Trotz weniger Klicks ins Amt: Bürger bevorzugen Behördengang

27.8.2015, 06:00 Uhr

So halten es auch die meisten Menschen in Deutschland. Laut dem vor Kurzem vorgestellten „E-Goment-Monitor 2015“ erledigten 39 Prozent der deutschen Internet-Nutzer in den vergangenen zwölf Monaten Behördengänge auf elektronischem Wege. Ein Jahr zuvor waren es noch 45 Prozent gewesen, und im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegt Deutschland abgeschlagen zurück. In der Schweiz, Österreich und in Schweden liegen die Nutzungswerte zwischen 69 und 75 Prozent.

Selbst in Erlangen, dem bayernweiten Pionier in Sachen E-Government, liegt der Anteil von online ausgeführten Anträgen und Anfragen nicht signifikant über dem bundesweiten Durchschnitt. Dabei werden in der Hugenottenstadt schon seit rund 15 Jahren elektronische Bürgerdienste angeboten, die vor drei Jahren in der „Erlangen App“ gipfelten. Mit dem Programm für Smartphones können die Erlanger eine Vielzahl von zusätzlichen Funktionen nutzen, zum Beispiel einen elektronischen Müllabfuhr-Kalender, der den Nutzer alarmiert, wenn er die entsprechende Tonne auf die Straße stellen muss. 2012 gab es dafür den von der Bayerischen Staatsregierung und einem Mobilfunk-Anbieter ausgelobten „Public Brain Award“.

Dennoch ist man auch in Erlangen noch ein gutes Stück vom Online-Rathaus entfernt, wo sich alles mit einigen Mausklicks erledigen lässt. Die Mehrheit der „Kunden“ nimmt nach wie vor den Weg in die Amtsstuben auf sich. Wie gut die elektronischen Bürgerdienste im Detail laufen, darüber kann man nur spekulieren,  weil viele Behörden auf ihren Webseiten bis jetzt keine Statistik-Funktionen installiert haben. Wie viele Nutzer welches Bildschirm-Menü wann angeklickt haben und welches Antragsformular wie oft heruntergeladen wurde – das können zum Beispiel die Mitarbeiter des Landratsamtes Roth bislang nur teilweise nachvollziehen. In absehbarer Zeit soll ihre inzwischen in die Jahre gekommene Homepage zwar neu gestaltet werden, doch angesichts der angespannten Personalsituation – auch wegen der aktuellen Flüchtlingsproblematik – wird das wohl noch eine Weile dauern.

Homepage wurde neu gestaltet

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Die Bürger im Landkreis Ansbach wiederum können seit 2012 auf eine grundlegend neu designte und entsprechend benutzerfreundliche Homepage des Landratsamtes zurückgreifen. Der „Renner“ schlechthin unter den E-Government-Angeboten ist das Wunschkennzeichen, andere intensiv genutzte Angebote und Informationen wie der Abfallfuhrplan oder der Veranstaltungskalender sind ebenfalls  mit einem Mausklick zu erreichen, Auch in den anderen Landkreisen der Metropolregion ist die Kfz-Zulassungsstelle das Sachgebiet, das am häufigsten angeklickt wird.

Wenn die technischen Hürden etwas höher werden, brechen die Nutzer-Zahlen allerdings schlagartig ein. Um zum Beispiel eine rechtsgültige „digitale Unterschrift“ machen zu können, braucht der Bürger entweder eine sogenannte DE-Mail oder den elektronischen Identitätsnachweis (eID) des neuen Personalausweises. Hinzu kommen die Installation von Software und der Einsatz eines externen Kartenlesegerätes - angesichts dieses Aufwandes überlegen sich auch technikbegeisterte Menschen, ob sich dieser Aufwand für ein oder zwei Behördengänge im Jahr wirklich lohnt.