Schwabacher Berufsschule: Sanierung wird über zwei Millionen teurer

27.2.2018, 06:00 Uhr

Nach oben führt nicht nur das Treppenhaus in der Berufsschule, sondern auch die Kostenschätzung für die Generalsanierung des Gebäudes. Dennoch hat der Stadtrat die Zustimmung zu dieser Maßnahme einstimmig bekräftigt. © Foto: Wilhelm

Die Kostenschätzung für die Generalsanierung des Berufsschulgebäudes im Schulzentrum Mitte ist explodiert: von fünf auf 7,275 Millionen Euro. Abzüglich der staatlichen Förderung muss die Stadt 3,25 Millionen stemmen – eine Million mehr als zunächst gedacht.

Hat nun auch Schwabach seinen "Berliner Flughafen" in Form der Berufsschule? Offenbar nicht. Von großer Empörung über eine etwaige grobe Fehleinschätzung der Bauexperten war in der Stadtratssitzung am Freitag nichts zu spüren.

Erst Schock, dann Analyse

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Im Gegenteil: Dem ersten Schock war die nüchterne Analyse der Situation gefolgt. Und die bietet kaum Stoff für den großen Aufreger. "Hier wurde nichts falsch geschätzt", betonte Detlef Paul. Zu den neuen Zahlen ist man nach der eingehenden Untersuchung des Gebäudes gekommen.

Ergebnis: Der Umbaubedarf für die künftige Nutzung ist noch deutlich größer als zunächst absehbar. "Das ist alles plausibel und nachvollziehbar", finden nicht nur Paul und die CSU.

Einstimmiger Beschluss

Auch alle anderen Fraktionen formulierten keinerlei Vorwürfe, sondern kamen zu dem selben Ergebnis: Trotz der Steigerung wird die Sanierung des Gebäudes fortgesetzt. Dies wurde einstimmig beschlossen.

Die "Kostentreiber": Wie es zu der Steigerung kommen konnte? Zum einen stammt die erste grobe Kalkulation bereits aus dem Jahr 2009.

Die genaue Überprüfung des Gebäude im Jahr 2017 ergab, dass die geplanten Umbaumaßnahmen wie die Einrichtung einer Mensa aus Gründen der Statik teils neue Fundamente erfordern.

Auch der Trittschallschutz ist unzureichend. Die Folge: In allen Klassenzimmern und Fluren müssen die Böden entfernt und eine geeignete Trittschalldämmung eingebaut werden, um den heutigen DIN-Normen zu entsprechen. Einzige Ausnahme ist das Treppenhaus. Deutlich verbessert werden muss zudem der Brandschutz. Die Betondecken benötigen eine neue Brandschutzbeschichtung.

Alternativen verworfen

Neubau als Alternative? Angesichts der erhöhten Kosten hat die Bauverwaltung denkbare Alternativen ausgearbeitet. Die reichen von verschiedenen Neubauvarianten bis hin zu einer "interimsweisen Ertüchtigung" und einem späteren Neubau. Alle diese Überlegungen wurden letztlich aber verworfen.

Der Eigenanteil bei einem Neubau wäre zwischen 3,75 und 4,89 Millionen Euro gelegen. Und die bisherigen Planungskosten von rund 150 000 Euro wäre verloren gewesen. Doch entscheidend waren noch nicht einmal diese Kosten.

Ausschlaggebend war vielmehr der Faktor Zeit. Ein Neubau hätte eine komplett neue Planung erfordert und damit eine erhebliche Verzögerung bedeutet. Das aber hält der Stadtrat gegenüber den künftigen Nutzern für nicht verantwortbar.

Künftige Nutzung durch Luitpoldschule und Adam-Kraft-Gymnasium: Die Berufsschule wird im Frühjahr ins Alte DG umziehen, wenn dessen Generalsanierung abgeschlossen ist. Damit bekommt sie moderne Räume.

Drei auf einen Streich

Gleichzeitig bietet sich die Chance, mit der Generalsanierung des jetzigen Berufsschulgebäudes die Raumnöte zweier anderer Schulen im Wesentlichen zu lösen: zum einen des Adam-Kraft-Gymnasiums und zum anderen der Luitpoldschule.

Das Adam-Kraft-Gymnasium hat seit Jahren die Oberstufe ins Alte DG ausgelagert. Eine Notlösung wurde zum Dauerzustand. Das Konzept für das Alte DG sieht das aber nicht mehr vor. Als Ausgleich erhält das AKG zehn Klassenzimmer in der jetzigen Berufsschule, also in unmittelbarer Nachbarschaft.

Die Luitpoldschule wird ebenfalls profitieren. Sie bekommt Räume für den geplanten gebundenen Ganztageszug. Dafür ist auch eine Mensa vorgesehen.

Diskussion über Mensa: Aber ist diese Mensa tatsächlich notwendig? Oder könnte nicht auch die im AKG vorhandene Mensa von der Luitpoldschule mitgenutzt werden? Gibt es hier also Einsparmöglichkeiten?

"Uns geht es darum, zwei Küchen zu vermeiden, denn die Küche ist sehr teuer", erklärte Dr. Gerhard Brunner für die SPD-Fraktion. Eine Überlegung, der sich auch die anderen Fraktionen anschlossen. Deshalb soll es ein weiteres Gespräch mit der Luitpoldschule geben. Zudem soll die Verwaltung klären, ob ein Verzicht auf die Mensa Fördergelder für die Ganztagsklassen gefährdet.

Grobkonzept für Außenanlagen: Neu gestaltet sollen auch die Außenanlagen werden, sprich der Schulhof. OB Matthias Thürauf schlug vor, dafür "ein Grobkonzept" als Grundlage für die Feinplanung durch Architekten zu entwickeln. Dabei sollen offene Fragen von der Radwegenutzung bis hin zu Spielmöglichkeiten und Absperrungen grundsätzlich geklärt werden.

Konsens im Stadtrat: "Eine Generalsanierung ist wie ein Neubau einzuschätzen. Sie ist der beste Weg, vor allem zeitlich", betonte Detlef Paul (CSU).

"Wir kommen zur selben Schlussfolgerung", schloss sich SPD-Fraktionssprecher Werner Sittauer an. Bedenken hat die SPD allerdings wegen der Mensa.

Bitte überprüfen

Deren Notwendigkleit wollen auch die Grünen und die Freien Wähler überprüft wissen. "Im künftig wieder neunjährigen Gymnasium gibt es weniger Nachmittagsunterricht. Wir müssen gut überlegen, inwieweit die vorhandene Mensa die Ganztagespläne der Luitpoldschule ermöglicht", sagte Klaus Neunhoeffer (Grüne).

"Die Generalsanierung ist die beste Lösung, aber zwei Mensen gefallen auch uns nicht", erklärte Bruno Humpenöder (Freie Wähler). "Wenn möglich, sollte man Steuergelder sparen."