Glosse: Wer ist Schuld, wenn der Vorname nicht passt?

5.3.2017, 05:58 Uhr

Horst (Seehofer) und Angela (Merkel): Die Vornamen passen. © dpa

"Einen Wilhelm stellt man sich anders vor als einen Kevin." Dieser einfache und einleuchtende Satz stand am Anfang eines Artikels, der vor kurzem in dieser Zeitung in der Rubrik Weltspiegel zu lesen war. Es ging um die Studie eines Forscherteams von der Hebrew University in Jerusalem.

Dabei wurden Hunderten Versuchspersonen verschiedene Porträtfotos und dazu eine Auswahl von vier bis fünf Vornamen vorgelegt. Die Aufgabe: Ordne dem Foto den richtigen Vornamen zu. Das gelang erstaunlich oft. Die Quote für eine richtige Zuordnung lag je nach Experiment bei 25 bis 40 Prozent. Bei bloßen Zufallstreffern hätte die Quote nur bei 20 bis 25 Prozent liegen dürfen.

Zunächst einmal: Danke für diese Erkenntnis, liebe Wissenschaftler! Da kann die Erforschung eines Heilmittels für Krebs sicher noch etwas warten.

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Wir gehen den Dingen auf den Grund

Allerdings ist das Tagblatt bekannt dafür, den Dingen auf den Grund zu gehen. Also machen wir auch hier die Probe aufs Exempel. Die Frage lautet: Passt der Vorname zum Gesicht?

Test Nummer Eins: Horst Seehofer. Gesicht und Vorname sind eine Einheit. Der Mann macht sich gerne mal zum Horst. Passt.

Test Nummer Zwei: Angela Merkel. Donnerwetter, da scheint was dran zu sein! Genau so stellt man sich eine Angela vor. Allerdings werden aus Dankbarkeit "Angela" getaufte Flüchtlingskinder in 20 Jahren eher gegen die These sprechen.

Ein Donald, wie er im Buche steht

Test Nummer Drei: Donald Trump. Komische Frisur, leicht verwirrter Gesichtsausdruck – ein Donald, wie er im Buche steht.

Test Nummer Vier: Amadeus Benedict Edley Luis Becker. Jetzt wird’s schwierig. So heißt nämlich der Sohn von Boris Becker und Ehefrau Lilly. Wir wissen nicht, wie der Kleine aussieht. Aber wie zum Teufel soll man sich einen Amadeus Benedict Edley Luis denn vorstellen? Oder einen Henry Günther Ademola Dashtu Samuel (Sohn von Seal und Heidi Klum)?

Jede Wette, dass die Versuchspersonen der Studie dem Sohn von Seal und Heidi Klum nie im Leben den Namen Henry Günther zugeordnet hätten – ganz egal, wie der Junge aussieht. Bei den heutigen Trends ist es ja ohnehin schwierig. Ist der typische Oskar jetzt acht oder 80 Jahre alt? Oder die typische Mathilde? Irgendwann kommen vielleicht Namen wie Heribert oder Waltraud wieder in Mode. Das wird ein Spaß auf dem Spielplatz.

Die Eltern sind Schuld

"Ein soziales Etikett wie der Name beeinflusst anscheinend unser Aussehen", schreiben die Forscher in ihrer Studie. "Von der Minute unserer Geburt unterliegen wir einer sozialen Gestaltung, nicht nur durch Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit und sozioökonomischen Status, sondern durch die Wahl, die andere für unseren Namen getroffen haben."

"Andere"? Moment mal, da liegt doch der Denkfehler. Die Eltern bestimmen den Vornamen. Und die Eltern bestimmen auch das Aussehen – über die Gene. Wir behaupten: Da besteht ein Zusammenhang!

So, nachdem das geklärt ist, wenden wir uns wieder der Suche nach einem Heilmittel für Krebs zu.