Schölers Beitrag zu neuem Standardwerk

10.1.2009, 00:00 Uhr

Dem Schwabacher Heraldiker Eugen Schöler wurde in Dr. Fleischmanns gewaltigem Werk, das 2007 von der Universität Augsburg zur Habilitation angenommen wurde, eine besondere Ehre zuteil: Dr. Fleischmann hat nahezu 100 Zeichnungen von Nürnberger Patrizierwappen aus der Feder von Eugen Schöler (alle aus dessen Buch «Historische Familienwappen in Franken») in sein Werk aufgenommen; die Wappenzeichnungen leiten wie Initialen die einzelnen Familiengeschichten ein.

Durch Fleischmanns Recherchen in rund 900 Biographien der einstigen Ratsherren aus 37 führenden Patriziergeschlechtern und zahlreichen Archiven konnte der Verfasser den Gründen für die jahrhundertelange wirtschaftliche Weltgeltung der einstigen Reichsstadt nachspüren, die – einzigartig in Deutschland – von einer spätestens ab 1521 abgeschlossenen Oligarchie verantwortungsbewusster und wirtschaftlich erfolgreicher Familien regiert wurde: Hier galt nicht Vetternwirtschaft als Aufstiegsgarantie, sondern Können, Leistungsbereitschaft, Pflichtbewusstsein gegenüber der Allgemeinheit und absolute Loyalität als Voraussetzung für die Aufnahme in das oberste Beratungsgremium, dessen 42 Mitglieder in einer äußerst kargen Ratsstube tagten.

Wer aus diesem Kreis gegen die Regeln der Gemeinschaft verstieß oder sich heimlich auf Kosten der Stadt bereicherte, wurde von den eigenen Standesgenossen unnachsichtig bestraft. Die später Preußen zuge- schriebene Grundregel «Mehr sein als scheinen» galt als ungeschriebenes Gesetz.

Spannende Verbindung

Manche der geschilderten Lebensschicksale Nürnberger Patrizier waren in besonderer Weise mit Schwabach verbunden: So erinnert noch heute ein Straßenname in Unterreichenbach an die Herkunft der Nürnberger Patrizierfamilie Stromer von Reichenbach, der Name Volckamer-Straße in Wolkersdorf wiederum an dieses bedeutende Geschlecht, dessen Name unter anderem mit der Geschichte des Schwabacher Spitals verbunden ist; 1413 bis 1419 war Schwabach samt Burg Kammerstein an die Nürnberger Geuder verpfändet (die Grabplatte für Konrad Geuder befindet sich noch immer in der Evangelischen Stadtkirche) und die Fürer von Haimendorf besaßen lange das Schloss in Wolkersdorf.

Der Nürnberger Stefan Gabler (Genannter des Äußeren Rats), dessen Ehefrau eine Nichte des Schwabacher Stadtpfarrers Linck gewesen ist, stiftete den Altar der Schönen Maria in die Schwabacher Stadtkirche.

Flucht nach Schwabach

Nicht wenige Patrizier entzogen sich durch Flucht ins markgräfliche Schwabach dem Einflussbereich ihrer heimatlichen Reichsstadt Nürnberg. So zum Beispiel 1465 Anton Paumgartner, dann 1515 die unvergessene Dorothea Haller, geb. Landauer (die sich im väterlichen Schloss Wolkersdorf unter den Schutz des Ansbacher Markgrafen stellte) und noch 1729 Johann Joachim Nützel von Sündersbühl mit Ehefrau Elisabeth Geuder.

Einem Nürnberger Patrizier bleibt die Stadt Schwabach bis heute in Dankbarkeit verbunden, der leider auf furchtbare Weise für den wirtschaftlichen Erfolg der Reichsstadt «zu büßen» hatte: Wilhelm Derrer war 1498 im Alter von 36 Jahren zum jungen Bürgermeister Nürnbergs gewählt und ein Jahr später bei Erlenstegen von dem üblen Raubritter Kunz Schott von Schottenstein und seiner Bande überfallen worden. Man schlug Derrer die rechte Hand ab und schickte den Schwerverletzten gleichsam als «lebende Mahnung» nach Nürnberg heim. Das Verbrechen wurde nie gesühnt, da mächtige Feinde Nürnbergs den Täter und seine Helfer deckten. Exakt dieser Bürgermeister Wilhelm Derrer ist es gewesen, der 1507 für einen Betrag von mehr als 600 Gulden bürgte, die der berühmte Maler Michael Wolgemut als Honorar für die Fertigstellung des Schwabacher Hochaltars erhalten sollte.