Nach Großeinsatz in Pappenheim: Polizei hat ersten Verdächtigen

2.9.2014, 12:17 Uhr

13 Polizeistreifen, Feuerwehr, BRK, Notarzt und Hubschrauber: Der Notruf über eine angebliche Schießerei löste am Sonntagnachmittag einen Großeinsatz in Pappenheim aus. Für den Anrufer kann das sehr teuer werden. © News5/Goppelt

Am Sonntagnachmittag geht bei der Integrierten Leitstelle Mittelfranken-Süd in Schwabach ein telefonischer Notruf ein: Der männliche Anrufer berichtet von einer Schießerei in der Bürgermeister-Oppel-Straße in Pappenheim. Eine Person würde alles „kurz und klein“ schlagen und „um sich schießen“. Es gäbe zwei Verletzte, außerdem habe der Täter die Wohnung angezündet. Seinen Namen nennt der Anrufer nicht.

Sofort werden die Einsatzkräfte mobilisiert: 13 Streifenwagen aus den nächstgelegenen Polizeidienststellen werden zum vermeintlichen Tatort geschickt, darunter auch Einheiten aus Schwaben und Oberbayern. Feuerwehr, Notarzt und Rettungswagen des BRK rasen ebenfalls in die Bürgermeister-Oppel-Straße, ein Hubschrauber der Flugrettung kreist über der Stadt. Sogar das Spezialeinsatzkommando (SEK) des Polizeipräsidiums Mittelfranken wird alarmiert. Doch als die Einsatzkräfte bei dem Wohnblock in Pappenheim ankommen, finden sie nichts – keine Verletzten, kein Feuer.

„Wir gehen derzeit von einem absichtlichen falschen Alarm aus“, berichtet Theo Rauwolf, der stellvertretende Dienststellenleiter bei der Polizeiinspektion in Treuchtlingen. Weil der Mann ein Festnetztelefon benutzt hat, konnte die Polizei den Anruf auch relativ schnell zu einem Anschluss in Treuchtlingen zurückverfolgen - und der Tatverdächtige ist der Polizei kein Unbekannter.

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„Wir hatten am selben Tag schon vorher einen Polizeieinsatz bei dieser Person“, berichtet Rauwolf. „Es hat sich dabei um die Vollziehung eines Haftbefehls gehandelt.“ Die Beamten hatten den Mann in seiner Wohnung aber nicht angetroffen. „Wir gehen da­von aus, dass da ein Zusammenhang besteht“, vermutet der stellvertretende Dienststellenleiter. „Eventuell ein Ablenkungsmanöver.“

Verdächtiger derzeit "nicht greifbar"

Warum der Anrufer allerdings ausgerechnet die besagte Adresse in Pappenheim als Tatort genannt hat, ist für die Polizei unklar. Der Verdächtige konnte bislang auch noch immer nicht festgenommen werden: Wie die Polizei in Treuchtlingen mitteilt, ist er derzeit „nicht greifbar“.

Weil es einen möglichen Zusammenhang zwischen der Falschmeldung und dem ausstehenden Haftbefehl gibt, glaubt die Polizei auch nicht, dass der Anrufer etwas mit dem so­genannten „Swatting“-Trend zu tun hatte. Dieses aus den USA kommende Phänomen beschreibt das absichtliche falsche Alarmieren von Spezialeinsatzkommandos (SWAT-Teams) zu reinen Belustigungszwecken.

Den Anrufer wird sein Ablenkungsmanöver vermutlich teuer zu stehen kommen: Auf ihn wartet eine Anzeige wegen missbräuchlicher Benutzung von Notrufen, im schlimmsten Fall muss er dann die Kosten für den Einsatz bezahlen. „Da werden sicher einige Tausend Euro zusammenkommen“, vermutet Rainer Seebauer vom Polizeipräsidium Mittelfranken.

Die genaue Höhe müsste dann noch errechnet werden: Sie setzt sich aus der Zahl der Einsatzkräfte und der Einsatzzeit zusammen – und zwar nicht nur von der Polizei, sondern auch von Feuerwehr und Rettungsdienst.