Und dann sind da noch die kleinen Fußnoten, die Schwabach zum großen Lauf der Dinge beigesteuert hat. Zum Beispiel stammt das Geländer des Balkons, von dem aus Lenin 1917 die russische Revolution ausgerufen hat, aus - Schwabach. «Man stelle sich vor, Lenin wäre vom Balkon gefallen», gibt Reimann launig zu bedenken. «Ohne die Schwabacher Wertarbeit wäre die Weltgeschichte ganz anders verlaufen.»